Spielberichte - 1. Männer 2015/16

Pokal 2015/16

Vorbereitung 2015/16

 
   

Regionalliga Nordost - Saison 2015/16


Punktspiele
Saison 2015/16
Spieltag 1. 2.  3. 4. 5. 6. 7.  8. 9. 10.  11.  12. 13.  14. 15. 16. 17.
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34. Spieltag - Sonnabend, 21.05.2016 - 13.30 Uhr
FC Viktoria 1889 Berlin – FC Oberlausitz Neugersdorf     3:0 (0:0)
Drei Monate war er verletzt. Als er in der 64. Minute eingewechselt wurde, jubelten die Zuschauer im Stadion Lichterfelde, als ahnten sie schon, was sie kurz darauf sehen würden. Karim Benyamina kam, sah und brachte binnen zwei Minuten seine Mannschaft mit einem Doppelschlag auf die Siegerstraße. "In der zweiten Halbzeit waren wir besser im Spiel, solange Karim Benyamina draußen war. Er hat den Unterschied gemacht und mit zwei Aktionen das Spiel entschieden", sagte Trainer Vragel da Silva, der mit ansehen musste, wie sein FCO in kurzer Zeit das letzte Saisonspiel abgab.
Bei angenehmen Bedingungen entwickelte sich ein munteres Spiel, in dem die Berliner zunächst die Initiative übernahmen. Sie näherten sich dann als erste gefährlich dem gegnerischen Tor. Mattia Trianni konnte Franco Flückiger im Neugersdorfer Tor nicht überwinden (8.), Mike Eglseder verfehlte das Ziel nur knapp (16.) und Caner Özcin fand im FCO-Torhüter seinen Meister (26.). "Wir haben in der ersten Halbzeit ein gutes Spiel gemacht. In der torgefährlichen Zone waren wir aber etwas zu überhastet." Ersan Parlatan, Trainer der Viktoria, freute sich über die Leistung seiner Mannschaft, die in den letzten sechs Spielen sieglos blieb, die ganz großen Möglichkeiten bis dahin aber noch nicht sehen konnte. Die richtigen Chancen ergaben sich nach etwa einer halben Stunde, zuerst für Viktoria (Nils Stettin(31.)) und dann für die Oberlausitzer. Erst traf Maxim Banskiewicz den Außenpfosten worauf sich Karl Petricks Nachschuss in der Viktoria-Abwehr verfing (32.). Kurz darauf knackten Wesley da Silva und Jonas Krautschick per Doppelpass die Berliner Hintermannschaft, letzterer war dann aber nicht entschlossen genug und ließ sich von Torhüter Menz den Ball vom Fuß nehmen (36.). Obwohl sich die Oberlausitzer im Verlauf der ersten Halbzeit steigerten, war der Trainer mit der Leistung seiner Mannschaft bis dahin nicht zufrieden: "Das Resultat war für uns bis dahin noch das beste am Spiel. Wir hätten schon zur Halbzeit hinten liegen können, hatten mit dem 0:0 noch Glück gehabt."
Die Verhältnisse änderten sich nach dem Wechsel, die Neugersdorfer waren zunächst die aktivere Mannschaft, doch richtige Torgefahr verströmten sie nicht. Wesley da Silvas Vorstoß, den Torhüter Menz bremste (57.) war das einzig nennenswerte bis zu Benyaminas Doppelschlag. Zunächst brachte sich der Berliner mit einer Körpertäuschung in Position und ließ Flückiger mit einem sehenswertem Schuss keine Abwehrmöglichkeit (72.). Kurz darauf wurde der Stürmer von Ümit Ergirdi in Szene gesetzt, scheiterte zunächst am Neugersdorfer Torhüter und überwand ihn dann doch im Nachschuss. Damit war die Partie entschieden, auch, weil Menz mit einer Glanzparade Jan Nezmars wuchtigen Kopfball zunichtemachte (78.). Danach war den Neugersdorfern der Zahn gezogen. "Es sah so aus, als hätten wir heute schon im Urlaubsmodus gespielt. Wir haben viele Fehler gemacht, hatten auch kein gutes Zweikampfverhalten." - Vragel da Silva war von der Leistung seiner Mannschaft an diesem Tage wenig angetan, zumal die Viktoria in der letzten Minute durch den ebenfalls eingewechselten Kiyan Soltanpour noch zum 3:0 kam.
Trotzdem zog der Trainer am Ende der Saison ein äußerst positives Fazit. "Mit unserer Saisonleistung bin ich sehr zufrieden. Als Aufsteiger können wir uns über den fünften Platz freuen. Ich bin sehr stolz auf meine Jungs." Nun ist die Saison zu Ende. Trainer, Betreuer und Spieler haben erst mal bis zum 17. Juni frei, dann beginnt die Vorbereitung auf die Ende Juli startende neue Spielzeit. Bis dahin werden die Beine hochgelegt und die freie Zeit genossen.
Jens Kölz
-> Bilder vom Spiel    (Fotoserie von Florian Richter)
Tore: 1:0 Benyamina (72.), 2:0 Benyamina (74.), 3:0 Soltanpour (90.)

FC Viktoria 1889 Berlin
Menz - Mannsfeld, Eglseder, Karim (46. Watzka), Hofmann - Hollwitz, Özcin (64. Benyamina), Trianni - Haubitz - Ergidi, Stettin (84. Soltanpour)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Merkel, Wolf, Kusič, Krautschick (69. Berg) - Loučka - Petrick, Banaskiewicz (76. Pekdemir), Šisler, da Silva - Němec (60. Nezmar)

Zuschauer: 547    SR: Martin Bärmann (Leipzig) SRA: Jan Seidel, Christof Wedemeyer
Vorbericht
Die erste Regionalligasaison des FC Oberlausitz geht zu Ende. Es war eine sehr erfolgreiche. Die letzte Partie dieses Spieljahres wird am Sonnabend bei Viktoria Berlin ausgetragen, Anstoß ist 13:30 im Stadion Lichterfelde.
Auch Viktoria feiert eine erfolgreiche Saison und spendiert für seine Fans zusammen mit dem ansässigen Sport-Casino nach dem Abpfiff 100 Liter Freibier. Die Berliner sind vor allem auf ihre Rückrunde stolz, in der sie in den ersten elf Spielen bei 23 Punkten ungeschlagen blieben und damit den Grundstein für den Klassenerhalt legten. Vorher sah es düster aus. Nach neun Begegnungen war Viktoria sieglos Tabellenletzter. Auch der erste Erfolg gegen Optik Rathenow half Trainer Robert Jaspert nicht mehr, er musste nach der zehnten Runde seinen Platz räumen. Mit Ersan Partalan ging es dann langsam bergauf. Die lange niederlagenfreie Zeit und die günstige Tabellenkonstellation der dritten Liga brachte den Lichterfeldern die Gewissheit, auch in der kommenden Saison der Regionalliga anzugehören. Dass die Berliner aus den letzten fünf Partien gerade einmal einen Punkt holten und mit lediglich einem Sieg die schlechteste Auswärtsbilanz in dieser Staffel haben, dürfte ihrer Freude keinen Abbruch tun.
Auch die Neugersdorfer können stolz auf das Erreichte sein. In Abstiegsgefahr war der Neuling nie, im Gegenteil, er ordnete sich von Anfang an vorn mit ein und erklomm am elften Spieltag sogar die Tabellenspitze. Dass das nur eine Momentaufnahme sein konnte, war eigentlich jedem klar. Die Oberlausitzer werden am Ende zwischen Platz vier und sechs stehen, viel mehr, als man sich zu Beginn ausgerechnet hat - auch wenn es zuletzt eine 2:6-Niederlage gegen den BFC gab.
An der hat Vragel da Silva heute noch zu knabbern. "Wir haben in der Abwehr viele Fehler gemacht und waren insgesamt nicht aggressiv genug." Trotzdem, so schlecht das Endresultat auch aussah, der Mannschaft gelang es, einen 0:2-Rückstand auszugleichen. Aber - "… nach dem 2:2 waren wir zu unkonzentriert, das hat Dynamo gnadenlos ausgenutzt. Zum Schluss waren wir nur noch zu zehnt, da konnten wir nicht mehr zurückkommen. Für den BFC hatte an diesem Nachmittag alles gepasst."
Das soll am kommenden Sonnabend nicht wieder passieren. "Es ist das letzte Saisonspiel. Wir wollen nochmals alle Kräfte zusammennehmen und zeigen, dass wir wieder aufstehen können - und dann geht es endlich in den Urlaub." In Sachen Aufstellung stehen dem Trainer die gleichen Spieler zur Verfügung wie am vergangenen Wochenende. Vielleicht kommt Marcelo de Freitas Costa hinzu, er ist wieder im Training dabei.
Jens Kölz

33. Spieltag - Sonntag, 15.05.2016 - 13.30 Uhr
FC Oberlausitz Neugersdorf – BFC Dynamo     2:6 (1:2)
Eine Ära ging zu Ende. Als Jan Nezmar in der 66. Minute das Spielfeld der Sparkassen-Arena verließ, quittierten die Zuschauer das mit stehenden Ovationen. Nach dreieinhalb Jahren in Neugersdorf hängt der fast 39jährige die Schuhe nun endgültig an den Nagel. "Ich werde wohl nur noch Eishockey spielen", erklärte er schmunzelnd seine Fußballerzeit für beendet. Trotzdem zeigte er noch einmal nach etwas mehr als einer halben Stunde, was ihn immer ausgezeichnet hat - Übersicht, Geistesgegenwart, Sprungkraft, Entschlossenheit. Nach einer Ecke von Maxim Banaskiewicz ließ der Tscheche seinem Gegenspieler Rico Steinhauer im Luftkampf schlecht aussehen und brachte seine Mannschaft auf 1:2 heran.
Bis dahin zogen die Berliner, die vor dieser Begegnung zwei Punkte hinter dem FCO standen, ihre Kreise. Sie waren von Anfang an kombinationssicherer, gedankenschneller, spritziger. Und so paradox es bei einem halben Dutzend Toren klingen mag, das einzige, was sich der BFC an diesem Nachmittag vorwerfen lassen musste, war seine Chancenverwertung. Schon zur Pause hätten die Gäste die Partie für sich entscheiden können. Denn vor dem 0:1, das der starke Joey Breitfeld für den durchstartenden Kevin Weidlich auflegte, traf Zlatko Muhovic nur den Außenpfosten (9.). Zudem hatten Nestor Djengoue und Christian Preiss jeweils allein vor Franco Flückiger die hochkarätige Möglichkeiten, das Resultat höher zu gestalten, doch Neugersdorfs Torhüter parierte in dieser Szene zweimal glänzend (23.). Machtlos war der Keeper allerdings bei Orhan Yildirims Freistoß, der aus rund 25 Metern zum 0:2 im rechten Dreiangel einschlug. Nachdem der großzügig leitende Schiedsrichter sein Tor wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannte (30.), hätte Preiss kurz vor dem Wechsel aus sechs Metern das Spiel frühzeitig vorentscheiden müssen, doch er köpfte freistehend am Tor vorbei (43.). "Wir hatten viele Chancen, um noch mehr Tore zu erzielen. Bei den Möglichkeiten, die wir hatten, war das 2:1 zur Halbzeit zu wenig", fand Berlins Trainer Thomas Stratos. Seine Mannschaft spielte wie aus einem Guss, ihr war nicht anzusehen, dass sie die letzten sieben Auswärtsspiele allesamt verloren hatte. Die Neugersdorfer mühten sich, doch gab es kaum Anspielstationen im Mittelfeld und somit wenig Entfaltungsmöglichkeiten. Lediglich bei zwei Standardsituationen geriet die Abwehr der Berliner vor dem Wechsel richtig in Gefahr. Maxim Banskiewicz lieferte die Vorlagen für Wesley da Silva, der vergab (16.) und bereitete das Anschlusstor Nezmars vor, das der Partie die Spannung zurückgab.
Die Oberlausitzer kamen mit Jiří Šisler und deutlich mehr Schwung aus der Kabine. Sie setzten die Berliner nun ihrerseits unter Druck. Da Silva (52.) und Nezmar (54.) zielten noch zu ungenau. Nach Ronald Wolfs weitem Pass und Šislers Eingabe im Fallen, hätte Banaskiewicz den Ausgleich aus acht Metern machen müssen (56.). Den verschenkte der Berliner Torhüter Hendl dann unfreiwillig, weil er eine schon abgefangene Flanke Merkels genau auf Filip Kusič prallen ließ. Trotzdem war der Treffer zu diesem Zeitpunkt verdient und Ausdruck der deutlichen Leistungssteigerung des FCO nach dem Wechsel. "Als das 2:2 fiel, musste man sich fragen, warum man noch zittern muss, um das Spiel zu gewinnen", Stratos dachte an die ausgelassenen Gelegenheiten in der ersten Halbzeit, musste sich jedoch nicht lange ärgern. Der Jubel über den Ausgleich war noch nicht verklungen, da gab der Gastgeber das Torgeschenk zurück. Yildirim durfte unbedrängt flanken, Muhovic konnte sich am Torraum die Ecke aussuchen und schon lagen die Gäste wieder vorn. Zwei Minuten später nutzte Joshua Putze den nächsten Fehler in der Neugersdorfer Hintermannschaft und brach damit den Gastgebern das Genick. "Die Jungs haben alles gegeben und sind nach dem 0:2 wieder heranzukommen. Durch das 2:3 kurz nach unserem Ausgleich und vor allem durch das 2:4 ist das Spiel Richtung BFC gekippt. Bei uns war dann die Stimmung weg", Vragel da Silva sah nun, wie seine Mannschaft zwar um eine Resultatverbesserung bemüht war (Banaskiewicz (74.), da Silva (75.), N?mec (78.). Doch die clevere Mannschaft waren weiter die Berliner, zumal die Neugersdorfer Abwehr an diesem Nachmittag dem BFC viel zu viel Spielraum ließ. Den nutzten die Gäste durch Kai Pröger und besonders sehenswert durch Djengoue in der Schlussphase noch zweimal. Sie belohnte sich für ihre flexible Spielweise, was man auch daran sieht, das die Treffer von sechs verschiedenen Spielern erzielt wurden.
Das Resultat ist bitter. 2:6 verlor der FCO zuletzt 2013 in Heidenau, zuhause kassierte man vor zehn Jahren beim 0:7 gegen den 1.FC Magdeburg letztmalig eine ähnliche Torflut. Vragel da Silva gab dann auch unumwunden zu: "Wir haben heute verdient verloren. Wir wollten natürlich gewinnen und Jan Nezmar einen guten Abschied bescheren. Leider ist das nicht gelungen." Der wiederum dachte mehr an seine erfolgreichen Jahre bei den Oberlausitzern und zog ein sehr positives Fazit: "Es war eine sehr schöne Zeit in Neugersdorf. Dreieinhalb Jahre, zwei Aufstiege. Aber am wichtigsten - ich habe sehr gute Freunde hier gefunden."
Jens Kölz
<-> Bilder vom Spiel    (Fotoserie von Florian Richter)
Tore: 0:1 Weidlich (13.), 0:2 Yildirim (28.), 1:2 Nezmar (36.), 2:2 Kusič (60.), 2:3 Muhovic (61.), 2:4 Putze (64.), 2:5 Pröger (85.), 2:6 Djengoue (88.)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Berg, Wolf, Kusič, Merkel - Loučka, Petrick - Pekdemir (46. Šisler ), Banaskiewicz (76. Hentschel), da Silva - Nezmar (66. Němec)

