Eine Serie sollte an diesem Tag fallen, es traf die des FCO. Nach neun ungeschlagenen Spielen mussten sich die Neugersdorfer den Babelsbergern, die ihre sechste Begegnung am Stück gewannen, beugen. In einer intensiven Partie unterlagen die Oberlausitzer mit 1:2, brauchten sich aber für ihre Leistung auf keinen Fall zu entschuldigen.
Es war ein rassiges und kurzweiliges Regionalligaduell. Almedin Civa, Trainer der Babelsberger, brachte es auf den Punkt: "Es war ein sehr gutes Spiel, von viel Respekt geprägt, mit vielen Zweikämpfen. Aber wenn man sieht, wie die Jungs miteinander umgegangen sind, nicht gemeckert haben und immer weiterspielten, das hat Spaß gemacht." Beide Mannschaften gingen die Partei mit viel Offensivgeist an, beide waren mit ihren ersten Gelegenheiten erfolgreich. Das Babelsberger Führungstor entsprang einem Doppelpass zwischen Manuel Hoffman und Kubilay Büyükdemir, den Hoffman aus spitzem Winkel versenkte. Nach einer Ecke von Štepán Vachoušek erzielte Dennis Blaser fast im Gegenzug seinen vierten Saisontreffer, was Civa seiner Deckung ankreidete: "Wir haben seit Ewigkeiten kein Standardgegentor mehr bekommen. Diesmal haben wir gepennt." Der schnelle Ausgleich zeigte aber auch, welches Selbstvertrauen die Neugersdorfer in den letzten Wochen getankt hat. Es entwickelte sich ein tempostarkes Spiel, in dem sowohl Babelsberg als auch die Oberlausitzer einen enormen läuferischen Aufwand betrieben, den Ball schnell und direkt laufenließen. Eine Augenweide die Pässe von Vachoušek, die viele Räume öffneten und Bocar Djumo in der ersten Halbzeit zwei dicke Gelegenheiten brachten. Erst verfehlte der den Kasten (31.), dann zimmerte der Portugiese den Ball unter das Tribünendach (43.). Zudem prüfte Oliver Merkel Babelsbergs Torhüter Marco Flügel mit einem Distanzschuss (41.). Auf der anderen Seite reagierte Samuel Aubele stark bei einem Schuss von Abdulkadir Beyazit (36.) und hatte Glück, dass der gleiche Spieler den Kasten ganz knapp verfehlte (28.) und Merkel sich in einen Schuss von Tino Schmidt warf (42.).
"Es war ein sehr abwechslungsreiches Spiel, schnell, kurzweilig, intensiv. Dazu haben beide Mannschaften beigetragen" - auch in der zweiten Halbzeit, wenngleich beide Mannschaften das hohe Niveau des ersten Durchgangs nicht mehr aufrechterhalten konnten. Manfred Weidner sah nun, dass hüben wie drüben die Genauigkeit in den Pässen etwas abhanden kam, dafür die Härte bei Zweikämpfen stieg, ohne aber in Unfairness auszuarten. Nun fand die Partie auch mehr zwischen den Strafräumen statt, erst Mitte der zweiten Halbzeit näherte sich Djumo dem Kasten von Flügel wieder gefährlich an, doch wieder hatte er mit seinem Abschluss kein Glück (71.). Das hatten dann die Babelsberger unmittelbar darauf. Philip Saalbach schlug einen weiten Ball, Sven Reimann lenkte die Kugel leicht ab und ließ Aubele so ins Leere laufen. Erdal Akdari hatte dann leichtes Spiel, den Siegtreffer zu erzielen (72.). "80 % des Tores gehören Sven, ich musste nur noch den Fuß hinhalten", strahlte der Torschütze. "Letztendlich haben wir zwei Tore zugelassen, die etwas unglücklich aussahen. Doch nach dem 1:2 haben wir uns nochmals aufgebäumt." Weidners Truppe mühte sich fortan um den Ausgleich, doch fehlte in der Spitze der Biss, die Durchschlagskraft. Weil die Neugersdorfer nun alles nach vorn warfen, ergaben sich für die 03er Kontermöglichkeiten, wobei Aubele gut gegen Reimanns Kopfball reagierte (76.). Als der flinke Hoffmann, dem im Hinspiel ein herrliches Fallrückzieher-Tor gelang, mit einem Pass die Abwehr der Gäste aushebelte, hatten diese Glück, dass Schmidt, der alleine vor Aubele auftauchte, nicht die Nerven hatte, den Sack zuzumachen (84.). "Dass nach dem 2:1 noch die eine oder andere Chance für Babelsberg entstand, weil wir versucht haben, den Ausgleich zu erzielen, ist normal." Trotzdem war Weidner mit der Leistung seiner Mannschaft sehr zufrieden: "Mir hat das Spiel gefallen, wir haben uns hier in Babelsberg sehr gut aus der Affäre gezogen, gegen eine Mannschaft, die sehr gut den Ball laufenließ. Wir haben nicht viel zugelassen und ihnen zugesetzt." Am Ende gab es sogar noch ein Lob von seinem Kollegen: "Ich mag solche Mannschaften, ehrliche Arbeiter. Auf dem Platz muss es schon mal krachen, aber alles ging Auge in Auge ab. Das macht den Sieg für uns noch wertvoller."