BFC Dynamo
Hendl - Breitfeld, Steinhauer, Haastrup , Güntner - Weidlich (76. Balaskas), Putze, Djengoue, Yildirim (64. Pröger) - Muhovic (64. Srbeny), Preiß

Zuschauer: 689    SR: Marko Wartmann (Großvargula/Thüringen) SRA: Johannes Schipke, Dirk Meißner
Vorbericht
Die erste Regionalligasaison des FC Oberlausitz geht zu Ende. Für die Neugersdorfer eine starke, immerhin stehen sie als Aufsteiger auf Rang vier und haben damit aller Erwartungen bei weitem übererfüllt. Am Sonntag um 13:30 Uhr ist das letzte Heimspiel angesetzt, in der Sparkassen-Arena begrüßt der FCO den BFC Dynamo.
Mit den Berlinern kommt sehr viel Tradition in die Oberlausitz, allerdings aus Vorwendezeiten. Zehn DDR-Meisterschaften zwischen 1978 und 1988 am Stück, dazu zwei Pokalsiege und entsprechend viele Europapokalbegegnungen werden den älteren Fußballanhängern im Gedächtnis sein. Nach der Wende mussten kleinere Brötchen gebacken werden. Von 2004 an spielten die Hohenschönhauser in der NOFV-Oberliga Nord und stiegen 2014, also ein Jahr vor dem FCO, in die Regionalliga auf. Dort konnte auf Anhieb der fünfte Tabellenplatz erreicht werden, den der BFC vorm kommenden Spieltag gerade wieder innehat.
Im Gegensatz zum FCO gingen die Berliner nach ihrem guten Abschneiden im vergangenen Jahr ambitioniert in diese Saison und wurden von vielen mit dem Staffelsieg in Verbindung gebracht - auch von sich selbst. Als der MDR vor dieser Spielzeit alle Trainer der Regionalliga fragte, welche Rolle sie ihrer eigenen Mannschaft zutrauen, sagte Thomas Stratos: "Um die Meisterschaft mitspielen." Doch schon im ersten Spiel bekam der BFC zu Hause von den Zwickauern die Flügel gestutzt - 0:3. Und auch das nächste Heimspiel ging verloren, 1:2 gegen Jena. So war schon frühzeitig klar, dass der ganz große Wurf in diesem Jahr nicht gelingen würde. Die beste Platzierung in dieser Saison war Rang 3 nach der 16. Runde - nach dem Sieg gegen den FCO.
In dieser Begegnung erzielten die Berliner alle drei Tore - und dabei das der Oberlausitzer gleich mit. Jörg Brunnemann überlistete mit einem Heber von der Strafraumgrenze aus seinen eigenen Torhüter Bernhard Hendl und markierte damit den zwischenzeitlichen Ausgleich. Doch die Treffer von Kai Pröger und Thiago Rockenbach da Silva entschieden die Partie gegen die Neugersdorfer.
Die hatten anfänglich nicht so Großes vor wie ihr kommender Gegner. "Unser Ziel ist ganz klar der Klassenerhalt. Dafür werden wir kämpfen und arbeiten", ließ sich Vragel da Silva im MDR-Interview zitieren. Doch schnell wurde deutlich, dass die Mannschaft erheblich mehr kann, als nur um den Klassenerhalt zu spielen. Die Zielstellung wurde inzwischen weit nach oben korrigiert, Vragel da Silva will nun Rang vier - und da ist der kommende Gegner der Hauptkonkurrent. Ein Sieg gegen den BFC und das Ziel wäre schon einen Spieltag vor Schluss erreicht. Ganz so einfach wird das aber nicht. Dynamo hat für die kommende Saison einen neuen Trainer engagiert - René Rydlewicz. Wieder ein sehr guter Bekannter von Vragel da Silva, denn beide arbeiteten schon zusammen: "Von 2011 bis 2013 war ich sein Co-Trainer bei der U19 bei Energie Cottbus." Rydlewicz wird am Sonntag in Neugersdorf dabei sein und seine neue Mannschaft beobachten. "Deshalb wird der BFC engagiert zu Werke gehen, weil sich die Spieler ja beim neuen Chef empfehlen wollen. Ich erwarte eine hochmotivierte Dynamo-Mannschaft."
Ein Sieg im letzten Heimspiel würde auch der Statistik guttun. Denn in den Spielen nach der Winterpause ist den Oberlausitzern die Heimstärke etwas abhanden gekommen. Von den 10 Spielen zuvor gewann der FCO sieben, spielte lediglich dreimal unentschieden. 2016 ist die Bilanz komplett ausgeglichen, zwei Siege, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen stehen zu Buche. Spielerisch geht es bei der Mannschaft von Vragel da Silva wieder bergauf. Nach den Durchhängern gegen Zwickau und in Halberstadt scheint sich die Mannschaft wieder gefangen zu haben. Den Beweis erbrachte sie am vergangenen Sonntag, als sie erstmalig in dieser Saison aus einem Rückstand noch drei Punkte machte. Das 2:1 in Schönberg war nicht nur Balsam für die Seele, sondern macht auch Mut für die letzten beiden Begegnungen.
Und es gibt noch einen Grund, warum sich die Oberlausitzer mit drei Punkten vom eigenen Publikum verabschieden möchte. Es wird der letzte Auftritt von Jan Nezmar in Neugersdorf sein. Er, der in den zwei Oberligajahren mit seinen 53 Toren maßgeblich dazu beigetragen hat, dass der FCO heute in der Regionalliga spielt, gibt seinen Ausstand. Der Trainer und seine Jungs möchten dem Liberecer Sportdirektor im letzten Heimspiel einen Sieg schenken. "Wir wollen für Jan gewinnen und ihm einen schönen Abschied bescheren."
Jens Kölz

32. Spieltag - Sonntag, 08.05.2016 - 13.00 Uhr
FC Schönberg 95 – FC Oberlausitz Neugersdorf     1:2 (1:0)
Das Spiel beim FC Schönberg 95 - es war in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswerter Ausflug, den der FC Oberlausitz am vergangenen Wochenende machte. Zunächst einmal war es die längste Reise, die die Neugersdorfer unternehmen mussten, kurz vor Lübeck endete nach knapp sechs Stunden die Fahrt. Doch auch sportlich wird einiges im Gedächtnis bleiben. So gelang es dem FCO zum ersten Mal in dieser Saison, ein Spiel nach einem Rückstand zu gewinnen. Bisher reichte es in einem solchen Fall nur zu einem einzigen Punkt zu Hause gegen Halberstadt, ansonsten setzte es immer Niederlagen. In Schönberg wurde diesmal der Bock umgestoßen. Wie im Hinspiel behielten die Neugersdorfer gegen die Mecklenburger mit 2:1 die Oberhand.
Die Gäste fanden bei sommerlichem Wetter zunächst ganz schlecht ins Spiel und gerieten früh ins Hintertreffen. Zwar bewahrte Franco Flückiger seine Mannschaft schon nach zwei Minuten mit einer starken Parade gegen Rico Gladrow vor einem Rückstand, doch kurz darauf war er machtlos. Henry Haufe, Schönbergs Goalgetter, sprang bei einer unübersichtlichen Aktion im Neugersdorfer Strafraum am höchsten und brachte seine Elf nach sechs Minuten in Front. Damit schraubte er auch sein Torkonto auf 15 und setzte sich von Ji?í N?mec, mit dem er bis dato zusammen an der Spitze der Torjägerliste stand, ab. "Wir haben in der Anfangsphase geschlafen. Das hat Schönberg zum 1:0 ausgenutzt." Vragel da Silva war mit der Vorstellung seiner Truppe in der ersten Viertelstunde überhaupt nicht zufrieden. Allmählich strafften sich die Neugersdorfer aber und erspielten sich ein optisches Übergewicht. Wesley da Silva hatte die erste nennenswerte Torchance für die Gäste, doch Lukas Scherff kratze den Ball für seinen bereits geschlagenen Torhüter von der Linie (20.). Während von den Mecklenburgern nun kaum noch etwas kam, rannten die Oberlausitzer ihrem Abwehrlapsus aus der Anfangsphase hinterher. Filip Kusi? war dem Ausgleich nahe (31.), sein Kopfball aus Nahdistanz war jedoch zu unplatziert, um Torwart Gabor Ruhr zu überwinden. "Wir sind zwar besser ins Spiel gekommen, allerdings waren wir vorn zu ungefährlich. In der ersten Hälfte war das einfach zu wenig." Und Vragel da Silvas Mannschaft konnte sich bei ihrem Torhüter noch bedanken, dass es zur Halbzeit beim 0:1 blieb. Mit einem starken Reflex machte er Marcus Steinwarths Geschoss zunichte (42.).
Die Pause schien den Gästen gut getan zu haben. "In der zweiten Halbzeit haben wir dann die Kurve bekommen. Wir waren da risikofreudiger." Vragel da Silva sah, dass seine Mannschaft wacher als ihr Kontrahent aus der Kabine kam und nach etwas mehr als zwei Minuten ausglich. Der gut aufgelegte Ji?í Šisler und der viel rackernde Maxim Banaskiewicz sorgten für den Treffer, letzterer überwand Ruhr per Kopf zum 1:1. Die Begegnung wurde nun richtig ansehnlich, weil sich beide um die Führung mühten, wobei sich die Gastgeber mehr Chancen erspielten und es immer wieder über ihre linke Angriffsseite probierten. "Neugersdorf war die spielerisch bessere Mannschaft, wir hatten jedoch die besseren Torchancen. Uns haben Cleverness und Kaltschnäuzigkeit gefehlt." Schönbergs Trainer Axel Rietentiet beklagte die Chancenverwertung seiner Mannschaft. Denn die war der erneuten Führung mehrfach nahe. Haufe konnte Flückiger nicht überlupfen (53.), Scherff und Haufe waren sich acht Meter vor dem Kasten uneins (54.) und Luboš Lou?ka klärte vor dem einschussbereiten Kunstmann (59.). Auf der anderen Seite musste Ruhr bei N?mec' Freistößen auf der Hut sein (56., 85). Die 67. Minute gab denn den Ausschlag für den FCO. Die Schönberger schienen die Neugersdorfer auszukontern, Kunstmann schlug frei vor Flückiger jedoch ein Luftloch und vergab das 2:1. Das machten im Gegenzug die Gäste. Nach Šislers Eingabe stand Oliver Merkel plötzlich allein am Elfmeterpunkt und überwand Ruhr mühelos. "Wir haben uns bei den Gegentoren kläglich angestellt, vor allem das 1:2 kann ich mir gar nicht erklären. Wir waren da am Drücker, hatten kurz zuvor selbst eine Riesenchance, in Führung zu gehen. Dann liegst Du 1:2 hinten", war Trainer Rietentiet etwas ratlos. Seine Mannschaft gab sich zwar nie auf, doch allmählich schwanden bei den warmen Temperaturen die Kräfte. Die Neugersdorfer brachten das Spiel nun sicher nach Hause, unterbrochen von zwei bangen Momenten. Der starke Kunstmann machte dem FCO den Sieg nochmal streitig, zielte allerdings zu genau und traf nur den Pfosten (73.). Schließlich warf sich Karl Petrick noch in Rainer Müllers Schuss und raubte dem Gastgeber damit die letzte Ausgleichsmöglichkeit (83.). "Wir hatten viele gute Chancen gehabt. Da dürfen wir uns am Ende über das Endergebnis nicht beschweren. Wir haben vorn viel liegengelassen und hinten ganz schlecht verteidigt." Rietentiet war nach dem Abpfiff über das 1:2 enttäuscht, hätte ein 2:2 gerechter gefunden. Sein Trainerkollege sah es ähnlich: "Am Ende wurde es für uns nochmal eng, Schönberg hatte noch gute Chancen zum Ausgleich, der dem Spielverlauf nach auch verdient gewesen wäre."
Jens Kölz
Tore: 1:0 Haufe (6.), 1:1 Banaskiewicz (48.), 1:2 Merkel (67.)

FC Schönberg 95
Ruhr - R. Müller, Halke , Schulz, Scherff - A. Müller - Okada (85. Poser), Gladrow (57. Rausch), Kunstmann (80. Henning), Steinwarth - Haufe

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Berg , Wolf, Kusič, Merkel - Loučka, Petrick - Šisler (76. Pekdemir), Banaskiewicz (90. Gnieser), da Silva (85. Sobe) - Němec

Zuschauer: 307    SR: Michael Wilske (Bretleben) SRA: Marko Wartmann, Matthias Lämmchen
Vorbericht
Zeigt die Formkurve des FC Oberlausitz wieder nach oben? Nach den zwei verdienten Niederlagen gegen Zwickau und in Halberstadt, bei denen sich die fußballerischen Glanzpunkte des FCO im überschaubaren Rahmen hielten, zeigten die Neugersdorfer am vergangenen Freitag gegen einen (ehemaligen) Staffelfavoriten, den FC Carl Zeiss Jena, wieder ein ansehnliches Spiel. Mit der Punkteteilung waren sowohl Jenas Trainer Volkan Uluc als auch Neugersdorfs Vragel da Silva letztendlich einverstanden, obwohl beide die Möglichkeiten hatten, die Partie für sich zu entscheiden. Am kommenden Wochenende zeigt nun zumindest erstmal die Kompaßnadel nach oben, Richtung Ostsee. Die weiteste Reise steht an. 560 km bis Schönberg, rund 20 km vor Lübeck endet die Anfahrt - die Busfahrer haben sich einiges vorgenommen. Und auch die Mannschaft möchte sich für die Anreise belohnt sehen: "Es wäre doppelt bitter, wenn man rund 600 km fährt und dann nichts mitbringt." Vragel da Silva will drei Punkte bei einem Verein holen, der wie sein FCO in dieser Saison aufgestiegen ist. Beide belegten in der vergangenen Saison in der zweigeteilten Oberliga jeweils den zweiten Platz. Während die Neugersdorfer am 11. Spieltag sogar die Spitze der Regionalliga erklommen, kam es für die Mecklenburger mehr darauf an, stets genug Abstand zwischen sich und der Abstiegsregion zu haben. Geht man vom heutigen Wissen aus, daß am Ende höchstens drei Mannschaften absteigen werden, gelang das der Truppe von Axel Rietentiet recht gut. Sie war nie schlechter als Rang 14. Doch als noch Halle, Chemnitz, Erfurt, Rostock und Cottbus in der dritten Liga schwächelten, wäre das der erste Abstiegsrang gewesen. Nach den Resultaten der letzten Woche kann es aus NOFV-Sicht nur noch Cottbus treffen, so daß die Schönberger am vergangenen Sonnabend trotz einer 1:2-Niederlage in Leipzig ihr Saisonziel, den Klassenerhalt feierten. Mit diesem Resultat verabschiedeten sich die Mecklenburger auch im November aus Neugersdorf. Das Spiel fand, da der Rasen in der Sparkassen-Arena durch starke Regenfälle unbespielbar war, auf dem kleinen Kunstrasenplatz in Ebersbach statt. Dabei fielen die Tore erst in der zweiten Hälfte. Luboš Loucka und Jaroslav Dittrich holten nach rund einer Stunde eine beruhigende 2:0-Führung heraus, die durch Henry Haufes Anschlußtreffer kurz vor Schluß noch am seidenen Faden hing. Denn in der letzten, äußerst turbulenten Schönberger Aktion rettet Franco Flückiger noch zweimal seiner Elf den Sieg. Henry Haufe ist übrigens der gefährlichste Akteur bei den Schönebergern, er hat, ebenso wie Josef Nemec, 14 Treffer auf seinem Konto. Daß es für beide eigentlich um nichts mehr geht, will Vragel da Silva nicht gelten lassen. Er möchte, daß seine Mannschaft am Ende den vierten Tabellenplatz belegt. "Deshalb ist es für uns wichtig, daß wir auch in Schönberg drei Punkte holen." Zudem kommt es ihm vor allem darauf an, daß seine Mannschaft die Saison konzentriert zu Ende spielt: "Wenn man mit Mißerfolgen aus der Saison geht, dann setzt sich das in der Psyche fest. Wenn dann noch in der Vorbereitung auf die nächste Spielzeit Partien verlorengehen, dann ist plötzlich die Verunsicherung groß. Solche negativen Erlebnisse nimmt man mit." Damit das nicht passiert, setzt er das tabellarische Ziel auch so hoch. Um das zu erreichen, kann er auf den gleichen Kader zurückgreifen, wie am vergangenen Freitag gegen Jena. In dieser äußerst fairen Begegnung kamen weder verletzte noch gesperrte Spieler auf die Ausfalliste, die nach wie vor von Sepp Kunze, Jaroslav Dittrich, Jan Penc, Robin Huth, Marcelo de Freitas Costa und Vedat Temel bevölkert wird. Für die Wettfreunde ist es eine Partie, die eher dem risikobereiten Spieler Freude machen wird, denn die relevanten Bilanzen kann man kaum Unterschiede ausmachen. Schönbergs Heimbilanz ist komplett ausgeglichen, fünf Siege, fünf Unentschieden, fünf Niederlagen. Auswärts spielte der FCO ähnlich (5-4-6). Auch die Rückrundenbilanz ist nahezu identisch, die Gastgeber holten 21 Punkte, Neugersdorf 20. Zeigt also die Formkurve des FCO wieder nach oben? Am Sonntag wissen wir mehr.
Jens Kölz

31. Spieltag - Freitag, 29.04.2016 - 18.00 Uhr
FC Oberlausitz Neugersdorf – FC Carl Zeiss Jena    1:1 (1:1)
"Für mich war es ein besonderes Spiel. Ich war drei Jahre in Jena und hab die Zeit dort sehr genossen." Maxim Banaskiewicz spielte nun zum ersten Mal gegen seine alten Kumpels, für die er in 57 Spielen 19 Tore machte. Im Hinspiel hatte er noch verletzt gefehlt. Wie schon in Halberstadt, als er in der Offensive für die zwei besten Szenen seiner Mannschaft verantwortlich war, brachte er als erster Raphael Koczor im Jenaer Tor in Bedrängnis. Da waren allerdings schon 22 Minuten gespielt. Zuvor belauerten sich beide Mannschaften bei sonnigem Wetter in der Sparkassen-Arena erst einmal eine Viertelstunde lang.
Die Gäste hatten in dieser Phase zwar etwas mehr Feldanteile, gefährlich kreuzten Sie vor Franco Flückiger aber nicht auf. Sie näherten sich zunächst mit Fernschüssen, wobei Neugersdorfs Torhüter von Marcel Bär am meisten gefordert wurde (17.). In der Deckung kompromisslos agierend, versuchten die Oberlausitzer zunächst, Sicherheit in ihre Aktionen zu bekommen. Und auch vorn klappte es plötzlich. Mit der bis dahin schönsten Kombination machte der FCO das 1:0. Nach einem Fehler der Jenaer im Mittelfeld schalteten die Neugersdorfer schnell. Der gutspielende Jiří Šisler bediente Josef Němec, der, umringt von vier Thüringern, zur Führung einköpfte. "Unsere Taktik ist aufgegangen", sah sich Trainer Vragel da Silva bestätigt. "Wir wollten über die rechte Seite spielen und von dort Flanken bringen. Es war ein schönes Tor, auch in der Entstehung." Der Jubel war kaum verhallt, da schien Carl Zeiss zurückzuschlagen. Wieder kam es zum Duell Bär gegen Flückiger, nur jetzt vom Elfmeterpunkt aus, weil Dominik Bock im Strafraum gelegt wurde (31.). Doch diesmal bewies der Jenaer nicht die Kaltschnäuzigkeit, die er im November an den Tag legte. Statt den Ball wie im Hinspiel im Stile Panenkas zu versenken, schob er ihn diesmal rechts am Tor vorbei. Doch Carl Zeiss, das von rund 200 mitgereisten Fans lautstark unterstützt wurde, steckten auch diesen Rückschlag weg: "Durch einen Ballverlust von uns erzielte Neugersdorf ein tolles Kopfballtor. Das hat uns nicht lange beschäftigt, die Jungs haben das abgeschüttelt und versucht, nach vorne zu spielen. Schön war, dass wir den Elfmeter auch einigermaßen verkraftet haben." Trainer Volkan Uluc freute sich über die Moral seiner Truppe. Lohn war der verdiente Ausgleich, den Bock nach einer Flanke von Sören Eismann kurz vor dem Wechsel erzielte.
Nach der Halbzeit kamen beide Mannschaften wie verwandelt aus der Kabine. Es wurde ein ansehnliches und rassiges Spiel, das beiden Seiten gute Möglichkeiten bot, die Partie zu gewinnen. Karl Petrick hatte für Neugersdorf die beste. Er wusste mit seiner Freiheit sechs Meter vor dem Tor nichts anzufangen und konnte Koczor, allerdings aus etwas ungünstigem Winkel, nicht überwinden (56.). Auf der anderen Seite wandte sich Bock um Banaskiewicz, stand allein vor Flückiger und traf das Tor nicht (72.). Die Gäste waren etwas aktiver. Sie näherten sich durch den starken Florian Giebel (50., 52.), Marcel Bär (54.), Justin Gerlach per Freistoß (58.) sowie Niklas Erlbeck (74.) dem Tor der Oberlausitzer, ohne es entscheidend in Gefahr zu bringen. Herrlich, wie Franco Flückiger in der Luft lag, um Luca Bürgers Schrägschuss, der sich gefährlich in den Winkel drehte, zu entschärfen (67.). Allmählich ging den Blau-Gelb-Weißen, die 48 Stunden zuvor das für sie eminent wichtige Thüringer Pokal-Halbfinale gegen Nordhausen gewannen, langsam die Luft aus. "Wir hatten am Mittwoch ein schwieriges Pokalspiel und sind heute mit 14 Feldspielern angereist. Viele gingen auf dem Zahnfleisch. Da hat man auch gesehen, dass die Frische gefehlt hat." Vragel da Silva reagierte, stärkte mit seinen Einwechslungen die Offensive. Nun drehte der Gastgeber nochmal auf, aber auch bei Wesley da Silvas Flugkopfball (78.) oder Josef Němec 25-Meter-Freistoß (84.) blieb den Oberlausitzern der Torerfolg versagt. So neigte sich eine wohltuend fair geführte Begegnung dem Ende entgegen.
Der FCO wollte die beiden letzten, eher mäßigen Spiele vergessen machen. Das ist ihm gelungen: "Unser Ziel war natürlich, dass wir uns zu Hause wieder einmal gut präsentieren, dass wir gut in die Zweikämpfe gehen. Heute haben wir gezeigt, dass wir Charakter haben, auch nach zwei Niederlagen." Vragel da Silva war mit dem Auftritt seiner Mannschaft zufrieden - wie auch sein Kollege mit dem seiner Truppe. Am Ende sprang ein Unentschieden heraus, das den Leistungen beider gerecht wurde. Und auch Maxim Banaskiewicz freute sich. Er hatte nach langer Zeit wieder Gelegenheit, mit seinen alten Kumpels zu schwatzen.
Jens Kölz
Tor:1:0 Josef Němec (27.), 1:1 Bock (43.)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Merkel, Kusič, Wolf , Krautschick (62.Berg) - Petrick, Loučka - Šisler, Banaskiewicz (72.Pekdemir) - Němec, Nezmar (68.da Silva)

FC Carl Zeiss Jena
Koczor - Eismann, Klingbeil, Gerlach, Giebel - Reimann - Bock (74.Buval), Bär, Erlbeck , Böhler (59.Bürger) - Nattermann (69.Starke)

Zuschauer: 676    SR:Steffen Hösel (Magdeburg) SRA: Dirk Meißner, Sirko Müke
Vorbericht
Im vorletzten Heimspiel dieser Saison empfängt der FC Oberlausitz am Freitagabend um 18 Uhr in der Sparkassen-Arena den FC Carl Zeiss Jena.
Für die Jenaer ist die Erholungszeit vor diesem Spiel recht kurz. Gerade mal ein Ruhetag liegt zwischen ihrem 2:0-Halbfinalsieg im Thüringen-Pokal gegen Wacker Nordhausen und der Partie in Neugersdorf. Dem Pokalspiel werden die Jenaer sicher eine größere Bedeutung beigemessen haben. Schließlich winkt bei einem Finalerfolg (dort trifft Carl Zeiss entweder auf Einheit Rudolstadt oder den FC Rot-Weiß Erfurt) der DFB-Pokal - und damit Einnahmen von rund 140.000 Euro, mindestens. In dieser Saison haben die Zeiss-Städter da in der ersten Runde für Furore gesorgt, als sie mit viel Moral den Hamburger SV in die Knie zwangen (3:2 nach Verlängerung) und erst in der zweiten Runde am VfB Stuttgart (0:2) scheiterten. Überhaupt lief es in der Hinrunde für die Thüringer recht gut. Als die Neugersdorfer am 14. Spieltag in Jena antraten, hatte Carl Zeiss gerade mit einem Sieg in Leipzig die Tabellenführung übernommen, die der FCO zwei Spieltage zuvor selbst innehatte. Jena verteidigte damals seinen Spitzenplatz, siegte mit 2:0. Marcel Bär und Jacob Pieles nutzten Unaufmerksamkeiten der Neugersdorfer Hintermannschaft kurz vor der Pause aus. Die Oberlausitzer blieben da zum ersten Mal selbst ohne Torerfolg, was ihnen nur noch in den beiden Auswärtsspielen beim Berliner AK und am vergangenen Wochenende in Halberstadt passierte.
Von der 0:1-Niederlage bei Germania wird, bis auf die schwere Verletzung Sepp Kunzes, langfristig kaum etwas in Erinnerung bleiben. Spielerisch konnten die Neugersdorfer nur sporadisch Glanzpunkte setzen und auch der Sturm war an diesem Tag eher ein laues Lüftchen. Lediglich Maxim Banaskiewicz trat gefährlich in Aktion und vergab zweimal hauchdünn. "Es hat bei uns an Leidenschaft gefehlt, auch kämpferisch zeigten sich Defizite." Vragel da Silva bemängelt zwei Eigenschaften, die eigentlich zu den Tugenden des FCO zählen und ihn in der Tabelle so weit nach vorn gebracht haben. Überhaupt dürften die letzen Resultate den Neugersdorfern nicht so recht schmecken, aus den letzten vier Spielen holten sie zwei Punkte. Doch auch der kommende Gegner badet (ausgenommen im Pokal) derzeit nicht gerade im Erfolg, ist seit fünf Begegnungen ohne Sieg und hat dabei die letzten drei Partien verloren. Würde die Saison bisher nur aus der Rückrunde bestehen, ständen die Jenaer mit Platz 13 und 14 Punkten sogar im Abstiegskampf, drei Punkte vor dem Vorletzten Budissa Bautzen. Der FCO belegte in dieser Wertung Rang 7 und hätte fünf Zähler mehr auf seinem Konto.
Beiden Mannschaften dürften diese Überlegungen jedoch egal sein. Vier Runden vor dem Ende der Saison finden sie sich im oberen Mittelfeld wieder, gerade mal einen Punkt getrennt, es tritt der Vierte gegen den Sechsten an. Vragel da Silva erwartet eine interessante und offensiv geführte Begegnung, da beide Kontrahenten ohne Druck aufspielen können. Trotzdem ist es für den Trainer wichtig, "... in den verbleibenden Begegnungen so viele Erfolgserlebnisse wie möglich einzufahren, um ein gutes Gefühl mit in die neue Saison zu nehmen." Vielleicht wird er dabei wieder jüngeren Spielern eine Einsatzchance geben. Die haben Jan Penc, Robin Huth und Sepp Kunze bis zum Saisonende nicht mehr, ihre Verletzungen machen den Akteuren da einen Strich durch die Rechnung. Auch Marcelo de Freitas Costa kann gegen Jena nicht auflaufen, er wird von einer Rippenverletzung geplagt. Ob Wesley da Silva wieder zum Einsatz kommt, ließ sein Namensvetter noch offen. Der 19-jährige ist seit dieser Woche zwar wieder im Training, ob es für die Startelf reicht, wird sich erst am Freitag zeigen.
Jens Kölz