Am Sonnabend wird diese Saison, die durch die vielen Spielabsagen in einer chaotischen Rückrunde in Erinnerung bleiben wird, abgepfiffen. Zur letzten Begegnung kommt Energie Cottbus in die Sparkassen-Arena. Der unangefochtene Staffelsieger wird in Neugersdorf mit Sicherheit nicht die Beine hochlegen, denn er hat danach noch drei wichtige Begegnungen zu absolvieren, das brandenburgische Pokalfinale in Babelsberg sowie die beiden Relegationsspiele gegen den Sieger der Nordstaffel. Da gilt es, für Claus-Dieter Wollitz und seine Jungs die Spannung hochzuhalten. Die Neugersdorfer Zuschauer dürfen sich also auf ein interessantes Saisonfinale freuen.
Jens Kölz |
Tore: 1:0 Hoffmann (7.), 1:1 Blaser (11.), 2:1 Akdari (72.)
SV Babelsberg 03 Flügel - Okada, Akdari, Saalbach, Salla (46. Wilton) - Büyükdemir (46. Abderrahmane), Reimann - Dombrowa, Schmidt, Hoffmann - Beyazit (66. El-Jindaoui
FC Oberlausitz Neugersdorf Aubele - Merkel, Wolf, Matula, Komnos - Petrick, Dittrich , Vidal, Vachoušek , Djumo - Blaser (56. Stohanzl)
Zuschauer: 1.367 SR: Philipp Kutscher (Berlin) SRA: Max Burda, Robert Wessel |
Vorbericht
Mit dem letzten Mittwochsspieltag wird die Tabelle nun endlich begradigt. Für die Neugersdorfer steht das letzte Auswärtsspiel der Saison an, sieht man einmal vom Pokalfinale bei Sachsen Leipzig ab. Diesmal geht es zum SV Babelsberg, Schiedsrichter Philipp Kutscher pfeift die Partie um 19 Uhr an.
Für beide geht es eigentlich um nichts mehr. Der FCO hat am vergangenen Sonntag durch den Sieg in Neustrelitz gepackt. Das gelang dem Konkurrenten schon etwas eher. Als die Babelsberger im vergangenen Monat nach den Niederlagen in Bautzen und gegen Auerbach plötzlich selbst in die Gefahrenzone gerieten, konnten sie das Ruder wieder herumreißen. Nach zuletzt fünf Siegen am Stück liegen die 03er inzwischen auf dem fünften Platz. Sowohl die Babelsberger als auch die Oberlausitzer könnten zum Ende der Saison eigentlich die Beine hochlegen, wäre da nicht das Pfingstwochenende. Auch die 03er haben das Finale ihres Landespokals erreicht. Sie treffen dort auf Energie Cottbus und hoffen, wie auch die Neugersdorfer darauf, mit einem Sieg in diesem Spiel die erste Hauptrunde im DFB-Pokal zu erreichen.
Doch zuvor müssen beide noch im Liga-Alltag ran. In der vergangenen Saison musste sich der FCO in Babelsberg mit 2:5 beugen. Milan Matula und Josef Marek trafen damals für die Oberlausitzer. Aus der Hinrundenbegegnung, die durch Paul-Georg Beckers Ausgleichstreffer 1:1 endete, blieb vor allem der Führungstreffer der Babelsberger in Erinnerung. Manuel Hoffmanns Fallrückzieher kam bei der ARD in die Auswahl zum Tor des Monats und belegte im September den dritten Platz.
Jens Kölz |