30. Spieltag - Sonntag, 24.04.2016 - 13.00 Uhr
VfB Germania Halberstadt – FC Oberlausitz Neugersdorf     1:0 (1:0)
"Sepp Kunze ist zur OP-Vorbereitung im Krankenhaus Halberstadt. Es besteht der Verdacht auf eine Spunggelenksluxationsfraktur." Der FCO bestätigte nach dem Spiel die Vermutung, die während der Begegnung schon die Runde machte. (Die Diagnose im Krankenhaus ergab später einen Wadenbeinbruch und Bänderverletzungen). Sepp Kunze, der gerade erst eine schwere Knieverletzung überwunden und sich wieder in die Mannschaft gespielt hatte, lag nach neun Minuten erneut mit schmerzverzerrtem Gesicht am Spielfeldrand. "Ich hatte den Ball und er wollte ihn mir wegspitzeln. Dabei bin ich unglücklich auf sein Bein gefallen und hab dann ein ganz komisches Geräusch gehört. Das geht mir jetzt noch nicht aus dem Kopf. Ich wünsche ihm, dass er schnell wieder auf die Beine kommt." Mehmet Kodes, zweifacher Torschütze im Hinspiel, war in dieser Szene Kunzes Gegenspieler. Als dann zwanzig Minuten später der Rettungshubschrauber einflog, musste das Spiel für rund zehn Minuten unterbrochen werden, weil durch den erzeugten Wind Werbebanden auf das Spielfeld geweht wurden.
Zu diesem Zeitpunkt führten die Halberstädter bereits. Kodes hatte von links einen Freistoß in den Strafraum geschlagen und Hassan Salhab versenkte den Ball unhaltbar im linken oberen Eck (21.). Die Gastgeber, die tief im Abstiegskampf stecken, lagen zu diesem Zeitpunkt verdient vorn. Sie waren sich ihrer Situation bewusst und wollten diese Partie unbedingt gewinnen. Entsprechend engagiert gingen die Halberstädter von Beginn an zu Werke. Die Germanen hatte mehr vom Spiel, weil sie mehr Initiative als die Neugersdorfer zeigten. "Wir haben immer wieder versucht, uns den Ball zu schnappen und ein Tor zu erzielen. Glücklicherweise hat das funktioniert", freute sich Thomas Waldow, der Trainer der Halberstädter. Seine Mannschaft kämpfte, ließ den Oberlausitzern wenig Platz. Die wiederum hatten nach der Verletzung ihres Rechtsverteidigers bis zur Pause wohl mehr mit sich zu tun, denn in der Offensive tat sich bei ihnen nicht viel. Maxim Banaskiewicz zog unmittelbar nach dem Gegentor einmal gefährlich ab, wobei der Ball am Kasten von Samuel Aubele nur hauchdünn vorbeistrich (22.), zudem visierte Josef Němec noch zweimal das Halberstädter Gehäuse an (37., 39.), verfehlte aber deutlich. Die Aktionen der Germanen waren da etwas gefährlicher. Franco Flückiger, der sich zum Zwickau-Spiel deutlich steigerte, parierte prächtig gegen Kodes' Schlenzer (27.) und musste auch bei Salhabs Kopfball kurz vor dem Pausenpfiff aufmerksam sein.
Auch im zweiten Abschnitt kamen die Gastgeber mit mehr Initiative aus der Kabine. Salhab verfehlte zunächst das Tor knapp (47.), zwei Minuten später hatten die Neugersdorfer Glück, dass Kodes nicht genau genug zielte. "Nach dem Wechsel hätten wir noch ein oder zwei Tore machen müssen. Das sind die Situationen, in denen man die Belastungen des Abstiegskampfes sieht. Man muss gewinnen, steht frei und haut dann den Ball daneben. Zum Glück hat das eine Tor für uns heute gereicht." Thomas Waldow dachte dabei wohl an Arbnor Dervishaj, der an Flückiger scheiterte (61.), vor allem aber an die hundertprozentige Gelegenheit, die sich nach einem Einwurf für Ivan Ristovski ergab. Von Rufat Dadashov in Szene gesetzt, ließ er aus zehn Metern unbedrängt das 2:0 liegen (77.). Der FCO, für den Sebastian Berg an diesem Nachmittag zum einhundertsten Male auflief, hatte da nicht so viel zu bieten. Maxim Banaskiewiczs war mit seinem Schrägschuss (53.) einem Tor am nächsten. Doch den Oberlausitzern fehlten die Ideen. Viele Fehlpässe und Unkonzentriertheiten ließen kaum Spielfluss zu. "Bei Halberstadt hat man gesehen, dass die unbedingt die drei Punkte wollten. Wir haben da nicht gut genug dagegengehalten, sind zumeist nur hinterher gelaufen. Die Abstände waren viel zu groß. Es hat bei uns an Leidenschaft gefehlt, auch kämpferisch zeigten sich Defizite." Trainer Vragel da Silva konnte nicht zufrieden sein, mit dem, was er sah. Konzentriert bis zum Ende spielend, hatte die Halberstädter Hintermannschaft wenig auszustehen, um den Sieg über die Bühne zu bringen.
Auch nach dem Abpfiff stand die Szene um Sepp Kunze im Mittelpunkt. Thomas Waldow fasste es so zusammen: "Für uns war das heute purer Abstiegskampf. Nur, wenn man die Verletzung sieht, da tritt der Fußball schon etwas in den Hintergrund. Die Unterbrechung hat uns gezeigt, dass Fußball doch nicht das Wichtigste im Leben ist. Einige Akteure, auch ich, hatten freien Blick auf die Verletzung. Diese Bilder wird man sicher nicht aus dem Hinterkopf bekommen."
Jens Kölz
Tor: 1:0 Salhab (21.)

VfB Germania Halberstadt
Aubele - Dervishaj, Friebertshäuser , Denz , Ströhl (38. Rode) - Beil, Müller - Kodes (74. Hoffmann ), Ristovski - Dadashov, Salhab (90. Kullmann).

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Kunze (10. Sobe, 72. Krautschick), Kusič, Wolf, Berg, Merkel - Petrick, Loučka - Banaskiewicz, Šisler (61. Pekdemir), - Němec

Zuschauer: 341    SR: Marko Wartmann (Großvargula) SRA: Oliver Lossius, Michael Wilske
Vorbericht
Zum Ende der englischen Woche reist der FC Oberlausitz zu Germania Halberstadt. Bei den Halberstädtern läuft es in dieser Saison schlecht. Mit 20 Punkten aus 29 Spielen liegen sie auf dem drittletzten Tabellenplatz, punktgleich vor dem FSV Luckenwalde. Damit sind die Sachsen-Anhaltiner in akuter Abstiegsgefahr. Da sie fünf Spieltage vor dem Ende zehn Punkte Rückstand zum Viertletzten Meuselwitz aufweisen, sind sie in Sachen Klassenerhalt schon jetzt auf Schützenhilfe angewiesen. Wenn Cottbus aus der dritten Liga ab- und Zwickau nicht aufsteigt, ist der Abstieg in die Oberliga schon jetzt ziemlich wahrscheinlich. Als Trainer Henri Fuchs vor der Saison nach den Zielen gefragt wurde, antwortete er dem MDR: "Der Klassenerhalt - 40 Punkte sind das Ziel." Zudem wünschte er sich zur Winterpause die Schlagzeile: "Halberstadt hat mit konstant guten Leistungen 25 Punkte geholt." Davon war der ehemalige Bundesligaspieler weit entfernt - nach vier Punkten aus zehn Spielen wurde er durch Thomas Waldow, der im Verein eigentlich für das Leistungszentrum-Nachwuchsfußball zuständig ist, ersetzt. Der holte in den acht Spielen bis zur Winterpause auch nur einen Punkt - und den ausgerechnet in Neugersdorf. Im neuen Jahr hat sich die Mannschaft stabilisiert, holte mit 15 gerade einmal einen Punkt weniger als der FCO. Im Hinspiel gab es ein 2:2. Zweimal veredelte Mehmet Kodes Konter und brachte seine Mannschaft mit 1:0 und 2:1 in Front, Wesley da Silva und Josef Němec glichen jeweils noch aus. Nach der eher enttäuschenden Leistung vom Mittwoch gegen Zwickau stehen die Oberlausitzer nun etwas in der Pflicht. Einerseits kann man gegen den Spitzenreiter verlieren, das "Wie" gab am Mittwoch aber doch schon etwas zu denken. Man konnte sich vor allem in der ersten Halbzeit des Eindrucks nicht erwehren, dass sich der FCO trotz seines bisher hervorragenden Saisonverlaufs gegen den Spitzenreiter nichts zutraute. "Das war die miserabelste erste Halbzeit der Saison. Ohne Leidenschaft, ohne Kampfgeist hat man gegen diese Spitzenmannschaft keine Chance." Auch Trainer Vragel da Silva vermisste die Eigenschaften, die den FCO bisher so erfolgreich auftreten ließen. Ketzerisch könnte man feststellen, dass es in Halberstadt nur besser laufen kann. Dazu steht dem Trainer nahezu die beste Mannschaft
Jens Kölz

29. Spieltag - Mittwoch, 20.04.2016 - 18.00 Uhr
FC Oberlausitz Neugersdorf – FSV Zwickau     2:3 (0:2)
Der FC Oberlausitz Neugersdorf hat dem Spitzenreiter FSV Zwickau kein Bein stellen können. Nach den zwei Niederlagen im Hinspiel und im Sachsenpokal (jeweils in Zwickau) setzte sich der FSV auch in Neugersdorf durch, gewann mit 3:2, machte es aber nach einer 3:0-Führung noch einmal spannend.
Diesmal war die erste Halbzeit die schwache der Neugersdorfer. Trainer Vragel da Silva hatte sich für die Jugend entschieden, im Vergleich zum Auswärtsunentschieden in Babelsberg neben dem Krautschick die Routiniers Šisler, Nezmar und Nemec draußen gelassen, dafür die jungen Brasilianer de Freitas Costa und da Silva sowie Pekdemir und den nach seiner Rotsperre wieder einsatzfähigen Kapitän Petrick gebracht. Das zahlte sich nicht aus. Die Neugersdorfer hatten keine Struktur im Spiel, nicht eine einzige Torchance war vor der Pause zu verzeichnen. Und die Gastgeber hatten da noch Glück, dass es nur 0:2 stand. Bereits in der fünften Minute hätte der Spitzenreiter aus Zwickau in Führung gehen können, ja müssen. Nach einer Unsicherheit von Torwart Flückiger, der mit dem Fuß an eine Flanke ging und auch insgesamt nervös wirkte, hatte Christoph Göbel die Riesenchance, aber Flückiger bügelte seinen Fehler noch aus (5.). Nur eine Minute später beging der Neugersdorfer an der Strafraumgrenze ein Foul und konnte froh sein, dass es nur Gelb gab. Der Freistoß der Gäste landete in der Mauer. Bei einem Schrägschuss aus 13 Metern des sehr agilen Patrick Göbel war Flückiger dann auf dem Posten (16.) Zwei Minuten später war er aber machtlos. Nach einer Flanke von Wachsmuth köpfte Christoph Göbel unhaltbar ein. Neugersdorf blieb danach schwach, die spielerisch besseren Zwickauer aber konnten mit ihrer Überlegenheit nur wenig anfangen, erspielten sich kaum noch Tormöglichkeiten. Etwas überraschend fiel dann das 0:2. Ein Eckball segelte durch den Neugersdorfer Strafraum, am langen Pfosten stand Frick völlig frei und hatte keine Mühe, den Ball zu verwandeln. Kurz vor der Pause hatten die Zwickauer noch die Chance zum 0:3, diesmal aber war Flückiger bei einem Nietfeld-Schuss aus 17 Metern zur Stelle.
Nach der Pause schien der FCO, bei dem jetzt Němec für Pekdemir ins Spiel kam, etwas besser ins Spiel zu kommen, auch wenn es keine großen Torchancen gab. Nach und nach übernahm wieder Zwickau das Kommando. Und als erneut Frick nach einer Kopfballablage von Öztürk leichtes Spiel hatte, den dritten Zwickauer Treffer zu erzielen, war die Partie entschieden - dachten alle. Aber wie aus dem Nichts gelang Sturmroutinier Němec nach einem langen Ball aus dem Mittelfeld und Kopfballverlängerung da Silva der Treffer zum 1:3 (65.). De Freitas Costa startete wenig später einen Sturmlauf, setzte sich gegen die starken Zwickauer Innenverteidiger Paul und Berger durch, scheiterte aber an Torwart Unger. Auf der anderen Seite hatte Zimmermann, der überragende Patrick Göbel und der eingewechselte Genausch binnen einer Minute drei Riesenchancen, den Sack zuzumachen, scheiterten aber allesamt an Flückiger. Danach schien der Spitzenreiter den Sieg locker über die Zeit zu schaukeln, brachte sich aber kurz vor Schluss noch einmal selbst in Bedrängnis.
Neugersdorfs willensstarker Abräumer Berg war im Zwickauer Strafraum von Zimmermann am Trikot gehalten worden. Es gab aber keinen Pfiff. Berg schubste daraufhin Zimmermann weg, der Zwickauer Wachsmuth kam dazu und stieß Berg zu Boden. Das hatte der Schiedsrichter gesehen. Er entschied auf Rot für Wachsmuth und weil der Ball im Spiel war und die Tätlichkeit im Strafraum passierte, auf Elfmeter. Den verwandelte Routinier Loučka sicher (8S.). Plötzlich bestand also doch noch einmal die Chance auf einen Punkt für die Neugersdorfer, die in der Schlussphase alles nach vorn warfen. Flückiger, der wirklich keinen guten Tag erwischt hatte, hatte in der Nachspielzeit nach einem Freistoß aus dem Mittelfeld tatsächlich den Ausgleich auf dem Kopf, aber der Ball verfehlte das Tor knapp. Daran, dass der Zwickauer Sieg verdient war, gab es keinen Zweifel. FCO-Trainer Vragel da Silva schimpfte auch nach dem Spiel noch über die erste Halbzeit: ,,Ohne Leidenschaft, ohne Kampfgeist hat man gegen diese Spitzenmannschaft keine Chance. Das war die miserabelste erste Halbzeit der Saison."
Frank Thümmler (SZ)/Jens Kölz
-> Bilder vom Spiel    (Fotoserie von Florian Richter)
Tore: 0:1 C. Göbel (18.), 0:2 Frick (37.), 0:3 Frick (54.), 1:3 Němec (65.), 2:3 Loučka (90./Foulelfmeter)

Rot: Wachsmuth (FSV/90.)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Kunze, Wolf, Kusič, Merkel (64. Berg) - Petrick , Loučka - Pekdemir (46. Němec), De Freitas, Banaskiewicz (60. Sobe) - da Silva

FSV Zwickau
Unger - Berger, Mai , Paul - Lange, Wachsmuth - P. Göbel, Frick (73. Schlicht), C. Göbel - Öztürk (58. Zimmermann), Nietfeld (46. Genausch)

Zuschauer: 897    SR: Eugen Ostrin (Eisenach) SRA: Oliver Lossius, Jan Kanzler
Vorbericht
Die Saison neigt sich in Riesenschritten dem Ende zu. Der FC Oberlausitz hatte und hat binnen drei Wochen sechs Spiele auszutragen. Vier sind bereits absolviert, in allen konnte gepunktet werden. Zwei Siege (gegen RB Leipzig II und in Luckenwalde) sowie die beiden Unentschieden in Auerbach und Babelsberg ließen den Punktestand der Neugersdorfer auf 50 anwachsen - für einen Aufsteiger ein respektables Ergebnis. Nun stehen in dieser Woche wieder zwei Spiele an. Zunächst geht es am Mittwoch gegen den FSV Zwickau, danach steht am Sonntag die Reise zu Germania Halberstadt an.
Mit dem FSV Zwickau gastiert nicht nur einer der heißesten Staffelfavoriten in der Sparkassen-Arena sondern auch der aktuelle Spitzenreiter. Doch die Tabellenführung ist in Gefahr geraten. Denn der BAK macht mit seiner Siegesserien (acht von neun Spielen in diesem Jahr) den Westsachsen zu schaffen. Die starteten zwar sowohl in der Vor- als auch in der Rückrunde mit Siebenmeilenstiefeln, lagen am 24. Spieltag schon 12 Punkte und 20 Tore Vorsprung vor dem BAK, doch der ist binnen vier Runden zusehends geschmolzen. Heute sind es gerade mal noch drei Punkte und drei Tore - wobei der Konkurrent noch ein Nachholspiel in der Hinterhand hat. Die Truppe von Torsten Ziegner, der nach erfolgreichem Eignungstest am 13. Juni eine Fußball-Lehrer-Ausbildung, die höchste Trainerlizenzstufe Deutschlands, antritt, steht also mächtig unter Druck und kann sich keinen Punktverlust leisten. Davon gab es nämlich zuletzt zu viele. Nach dem rauschenden 5:1-Fest gegen Nordhausen folgte der Kater: 0:1 in Neustrelitz, dann das eher peinliche 1:3 bei der abstiegsgefährdeten Viktoria sowie das bittere 1:2 gegen den jetzt gefährlichsten Gegner BAK. Nun folgt also der Gang zum Tabellenvierten.
Und der hat auch einiges gutzumachen. Denn in den letzten drei Partien gegeneinander zogen die Neugersdorfer im vergangenen Jahr stets den Kürzeren. Zweimal waren die Westsachsen für die Oberlausitzer Endstation im Sachsenpokal, 0:1 zu Hause im Halbfinale der vorigen Saison sowie 0:2 im Viertelfinale dieser Spielzeit, dazu kommt noch das 1:3 im Meisterschaftsspiel des 12. Spieltages. Gerade die Punktspielniederlage tat weh, verlor der FCO doch damit den Platz an der Sonne und wurde binnen 90 Minuten auf Platz 5 durchgereicht. Der Trainer ärgert sich noch heute - nicht so sehr über die Resultate, mehr über deren Zustandekommen: "Wir haben in jedem Spiel die Zwickauer durch individuelle Fehler in Vorhand gebracht." Franco Flückigers Fehlgriff, der bei stürmischem Wind Michael Schlichts Eckball den direkten Weg ins Tor ermöglichte (das war im Pokalspiel) sowie Sepp Kunzes Brust-Rückgabe, die Christoph Göbel zum vorentscheidenden 2:1 im Meisterschaftsspiel einlud, liegen ihm heute noch schwer im Magen. "Trotzdem haben wir gesehen, dass wir uns nicht zu verstecken brauchen. Wenn wir solche Fehler vermeiden, können wir auf jeden Fall mithalten." Beide Spieler sind nach langer Verletzungspause wieder fit, kamen am vergangenen Freitag in Babelsberg zum Einsatz - ebenso wie Oliver Merkel. Erfreulicherweise ist auch die Rotsperre von Karl Petrick abgegolten, so dass der Trainer (bis auf Jaroslav Dittrich, Jan Penc, Robin Huth und Vedat Temel) diesmal aus den Vollen schöpfen kann.
"Spitzenspiele erfordern Spitzenleistungen", sagt er noch und hofft, dass es seiner Mannschaft diesmal gelingt, nicht nur in einer Halbzeit stark zu spielen. Das war in den letzten Spielen nicht der Fall. Konditionelle Defizite sind nicht der Grund, denn der Leistungsabfall war stets sofort nach Wiederanpfiff spürbar. "Wir sind ja trotzdem viel gelaufen - meistens aber dem Gegner nur hinterher", lässt Vragel da Silva seiner satirischen Ader freien Lauf. Die Gründe sind wohl eher woanders zu suchen: "Das passiert uns immer, wenn wir vorn liegen. Wir haben dann Angst, etwas zu verlieren, machen uns zu viel Gedanken. Daraus müssen wir unsere Lehren ziehen, um im nächsten Jahr noch besser dazustehen." Auf das Spiel am Mittwoch freut sich der Trainer jedenfalls. "Wir wollen Zwickau ärgern, es ihnen schwer machen. Natürlich geht das nur, wenn wir unser Leistungsvermögen zu 100 Prozent abrufen."
Jens Kölz

28. Spieltag - Freitag, 15.04.2016 - 19.00 Uhr
SV Babelsberg 03 – FC Oberlausitz Neugersdorf     2:2 (0:2)
Drittes Auswärtsspiel am Stück - und zum dritten Mal (nach dem 2:1 in Luckenwalde und dem 1:1 in Auerbach) blieb der FC Oberlausitz dabei ungeschlagen - den Optimisten wird diese Statistik freuen. … und täglich grüßt das Murmeltier - könnte der Pessimist entgegenhalten eingedenk des Spielverlaufes. Denn wieder ist es den Neugersdorfern nicht gelungen, zwei gleichstarke Halbzeiten hinzulegen, was dem Trainer am Ende etwas finster dreinblicken ließ: "Wir nehmen den Punkt gern mit, allerdings bin ich auch etwas enttäuscht, weil wir zum dritten Mal in dieser Saison einen 2:0-Vorsprung wieder eingebüßt haben."
Für den FCO fing es richtig gut an. Zwei Angriffe, zwei Tore, beruhigende 2:0-Führung - ein erfreuliches Zwischenfazit, das die Neugersdorfer nach einer Viertelstunde ziehen konnten. Und dabei halfen die Gastgeber kräftig mit. Denn als sie versuchten, nach ausgeglichenen Anfangsminuten selbst Druck aufzubauen, leisteten sie sich in der Defensive zwei dicke Klöpse, die die Neugersdorfer eiskalt ausnutzten. Nach einem Fehlabspiel im Mittelfeld schaltete Jiří Šisler schnell und schickte Josef Němec. Der Tscheche ließ Erkal Akdari, der eigentlich den besseren Laufweg zum Ball hatte, ganz schlecht aussehen und brachte seine Mannschaft in Front. Acht Minuten später erhöhte Filip Kusič, von der Babelsberger Abwehr völlig unbehelligt, mit seinem vierten Saisontreffer zum beruhigenden 2:0. "Wir haben, wie schon in der Vorwoche, durch zwei individuelle Fehler Tore kassiert. Das darf uns nicht passieren. So lagen wir schon frühzeitig 0:2 hinten und wussten eigentlich gar nicht, warum." Babelsbergs Trainer Cem Efe war angefressen. Trotzdem ließ seine Mannschaft die Köpfe nicht hängen. Sie machten Druck und hielten das Tempo hoch, spielten oft über die Außenpositionen und versuchten die Abwehr der Oberlausitzer auseinander zu ziehen. Manchmal wirkte ihr Spiel etwas hektisch, doch zwangsläufig geriet Franco Flückiger, der nach zweimonatiger Verletzungspause wieder zwischen den Pfosten stand, in den Mittelpunkt. Er war einer der Aufstellungsänderungen, die Trainer Vragel da Silva im Vergleich zum Auerbach-Spiel vornahm. Sepp Kunze und Oliver Merkel gaben nach langer Verletzungspause ihr Comeback, zudem standen Josef N?mec und Jan Nezmar in der Startelf. Die Babelsberger erspielten sich eine Chancenübergewicht, doch die Neugersdorfer Abwehr hielt in der ersten Halbzeit dicht. Dabei konnte die sich auf ihren Torhüter (rettete im zweiten Nachfassen gegen Bilal Cubukcu (20.), zeigte starke Reflexe gegen Tobias Grundler (33.) sowie Steinborn (44.) und ließ sich auch von Severin Mihms Körpereinsatz nicht beeindrucken (38.)) verlassen, profitierte aber auch von der Abschlussschwäche der Gastgeber, die beste Einschussmöglichkeiten liegenließen (Steinborn - 10., Mihm - 25.). Auf der anderen Seite war Jan Nezmar der endgültigen Entscheidung sehr nahe, er rutschte an Maxim Banaskiewiczs Kopfballvorlage vorbei (38.).
Nach dem Wiederanpfiff glich das Spiel einer Einbahnstraße. Beflügelt vom frühen Anschlusstor, bei dem Enes Uzun an der Neugersdorfer Strafraumgrenze sich den Ball erst seelenruhig zurechtlegen konnte, um ihn dann im rechten Dreiangel zu versenken, starteten die 03er ihre Aufholjagd. "Liverpool hat uns am Donnerstag gezeigt, was möglich ist, wenn man an sich glaubt." Babelsbergs Trainer Cem Efe baute seine Mannschaft in der Halbzeit auf, stellte auf eine Dreierkette um und ließ seine bisherigen Außenverteidiger mit stürmen. "Die waren sehr offensiv, haben immer eine Überzahl geschaffen und uns das Leben sehr schwer gemacht." Trainer da Silva musste miterleben, mit welcher Macht die Gastgeber auf den Ausgleich drängten. Die Neugersdorfer konnten kaum durchatmen, von Entlastung war gar nichts zu sehen. Vor allem Bilal Cubukcu spielte die Hintermannschaft der Oberlausitzer schwindelig. Er bereitete viele Möglichkeiten vor (so z.B. für Mihm - 55. und 57.), verfehlte selbst das Tor nur knapp (53., 67., 90.). Besonders bei seinem Freistoß, der das linke obere Dreieck nur um Haaresbreite verfehlte, hatten die Neugersdorfer Glück (75.). Wie extrem der Babelsberger Druck war, zeigte die 60. und 61. Minute, in der die Gastgeber gleich vier dicke Möglichkeiten hatten. Erst rette Sebastian Berg vor Cubukcu, dann Filip Kusič gegen Akdari, gleich darauf kratzte Jan Nezmar einen Ball von Cubukcu von der Linie und den anschließenden Eckball köpfte von Piechowski aus fünf Metern über den Kasten.
Für den FCO war es die blanke Abwehrschlacht, in der er sich dann sieben Minuten vor dem Ende doch noch den hochverdienten Ausgleich einfing. "Nach dem Wechsel hat meine Mannschaft dann richtig Gas gegeben. Wenn wir noch das 3:2 gemacht hätten, hätte sich niemand wundern müssen. Wichtig war für mich, dass die Mannschaft sich nicht hängen gelassen hat und wieder zurückgekommen ist." Efe war mit der Einstellung seiner Truppe zufrieden. Das konnte sein Kollege nicht sein, denn die Angriffsaktivitäten der Neugersdorfer waren in der zweiten Halbzeit überschaubar, Kusičs und de Freitas Costas Schussversuche (78., 87.) bedeuteten für Gladrow keine Gefahr. "Dass wir in der zweiten Halbzeit wieder abgefallen sind, ist eine Frage der Erfahrung. Wir sind im ersten Jahr in der Regionalliga und müssen aus diesen Fehlern lernen, damit uns das in der nächsten Saison nicht mehr passiert." Trotzdem dachte der Trainer kurz nach dem Spiel schon an die kommende Aufgabe: "Klar sind wir enttäuscht, dass wir eine 2:0-Führung wieder aus der Hand gegeben haben. Aber wir sollten auch nach vorn schauen. Am Mittwoch haben wir zu Hause gegen Zwickau das nächste Spiel. Das wird schwer genug und wir müssen uns ab jetzt damit beschäftigen."
Jens Kölz
Tore: 0:1 Němec (7.), 0:2 Kusič (15.), 1:2 Uzun (47.), 2:2 Akdari (83.)

SV Babelsberg 03
Gladrow - Mihm, Saalbach, Akdari, Cepni - Hellwig, Fiegen (76. Uslucan), Cubukcu, Uzun - Grundler (46. von Piechowski), Steinborn

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Merkel, Berg, Wolf, Krautschick - Loučka , Kusič - Banaskiewicz, Sisler (46. Kunze) - Němec (58. Marcelo), Nezmar (84. Pekdemir)

Zuschauer: 1.562    SR: Max Burda (Berlin) SRA: Philipp Kutscher, Jacob Pawlowski
Vorbericht
An diesem Freitag reist der FC Oberlausitz zu seinem drittem Auswärtsspiel am Stück zum SV Babelsberg 03. Anstoß im Karl-Liebknecht-Stadion ist 19 Uhr.
Resultatsmäßig verliefen die vergangenen beiden Begegnungen gut, vier Punkte errang die Truppe von Vragel da Silva in Luckenwalde und Auerbach, doch so richtig zufrieden war der Trainer nicht. Besonders, wie seine Mannschaft jeweils nach dem Wechsel auftrat, schmeckte ihm gar nicht. "In der zweiten Halbzeit haben wir alles, was wir zuvor gezeigt haben, vermissen lassen. Wir haben das Spiel völlig aus der Hand gegeben", war sein Fazit in Luckenwalde, ähnlich verlief die Begegnung in Auerbach. Ärgerlich, denn dieser Eindruck bleibt am Ende mehr im Gedächtnis haften als die starken Leistungen in den ersten Halbzeiten. Dort zeigte sich die Elf kombinationssicher und erspielte sich jeweils Chancen zuhauf. Paradox in Auerbach war, dass bei den klaren Chancen, die sich die Mannschaft dort erarbeitet hat, der Treffer letztendlich durch einen abgefälschten Freistoß zustande kam.
Nun steht das Spiel in Babelsberg an. Die 03er sind derzeit Tabellensiebenter und haben sieben Punkte Rückstand auf den FCO. Das Hinspiel endete 1:1, Josef Němec und Ugurtan Cepni waren die Torschützen. Denkwürdig war die Begegnung deshalb, weil Neugersdorf mit diesem Unentschieden am 11. Spieltag die Tabellenspitze der Regionalliga erklommen hatte. Seitdem haben beide nahezu die gleiche Punktzahl geholt (25 Neugersdorf, 24 Babelsberg). Die Potsdamer sind dabei die Remisspezialisten der Liga, zwölf Unentschieden stehen bisher zu Buche, sechs davon zu Hause. Trotzdem spielen die Potsdamer unter ihrem Trainer Cem Efe einen ansehnlichen Fußball. Ihre besten Torschützen sind Andis Shala und Matthias Steinborn mit zwölf bzw. elf Treffern. Beide stießen erst zu Beginn der Saison zu den Babelsbergern, kamen vom BFC sowie vom 1. FC Magdeburg. Auch in der Abwehr sind die Filmstädter gut aufgestellt. Mit lediglich 22 Gegentoren (der FCO musste bereits 31 schlucken) stellen sie nach Jena, dem BAK und Zwickau die viertbeste Abwehr der Regionalliga. Am Freitag steht ihnen der fünftbeste Sturm gegenüber. Beide Mannschaften haben auch eine traurige Gemeinsamkeit, kassierten ihre höchste Niederlage beim BAK. Die 03er verloren dort im September mit 0:3, der FCO vor dreieinhalb Wochen gar 0:4.
Der Spitzenplatz ist für die Neugersdorfer diesmal nicht in Sicht, " … doch wenn alles für uns läuft, können wir Dritter werden", ist der Trainer ehrgeizig. Er schätzt die Spielkultur und die Einsatzbereitschaft des Kontrahenten. Deshalb erwartet er auch ein schweres Spiel, " … bei dem wir über die gesamte Spielzeit konzentriert bleiben müssen, um die Fehler der letzten Partien nicht wieder zu begehen. Trotzdem wird der eine oder andere junge Spieler wieder eine Einsatzchance erhalten, um Spielpraxis und Erfahrung in der Regionalliga zu sammeln." Wer das sein wird, ließ er sich noch nicht entlocken. Langsam lichtet sich zudem das Lazarett. Sepp Kunze und Oliver Merkel sind wieder ins Training eingestiegen und könnten zum Einsatz kommen, Jaroslav Dittrich hat mit Laufeinheiten begonnen. Robin Huth, der in Auerbach eingewechselt wurde, hat sich dort erneut verletzt und wird wie Vedat Temel, Jan Penc und der noch gesperrte Karl Petrick auf keinen Fall in Babelsberg auflaufen.
Jens Kölz

27. Spieltag - Sonntag, 10.04.2016 - 13.00 Uhr
VfB Auerbach 06 – FC Oberlausitz Neugersdorf     1:1 (0:1)
Wie sich manchmal doch die Bilder gleichen. Wie schon in Luckenwalde hat der FC Oberlausitz eine ganz starke erste Halbzeit hingelegt und hätte viel deutlicher führen können. Und wie am vergangenen Mittwoch fiel auch diesmal die Leistung der Neugersdorfer in den zweiten 45 Minuten spürbar ab. Am Ende reichte es zwar zu einem 1:1, doch für den Trainer Vragel da Silva fühlte es sich an wie eine Niederlage.
Die Auerbacher waren verunsichert. In diesem Jahr gelang ihnen bisher nur ein Sieg in sechs Spielen. Zudem fehlte ihr bester Torschütze Marcel Schuch wegen der fünften Gelben Karte. Bei den Oberlausitzern war Karl Petrick gesperrt. Er unterstützte trotzdem seine Mannschaftskameraden von der Bank aus und sah, wie Ronald Wolf, der diesmal Rechtsverteidiger spielte, die erste große Chance nicht nutzen konnte. Sein Kopfball aus fünf Metern ging knapp am Tor vorbei (7.). Obwohl die Auerbacher in der Anfangsphase etwas mehr von der Partie hatten, übernahmen die Neugersdorfer immer mehr die Spielkontrolle. Nach Marcello de Freitas Costas Führungstreffer, sein Freistoß wurde von der Auerbacher Mauer unhaltbar für Ebersbach abgefälscht, hätten die Gäste die Verunsicherung der Auerbacher weiter ausnutzen können. "Neugersdorf hat exzellente Konter gefahren, wobei auch das Verhalten unserer Innenverteidigung mangelhaft war. Wir sind in der ersten Halbzeit glimpflich davongekommen. Wir hatten Glück, dass wir nicht in einen höheren Rückstand geraten sind." Michael Hiemisch, Trainer der Auerbacher, war mit dem knappen Halbzeitrückstand noch zufrieden. Sein Gegenüber konnte das nicht sein. Denn der FCO erarbeitete sich zahlreiche und gute Möglichkeiten, das Ergebnis deutlich freundlicher zu gestalten. Filip Kusič (21.) und Wesley da Silva (41.) hätten das 2:0 machen können, da Silva (28.) und Ozan Pekdemir, der allein auf Ebersbach zulief und dabei den völlig freistehenden Maxim Banaskiewicz übersah (33.) hätten es machen müssen. Bei allem Ärger über die ausgelassenen Möglichkeiten ("Wir waren nicht konzentriert genug vor dem Tor, wir hätten mindestens zwei Tore machen müssen.") lobte der Trainer den kleinen Flügelflitzer trotzdem: "Ozan Pekdemir hat nach vorn gut gespielt und auch viel nach hinten gemacht. Da hat er sich in der letzten Zeit deutlich verbessert."
Nach dem Wechsel drehten die Vogtländer, die in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit durch Stanley Ratifo ihre beste Möglichkeit bis dahin hatte, mächtig auf. Mit Danny Wild brachte Holger Hiemisch einen Rechtsaußen, der die bis dahin wenig geprüfte Neugersdorfer Hintermannschaft mächtig ins Schwitzen brachte. "Er konnte viele Impulse setzen. Mit ihm kam mehr Zug zum Tor. So sind wir dann immer mehr in die gegnerische Hälfte gekommen, konnten Druck aufbauen und haben selbst nicht mehr so viel zugelassen. Daraus entsprang dann auch unser Tor," freute sich Hiemisch über seinen Stürmer. Das 1:1 fiel nach einer Ecke, die Max Höhne unterlief. Felix Paul hatte keine Mühe, die Kugel aus Nahdistanz über die Linie zu drücken. Der Ausgleich lag da schon lange in der Luft, denn in der zweiten Hälfte verschoben sich die Spielanteile deutlich zugunsten der Gastgeber. Die Neugersdorfer fanden nicht mehr zu ihrem gepflegten Kombinationsspiel, mit dem sie den Gegner im ersten Durchgang klar beherrschten, jetzt schlugen sie viele Bälle nur noch nach vorn. "In der zweiten Halbzeit hat Auerbach uns das Leben schwer gemacht. Sie waren körperlich präsent und haben sehr aggressiv gespielt." Es gelang den Oberlausitzern kaum noch, sich spielerisch aus der Abwehr zu befreien, ihr Spiel war zerfahren. Ratifo hatte aus sechs Metern schon den Ausgleich auf dem Kopf, Höhne blieb da noch Sieger (70.). Kurz vor dem Ausgleich wollte Vragel da Silva seine Abwehr eigentlich noch verstärken: "Ich wollte Jan Nezmar noch in der Innenverteidigung spielen lassen, um bei Kopfbällen noch besser gegenzuhalten. Die Einwechslung kam eine Minute zu spät." In der Schlussphase versuchten beide, das Spiel noch für sich zu entscheiden. Doch nun hatten die Neugersdorfer das Glück auf ihrer Seite, denn Ratifo vergab aus fünf Metern unkonzentriert und den Nachschuss setzte Fabian Paradies kurz vor Ultimo per Scherenschlag über den Balken (87.).
Nach dem Spiel musste Trainer da Silva erstmal durchatmen, ehe er seinen Ärger über das Unentschieden herausließ: "Wir lassen am Ende hier zwei Punkte liegen, weil wir nicht konsequent nach vorn gespielt haben." Doch die Gründe scheinen auch etwas tiefer zu liegen. Denn wie schon in Luckenwalde, so war auch in Auerbach der Unterschied zwischen der sehenswerten Leistung in der ersten Hälfte und dem spielerischen Abfall in Halbzeit zwei augenscheinlich.
Jens Kölz
Tore: 0:1 de Freitas (18.), 1:1 Paul (77.)

VfB Auerbach 06
Ebersbach - Lambach, Heger , Paul , Mattern - Rupf - Kötzsch , Paradies (86. Vogel), Amaro (46. Wild ), Hampf (70. Kühn ) - Ratifo

FC Oberlausitz Neugersdorf
Höhne - Krautschick (54. Huth), Kusič, Berg , Wolf - Banaskiewicz (54. Němec), Loučka, Šisler, Pekdemir (80. Nezmar) - de Freitas, da Silva

Zuschauer: 560   SR: Martin Bärmann (Leipzig) SRA: Toni Wirth, Benjamin Seidl
Vorbericht
Nicht viel leichter wird das Spiel am Sonntag beim VfB Auerbach. Die Mannschaft von Holger Hiemisch hat sich im Mittelfeld der Tabelle angesiedelt. Zuletzt waren die Ergebnisse der Vogtländer nicht ganz so befriedigend. Nach einem beachtlichen 6:0 gegen Hertha BSC II. holten sie aus den letzten vier Spielen gerade mal einen Punkt beim 0:0 gegen Meuselwitz. Trotzdem sind die Auerbacher ziemlich heimstark, verloren in dieser Saison lediglich gegen Jena und RB Leipzig im VfB-Stadion. Ihr bester Torschütze ist Marcel Schuch, der wie Josef Němec bisher elfmal erfolgreich war. Allerdings erzielte er seinen letzten Treffer am 16. Spieltag gegen Halberstadt, das war Ende November des vergangenen Jahres. Im Hinspiel gewann der FCO durch einen Treffer von Jaroslav Dittrich mit 1:0. Die Vogtländer werden sich für die Niederlage aus der Hinrunde revanchieren wollen.
Jens Kölz

21. Spieltag - Mittwoch, 06.04.2016 - 19.00 Uhr
FSV 63 Luckenwalde – FC Oberlausitz Neugersdorf     1:2 (0:2)
Die 73. Minute war symptomatisch für den Spielverlauf der zweiten Halbzeit. Der FSV Luckenwalde, tief im Abstiegskampf verstrickt, kämpfte und rackerte aufopferungsvoll, war dem Torerfolg ganz nah, verstand es aber nicht, aus seinem enormen Aufwand Nutzen zu ziehen. Quentin Fouley trat zum Strafstoß an, zielte in die Mitte und macht es Max Höhne nicht schwer, seinen Ball abzuwehren. Zu diesem Zeitpunkt führten die Neugersdorfer noch mit 2:0, was vor allem an ganz starken ersten 45 Minuten lag.
"In der ersten Halbzeit haben wir alles gebracht, was wir uns vorgenommen haben. Wir sind viel gelaufen, haben gekämpft, uns viele Möglichkeiten herausgearbeitet und richtig gut gespielt. Wir waren dominant und haben gezeigt, dass unser Tabellenplatz kein Zufall ist." Vragel da Silva konnte mit dem, was seine Mannschaft vor dem Wechsel spielte, sehr zufrieden sein. In einem intensiv geführten und tempostarken Spiel übernahm seine Mannschaft mehr und mehr die Kontrolle. Ozan Pekdemir wirbelte auf der rechten Seite und erzielte, von Marcelo de Freitas Costa freigespielt, das frühe 1:0. Von nun an hatten die Oberlausitzer Chancen im Zwei-Minuten-Takt, die Führung auszubauen. Pekdemir (17.), da Silva (19.), Šisler (20.), Loučka (22.) und de Freitas Costa (32.) hätten die Luckenwalder Verunsicherung nutzen können, um die Partie schon frühzeitig in die richtigen Bahnen zu lenken. Begünstigt durch viele Abspielfehler der Brandenburger konnten die Neugersdorfer ihr Spiel aufziehen. Schließlich gelang es Marcelo de Freitas Costa doch noch, mit einem 26-Meter-Schuss ins linke untere Eck, den guten FSV-Torhüter Petereit zu überwinden. "Wir sind auf einen bärenstarken Gegner getroffen. Neugersdorf hatte in der ersten Halbzeit sehr gute Möglichkeiten. Trotzdem hatten wir vor dem 0:2 eine Riesen-Ausgleichschance." Luckenwaldes Trainer Ingo Nachtigall dachte an Tiago Sprengers Heber, der nur knapp am Neugersdorfer Tor vorbeistrich und eine Minute vorm 0:2 die beste Möglichkeit der Gastgeber war.
Nach dem Wechsel sollte sich der Spielverlauf maßgeblich ändern. Die Brandenburger kamen mit unvermindertem Kampfgeist aus der Kabine, während der FCO nur noch wenig von dem zeigte, was ihn vor dem Wechsel auszeichnete. "In der zweiten Halbzeit haben wir alles, was wir zuvor gezeigt haben, vermissen lassen. Wir haben das Spiel völlig aus der Hand gegeben." Vragel da Silva musste nun mit ansehen, wie seine Truppe immer mehr dem Gegner hinterherlief. Nun übernahmen die Gastgeber die Initiative. Doch bei allem Eifer, Einsatz und Kampfbereitschaft, die der FSV ins Feld führte, die große Abschlussschwäche ihrer Elf ließ die 301 Zuschauer nahezu verzweifeln. Tim Stober (57.), Florian Schmidt (61.), Clemens Koplin (70.) ließen gute Möglichkeiten zum Anschlusstreffer liegen. Der schien dann mit dem Strafstoß fällig. Zuvor kam Tim Stober im Duell mit Karl Petrick zu Fall. Für den Neugersdorfer Kapitän mit Folgen, er sah die Rote Karte und wird seiner Mannschaft in den nächsten Spielen ebenfalls fehlen. Drei Minuten nach dem verschossenen Strafstoß fiel dann doch noch das inzwischen hochverdiente 1:2. Tim Stober überwand Max Höhne mit einer Kopfball-Bogenlampe. "Wir konnten am Ende sogar nochmal zulegen, haben bis zum Schluss konditionell mitgehalten." Ingo Nachtigalls Mannschaft machte nochmal richtig Druck. Vor allem Quentin Fouley tat sich in den letzten Minuten hervor. Viermal visierte er das Tor Höhnes noch an, dreimal musste der Neugersdorfer Torwart eingreifen (78., 84., 90.), einmal drehte sich der Ball denkbar knapp am Oberlausitzer Kasten vorbei (88.). "Wir haben gerade in der zweiten Halbzeit für unsere Verhältnisse viele Torchancen kreiert. Ein 2:2 wäre leistungsgerecht gewesen. Trotzdem müssen wir am Ende in den sauren Apfel beißen", war die bittere Erkenntnis des Luckenwalder Trainers nach der Partie. Der FCO sehnte den Schlusspfiff herbei und rettete den Sieg in einem dramatischen Spiel, das nach den ersten 45 Minuten nicht zu erwarten war, herbei.
Jens Kölz
Tore: 0:1 Pekdemir (15.), 0:2 de Freitas (37.), 1:2 Stober (77.)

Rot: Petrick (73./Notbremse)    Gelbrot: Koplin (82./wd. Foulspiel)    Bes. Vorkommn.: Höhne hält Foulelfmeter von Fouley (73.)

FSV 63 Luckenwalde
Petereit - Leimbach, Hadel, Koplin , Sprenger, Guthke (80.Nachtigall), F. Schmidt, Stober, Wuller (65. Diouf) , Francisco, Fouley

FC Oberlausitz Neugersdorf
Höhne - Hensel, Kusič, Wolf, Krautschick - Petrick , Loučka - Pekdemir (67. Němec), de Freitas (59. Banaskiewicz), Šisler - da Silva (75. Berg )

Zuschauer: 301   SR: Steffen Hösel (Magdeburg) SRA: Felix-Benjamin Schwemmer, Sirko Müke
Vorbericht
Nach dem Zwei-Spiele-Durchhänger gegen Hertha und beim BAK hat sich die Mannschaft von Vragel da Silva spielerisch und vor allem kämpferisch gesteigert und die U23 von RB Leipzig mit 1:0 bezwungen. Nun duelliert sich der FC Oberlausitz am Mittwoch im Nachholspiel erneut mit einem Mitaufsteiger. Diesmal geht es zum FSV Luckenwalde.
Die Luckenwalder hatte sich vor der Saison sicher etwas mehr ausgerechnet. Mit Jörg Heinrich, dem Champions-League-Sieger von 1997, Deutschen Meister 1996, 37-fachen Deutschen Nationalspieler sowie WM-Teilnehmer 1998, konnten der FSV zu Beginn dieser Saison einen Trainer gewinnen, der als Spieler große Zeiten erlebt hat. Nun muss er mit seinem Verein kleinere Brötchen backen. Vorletzter, tief im Abstiegskampf verstrickt, 13 Punkte aus 25 Spielen - die Vorstellungen waren anfangs sicher andere: "Ich denke, dass wir mit unseren Spielern gut für die Regionalligasaison gerüstet sind" sagte Heinrich vor Saisonstart, fügte aber auch hinzu: "Für uns ist es wichtig in der Klasse zu bleiben. Also sollte oberstes Ziel der Klassenerhalt sein!" Anfang März hat der Verein den Trainer durch seinen Vorgänger Ingo Nachtigall ersetzt. Dennoch, aufgrund der unübersichtlichen Abstiegsregel, ist die Regionalliga in der kommenden Saison für die Luckenwalder noch denkbar, allerdings braucht man da auch viel Glück. Einerseits kann es sein, dass im günstigsten Fall nur eine Mannschaft die Regionalliga verlassen muss (da hat Luckenwalde drei Punkte Vorsprung auf Rathenow), schlimmstenfalls erwischt es fünf Teams, da beträgt der Rückstand zum rettenden Ufer schon 17 Punkte - wohlgemerkt, bei bisher erst 13 selbst erreichten Zählern. Und auch die Statistiken sind nicht gerade ermutigend. Die 67 Gegentore sind die meisten, die eine Mannschaft bisher hinnehmen musste. Ein halbes Dutzend kassierten die Brandenburger bei RBs Nachwuchs (2:6) und in Babelsberg (1:6), fünf waren es gegen Zwickau. Zudem haben die Luckenwalder den schlechtesten Sturm der Liga, nur 18 Treffer brachten sie bisher zustande. Dabei hatten sie sich nach der sechsten Runde (bis dahin standen nur zwei selbst geschossene Tore zu Buche) auf dem Transfermarkt mit Mame Mbar Diouf noch einmal richtig verstärkt. Der Senegalese, dessen Bruder früher bei Hannover 96 und heute in der englischen Premier League bei Stoke City unter Vertrag steht, ist bei den Luckenwaldern auch der gefährlichste Spieler. In der internen Torjägerliste, die gerade einmal fünf Spieler umfasst (Tiago Sprenger, Robert Häsen, Quentin Fouley, Hassan Salhab je 3 sowie Tobias Francisco mit einem) ist der 24jährige mit fünf Treffern vorn, war im Hinspiel in Neugersdorf allerdings noch nicht von der Partie.
Da brachte Hassan Salhab, inzwischen zum Konkurrenten Germania Halberstadt abgewandert, die Abwehr der Oberlausitzer ein ums andere Mal in Verlegenheit. Lattenunterkante und der Pfosten standen in der zweiten Halbzeit seinen Aktionen im Wege und der Neugersdorfer Defensive Pate. Zu diesem Zeitpunkt führte der FCO zwar schon lange mit 1:0 (Josef N?mec brachte seine Elf in Front), doch der Sieg hing lange am seidenen Faden. "Luckenwalde hatte sehr viel Druck gemacht, wir haben diese Begegnung glücklich gewonnen." Diese Erfahrung sollten die Spieler von Vragel da Silva im Hinterkopf behalten, wenn sie im Werner-Seelenbinder-Stadion auflaufen. Personell sieht es weiterhin düster aus. Trotzdem gibt es kleine Lichtblicke: Ronald Wolf hatte es ja am vergangenen Sonntag wieder in die Startelf geschafft, Oliver Merkel ist auf dem Sprung. Das ist wichtig, denn die "Verteidiger-Entdeckung" des letzten Spieles, Jan Nezmar, wurde am letzten Sonntag zum fünften Mal in dieser Saison verwarnt und muss diesmal aussetzen. Zudem hat sich Robin Huth erneut verletzt. Der Trainer lässt aber keine Ausrede gelten, glaubt an den Sieg seiner Jungs, " … wenn die Einstellung stimmt und es uns gelingt, bis zum Ende konzentriert zu bleiben."
Jens Kölz

26. Spieltag - Sonntag, 03.04.2016 - 13.00 Uhr
FC Oberlausitz Neugersdorf – RasenBallsport Leipzig II     1:0 (0:0)
"Die Verletzungsmisere" - eine nahezu unendliche Geschichte, die den FC Oberlausitz in der Rückrunde begleitet. Gestern kam ein neues Kapitel hinzu - Jan Nezmar, Torschützenkönig der vergangenen zwei Oberligajahre, spielte diesmal in der Innenverteidigung. "Ich habe schon Erfahrungen auf dieser Position bei Slovan gesammelt. Für mich ist es aber besser, wenn ich im Sturm spiele", sagte der Tscheche nach der Begegnung verschmitzt. Doch seine Leistung war aller Ehren wert und gipfelte darin, dass er einem Gewaltschuss Sucsuz' mit seinem "Eisenschädel" den Weg Richtung Neugersdorfer Tor verwehrte (23.). Mit Kopfballstärke und starkem Stellungsspiel trug er nicht unwesentlich zum 1:0-Sieg seiner Mannschaft in der Sparkassen-Arena gegen den Mitaufsteiger RB Leipzig II. bei.
"Im letzten Spiel haben wir gesehen, dass wir mehr Stabilität brauchen, die uns durch die vielen Verletzten verloren gegangen ist. Deshalb haben wir uns entschieden, Jan in der Innenverteidigung einzusetzen, um hinten kompakt zu stehen." Vragel da Silva hatte seine Lehren aus der 0:4-Niederlage beim BAK gezogen. Für ihn war es wichtig, dass zunächst seine Abwehrreihe stand. Entsprechend verlief anfangs das Spiel. Die Leipziger, die in den letzten sieben Spielen auswärts ungeschlagen blieben, übernahmen das Kommando auf dem schwer bespielbaren Platz. Zwangsläufig spielte sich die Partie zunächst überwiegend in der Neugersdorfer Hälfte ab. RB hatte deutlich mehr Ballbesitz, war agiler und technisch stark. Daraus resultierten gute Möglichkeiten, bei dem der FCO mehrfach am Rande eines Rückstandes stand. Allein Federico Palacios hatte in der ersten Halbzeit drei dicke Gelegenheiten, fand jedoch in Jakub Kotěra seinen Meister (10.) oder verpasste um Haaresbreite (44.) Gipsons Eingabe. Als Kotěra gegen den Leipziger reaktionsschnell parierte, den Ball aber prallen lassen musste (15.), hätte Timo Mauer die Messestädter eigentlich in Führung bringen müssen, das leere Tor traf er zum Glück für die Oberlausitzer nicht. Allmählich kamen die Neugersdorfer besser ins Spiel, zeigten auch kreative Momente. Jonas Krautschick fütterte Wesley da Silva zweimal mit Steilpässen. Der ließ sich von seinem Gegenspielen Reddemann und Fechner nicht stellen, brachte den Ball allerdings nicht im Tor unter (35., 42.). Die mangelnde Effektivität ist vielleicht das einzige, was man dem 19jährigen Brasilianer an diesem Tage vorwerfen konnte. "Er hätte zwei, drei Tore schießen können. Er ist noch sehr jung und hat viel gekämpft, ist viel gelaufen, hat eigentlich alles richtig gemacht. Nur beim Toreschießen hapert es. Er hat aber noch viel Zeit, das zu lernen." Trainer da Silva war mit der Leistung seines Namensvetters trotzdem sehr zufrieden. Zumal er auch am entscheidenden Tor maßgeblich beteiligt war.
Denn als er aus Nahdistanz erneut an Bellot scheiterte, nutzte der heranstürmende Jiří Šisler eine Unaufmerksamkeit der Leipziger Deckung und brachte seine Mannschaft in Front. Der Sekundenzeiger hatte in der zweiten Halbzeit noch nicht einmal eine Runde gedreht. Die Messestädter brauchten nicht lange, um diesen Rückschlag zu verdauen. Sie traten weiter selbstbewusst auf, immerhin hatten sie in den letzten sieben Auswärtsspielen nicht mehr verloren. Nun geriet Jakub Kotěra wieder mehr in den Mittelpunkt des Geschehens. "Jakub hat hervorragend gehalten. Ich bin froh, dass wir drei sehr gute Torhüter haben." Vragel da Silva konnte sich auf seinen Torhüter verlassen. Der entschärfte Hierländers Schuss (53.) und bewahrte seine Mannschaft mit einem starken Reflex gegen Hierländer und Palacios vor dem Ausgleich (54.). Die Gäste steckten nie auf. Doch auch der FCO zeigte viel Selbstbewusstsein. So brachte Trainer da Silva mit Maxim Banaskiewicz, Josef Němec und Tino Hensel noch weitere Offensivkräfte. Beide Mannschaften spielten nun mit offenem Visier - und beide waren einem Treffer in der Endphase äußerst nah. Němec (87.) und Banaskiewicz (88.) tauchten allein vor Bellots Tor auf, doch der kaufte beide Male den Neugersdorfer Angreifern den Schneid ab. Zudem traf Marcelo de Freitas Costa eine Minute vor Schluss aus spitzen Winkel noch den Außenpfosten des Leipziger Tores. Und weil die Neugersdorfer die Entscheidung nicht schafften, blieb es bis zum letzten Spielzug spannend. In der Nachspielzeit zeigte Kotěra erneut tolle Reaktionen gegen Sorge (90+1.) und Strauß (90+3.) und sicherte damit seiner Mannschaft die erhofften drei Punkte.
"Wir hatten hier fünf, sechs Riesenchancen gehabt. Es ist immer blöd, wenn man den Jungs keinen Vorwurf machen kann, am Ende aber mit null Punkten nach Hause fährt. Trotzdem haben wir ein ordentliches Spiel abgeliefert. Im Endeffekt ist es allerdings nicht unverdient, dass Neugersdorf die Partie mit 1:0 gewonnen hat." Tino Vogel, der Leipziger Trainer, zeigte sich als fairer Verlierer. Bei den Neugersdorfern war am Ende der Jubel groß. "Wir haben nach zwei schlechten Spielen eine Reaktion gezeigt. Auf diesem Platz war es nur möglich, zu kämpfen. Das haben wir getan und deshalb auch verdient gewonnen", brachte Kapitän Karl Petrick die Stimmung nach dem Spiel auf den Punkt.
Jens Kölz
-> Bilder vom Spiel    (Fotoserie von Florian Richter)
Tor: 1:0 Šisler (46.)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Kotěra - Wolf, Nezmar , Kusič , Krautschick - Petrick, Loučka - Pekdemir (74. Němec), Freitas, Šisler (64. Banaskiewicz) - da Silva (82. Hensel)

RasenBallsport Leipzig II
Bellot - Gipson (69. Mietzelfeld), Fechner , Reddemann, Sucsuz - Strauß, Ernst, Hierländer - Siebeck - Mauer (80. Sorge), Palacios

Zuschauer: 471   SR: Jens Klemm (Gröditz) SRA: Marek Nixdorf, Tony Schuster
Vorbericht
"Wir haben mein persönliches Ziel erreicht, in der Vorrunde 20 Punkte zu machen. Ab nächste Woche fängt für uns die Rückrunde an und da versuchen wir wieder, 20 Punkte zu erzielen. Gut, dass wir dafür 25 Spiele Zeit haben." Vragel da Silva hakte nach dem 2:0-Sieg bei RB Leipzig II die erste Hälfte der Saison ab - und das schon nach dem 9. Spieltag. Der gute Start der Neugersdorfer führte den FC Oberlausitz später sogar an die Tabellenspitze. Den Leipzigern erging es da anders, sie verpatzten den Saisonauftakt völlig, fanden sich nach zehn Spielen mit gerade einmal fünf Punkten tief in der Abstiegszone wieder. Doch davon war vor dieser Spielzeit nicht auszugehen.
Zu dominant gingen die Messestädter in der vergangenen Spielzeit als Aufsteiger durch die Oberliga. Sie ließen sich auch von den Neugersdorfern nicht aufhalten, brachten ihnen sogar eine Heimniederlage bei. Für den FCO war es übrigens die letzte, bis vor drei Wochen Hertha BSC II kam. Doch zweite Mannschaften sind in der Regel zur Ausbildung junger Spieler da, was seine Probleme mit sich bringt. So auch bei den Leipzigern: "Wir sind anfangs schwer in die Saison gekommen. Die vielen jungen Spieler, die teilweise noch bei den A-Junioren spielen könnten, mussten sich erst einmal an die Regionalliga gewöhnen. Das hat die Mannschaft aber mehr und mehr verinnerlicht. Gerade in der zweiten Hälfte der Hinrunde haben wir gezeigt, dass wir guten Fußball spielen und gleichzeitig punkten können." Tino Vogel, Trainer des Leipziger Nachwuchses, fasste die erste Halbserie seiner jungen Truppe so zusammen. Er ist seit Gründung des Vereins im Jahr 2009 dabei, war der erste Trainer der ersten Mannschaft in der Oberliga. Und obwohl der Regionalliga-Aufstieg damals souverän geschafft wurde, musste er bereits nach einem Jahr seine Posten räumen. Er übernahm die zweite Mannschaft, mit der er am Sonntag wieder in Neugersdorf aufkreuzt. Nun neigt sich aber auch diese Tätigkeit dem Ende zu. Im Januar erfuhr der 46jährige, dass er zum Saisonende durch Robert Klauß, dem B-Jugend-Trainer ersetzt wird. Trotzdem hadert der Thüringer nicht mit seinem Schicksal. Inzwischen hat er die sportliche Wende geschafft. Seit sieben Spielen ist RB auswärts ungeschlagen, gewann zuletzt auch bei den heimstarken Auerbachern und ist im Mittelfeld der Tabelle angekommen.
Die Neugersdorfer, die in der letzten Zeit durch vielen Verletzungen und Krankmeldungen gebeutelt wurden, sollten also gewarnt sein - doch nicht nur durch die Leipziger Auswärtsstärke. In den letzten beiden Spielen setzte es nämlich auch sieben Gegentore, so viele wie noch nie in dieser Saison. Das mag einerseits mit der dünnen Personaldecke gerade im Abwehrbereich erklärbar sein. Andererseits offenbarten sich bei den Gegentoren zwei und vier in Berlin auch Fehler, die man so bisher noch nicht gesehen hat. Denn Jourdan und Kahlert wurden zu diesen beiden Treffern förmlich eingeladen, kamen nach Ecken völlig unbedrängt zu ihren Erfolgserlebnissen - was Vragel da Silva, den ehemaligen Abwehrstrategen, gar nicht geschmeckt hat. "Solche Tore dürfen nicht fallen, das sind Geschenke an den Gegner. Fehler gehören zum Fußball. Aber was ich nicht akzeptiere ist, wenn bei Standardsituationen die Zuordnungen nicht eingehalten werden. Damit macht man sich alles selbst kaputt." Nun hatte die Mannschaft zwei Wochen Zeit, die Fehler auszuwerten und sich zu regenerieren. Welche Spieler dem Trainer am Sonntag wieder zur Verfügung stehen? "Wenig Spieler - viele Sorgen" sagt der Trainer süffisant. Jan Penc wird auf jeden Fall nicht mit von der Partie sein. Der Tscheche, der in der Hinrunde ein fester Bestandteil der Innenverteidigung war, wurde in dieser Woche an der Achillessehne operiert und kann erst in der nächsten Saison wieder mit einem Einsatz rechnen. Auch Vedat Temel wird in dieser Spielzeit nicht mehr auflaufen. Sepp Kunze regeneriert derzeit in Cottbus, dafür trainieren Oliver Merkel und Ronald Wolf seit dieser Woche wieder mit. Ob es für diese beiden Akteure zu einem Einsatz reicht, ist fraglich. Trotzdem jammert der Trainer nicht. "Klar haben wir Probleme, aber da ist Phantasie gefragt. So schlecht wie beim BAK werden wir nicht wieder spielen." Den Gegner, die U23 von RB, sieht er ähnlich wie Herthas Nachwuchs. Viele junge, schnelle Spieler, die technisch sehr gut ausgebildet sind. Zum Spiel meint er: "Wir haben keinen Druck. Trotzdem dürfen wir nicht locker lassen, das hätte eine schlimme psychologische Wirkung. Wir wollen auf jeden Fall gewinnen."
Am vergangenen Dienstag feierte Vragel da Silva übrigens seinen 42. Geburtstag. Drei Punkte wären für ihn sicher das passende Geschenk.
Jenws Kölz

25. Spieltag - Sonntag, 20.03.2016 - 13.30 Uhr
Berliner Athletik Klub 07 – FC Oberlausitz Neugersdorf     4:0 (2:0)
Zweites Spiel am Stück gegen eine Berliner Mannschaft - und zum zweiten Male mussten sich die Neugersdorfer geschlagen geben. Das 0:4 beim Berliner Athletik Klub war die höchste Niederlage in dieser Saison.
Nach den drei Gegentoren gegen Hertha schlug es nun gleich viermal im Kasten der Oberlausitzer ein. Die seit Wochen anhaltende prekäre Personallage macht sich gerade in der Hintermannschaft bemerkbar. "Vor allem auf der rechten Seite und in der Innenverteidigung hatten wir kaum Optionen." Vragel da Silva ließ diesmal Martin Sobe, der sonst Stürmer ist, auf der rechten Seite verteidigen. Mannschaftskapitän Karl Petrick spielte daneben in der zentrale Defensive. Und die hatte den Gegner bis Mitte der ersten Halbzeit im Griff. Bei den Berlinern, die in der Anfangsphase die Neugersdorfer mit aggressivem Pressing am Aufbau hindern wollten, lief eine halbe Halbzeit nichts zusammen. "Wir haben lange gebraucht, um ins Spiel zu kommen. In den ersten 20 Minuten haben wir sehr viele Fehler gemacht und dem Gegner viel zu viel Platz gelassen", war BAK-Trainer Steffen Baumgart mit der Anfangsphase völlig unzufrieden. Da beherrschten die Neugersdorfer die Szenerie, wirkten kombinationssicherer, brachten offensiv aber auch wenig zustande. Lediglich Marcelo de Freitas Costa versuchte sich mit Fernschüssen. So plätscherte die Partie nahezu ereignislos dahin. Doch als hätte jemand den Schalter umgelegt, drehten die Gastgeber auf und brachten die Deckung der Oberlausitzer ins Wanken. Plötzlich hatten die Berliner Chancen im Minutentakt. Zafer Yelen, der aus zwölf Metern den Ball nicht richtig traf (23.), Ömer Akyörük mit Schrägschuss (24.) und Myroslav Slavov (25.) per Kopf machten die Fehler der Neugersdorfer Hintermannschaft deutlich, ließen sie allerdings noch ungeschoren davonkommen. Akyörük ließ bei der nächsten Abwehrschwäche keine Gnade mehr walten und hämmerte den Ball in den linken oberen Winkel. Auch beim 2:0 zeigten die Oberlausitzer wenig Gegenwehr. Dominique Jourdan staubte aus Nahdistanz ab, nachdem eine Yelen-Ecke von der Latte zurückprallte. Und als Slavov, der einer der zehn Neuzugänge ist, den die Berliner in der Winterpause holten, die ganze FCO-Abwehr beschäftigte, hätte Maximilan Zimmermann kurz vor der Pause schon den Sack zumachen können, Jakub Kotěra verhinderte aber Schlimmeres.
"Die Jungs haben nach dem Rückstand gekämpft und versucht, zurückzukommen. Der Anschlusstreffer hätte uns motiviert", Vragel da Silva trauerte dem möglichen 1:2 nach, das Luboš Loučka auf dem Fuß hatte. Als Wesley da Silva eine Flanke von Robin Huth annehmen wollte, griff Baris Gündüzer im wahrsten Sinne des Wortes ein. Doch Stephan Flauder hielt Lou?kas Handstrafstoß. Es war das erste Mal, dass der Tscheche in dieser Saison vom Punkt aus patzte. Spätestens da war den Neugersdorfern, die sich an diesem Tage keine echte Torchance herausspielen konnten, der Zahn gezogen. "100 % Leidenschaft und Aggressivität haben uns bisher 42 Punkte gebracht. Das haben wir heute vermissen lassen", Kapitän Petrick, der selbst noch einmal vorn auftauchte (68.), konnte dem Spiel seiner Mannschaft auch keine entscheidenden Impulse mehr geben. Die Berliner spielten die Begegnung nun locker runter und kamen noch zu zwei Treffern, wobei die Oberlausitzer es den Hauptstädtern nicht sonderlich schwer machten. Als der FCO weit aufgerückt war, überlief Corbin Ong die rechte Abwehrseite. Seine Flanke verwertet Slavov alleingelassen zum 3:0. Eine Minute vor dem Ende war Kahlert bei einer Trapp-Ecke ebenfalls ungedeckt und ließ sich die Chance zum 4:0 nicht entgehen.
Nach der guten Anfangsphase lief beim FCO nur noch wenig zusammen, am Ende brach er ein. "Mit den Toren hat sich das Spiel in unsere Richtung gedreht. Ich bin hochzufrieden mit den Punkten, wobei das Ergebnis zu hoch ist. Es war kein Leistungsunterschied von vier Toren zu sehen." Steffen Baumgart, Trainer des BAK und ehemaliger Cottbuser Mannschaftskamerad seines Kollegen, relativierte nach der Partie das Endresultat. Trotzdem, es war für die Neugersdorfer nicht nur aus Wettersicht ein grauer und trüber Tag.
Jens Kölz
Tore: 1:0 Akyörük (29.), 2:0 Jourdan (40.), 3:0 Slavov (76.), 4:0 Kahlert (89.)

Berliner Athletik Klub 07
Flauder - Belegu , Kahlert, Trapp , Corbin Ong - Gündüzer, Jourdan (68. Azaouagh) - Zimmer (84. Yesilli), Yelen (59. Stephan), Akyörük - Slavov

FC Oberlausitz Neugersdorf
Kotěra - Sobe (60. Berg), Petrick, Kusič, Huth - Šisler, Loučka , de Freitas (67. Krautschick) - Pekdemir, Banaskiewicz (67. Němec), da Silva

Zuschauer: 305   SR: Michael Wilske (Bretleben) SRA: Eugen Ostrin, Marko Wartmann
Vorbericht
Wenn der FC Oberlausitz Neugersdorf am Sonntagnachmittag im Berliner Poststadion aufläuft, wird es nach Bekunden von FCO-Trainer Vragel da Silva ein Auftritt, der seinen Spielern vor allem Spaß machen soll. "Wir haben keine Not zu gewinnen, das ist unser Glück", sagt da Silva, dem aus seinen 26 Mann starken Kader am Sonntag nur 13 Spieler zur Verfügung stehen. Verletzungen und Erkrankungen zwingen den Trainer, der diese Herausforderung annimmt, zum Experimentieren: Überraschungen werde es bei der Aufstellung sicher geben, sagt er lachend, "ich habe keine andere Wahl." Für die Neugersdorfer geht es bereits um Erkenntnisse für das nächste Spieljahr.
Auch der Berliner AK kann in der Tabelle nicht mehr viel bewegen, steht mit einem Punkt mehr als Neugersdorf auf Platz vier. Für ganz oben reicht es realistischerweise nicht mehr, ein Ziel, mit dem die Berliner, bei denen alle Spieler Vollprofis sind, durchaus geliebäugelt haben. Sie wollen sich hinter Hertha und Union als Nummer drei in der Hauptstadt etablieren, passenderweise mit dem mittelfristigen Ziel Dritte Liga. Immerhin können sie sich traditionell auf eine stabile Abwehr verlassen, haben zusammen mit Spitzenreiter Zwickau die wenigsten Gegentore (15 in 22 Spielen) zugelassen. "Ich gewinne lieber 1:0 als 3:2", sagt AK-Trainer Steffen Baumgart, von dem man als ehemaligen Bundesligastürmer (225 Spiele) wohl andere Töne erwartet hätte.
Jan Nezmar wäre einer, der helfen könnte, den Riegel zu knacken. Aber der Tscheche wird aus beruflichen Gründen nicht mit im Bus nach Berlin sitzen. Auch Robin Huth hat es erwischt, Marcelo de Freitas ist fraglich. Die Berliner sind personell derzeit deutlich komfortabler aufgestellt. Als ihr bekanntester Spieler darf Zafer Yelen gelten, der im Herbst vom FSV Frankfurt kam, nachdem ein geplanter Wechsel zum türkischen Erstligisten Gaziantepspor gescheiterte, dem Vernehmen nach, weil der Club das Geld für sein Gehalt nicht zusammenbekam. Kein Wiedersehen gibt es mit dem besten Torschützen des Athletik-Klubs, Karim Benyamina: Der 34-jährige Stürmer, von Steffen Baumgart zum Kapitän gemacht, wechselte im Winter zu Viktoria Berlin in den Tabellenkeller, weil er beim BAK keine Perspektive über die aktuelle Saison hinaus sah. Baumgart hätte ihn gern behalten. Aber auch ohne Benyamina sind die Berliner Favoriten in diesem Spiel, das die Spitzenbegegnung des Regionalliga-Spieltages ist. Auch deswegen weiß Vragel da Silva um die Aufmerksamkeit, die seiner Mannschaft am Sonntag wieder zuteilwerden wird. Zu verschenken hat der FC Oberlausitz in Berlin sicher nichts.
SZ/Marcel Pochanke

24. Spieltag - Sonntag, 13.03.2016 - 13.00 Uhr
FC Oberlausitz Neugersdorf – Hertha BSC II     2:3 (0:0)
"Es ist für mich ein neues Gefühl, wir haben hier zum ersten Mal keinen Punkt geholt. Das ist natürlich traurig. Wir haben aber auch gegen eine starke Mannschaft verloren." Vragel da Silva musste diese Niederlage erst einmal verarbeiten. Es war die erste seiner Mannschaft in der Sparkassen-Arena in dieser Saison, ausgerechnet im 13. Heimspiel. "Hertha hat bewiesen, dass sie sich im Vergleich zum Hinspiel fußballerisch und körperlich deutlich gesteigert haben." Der Trainer hatte schon im Vorfeld dieser Begegnung darauf hingewiesen, dass die jungen Berliner mit der Mannschaft von vor einem halben Jahr kaum vergleichbar sein werden. Im Spiel sollte sich seine Vorahnung bewahrheiten.
Die Herthaner hatten nämlich ihre Lektion gelernt. Beim 0:4 in Berlin konnten sie dem Sturmduo Nezmar/Němec kaum etwas entgegensetzen. Diesmal verhielten sie sich cleverer, machten die Räume für die Kopfballablagen zu und nahmen den Neugersdorfern so ihre Gefährlichkeit. "Unser Ziel war es, zweite Bälle zu gewinnen. Das ist uns aber nicht gelungen, Hertha war darauf sehr gut eingestellt." Gerade bei den besagten zweiten Bällen hatten die Gäste an diesem Tage ein deutliches Plus. Doch diesen Vorteil nutzten sie vorerst nicht. Trotzdem zeigten sie von Anfang an, dass sie gewillt waren, beim Tabellendritten etwas Zählbares mitzunehmen. Sie offenbarten in einer nahezu ausgeglichenen ersten Halbzeit die technisch bessere Spielanlage und erzielten dadurch leichte optische Vorteile gegenüber einem Gastgeber, der mit starken personellen Schwierigkeiten kämpfte. "Durch die vielen verletzten und kranken Spieler ist die Situation bei uns derzeit sehr kompliziert. Wir mussten Akteure, die sonst im defensiven Mittelfeld auflaufen, als Innenverteidiger spielen lassen", erklärte Vragel da Silva die Umstellungen in der Neugersdorfer Abwehr. Doch die spielte in der ersten Halbzeit solide. Deshalb ergaben sich zunächst kaum Möglichkeiten. So kam vor dem Wechsel jeweils nur einmal richtig Torgefahr auf. Fabian Eiseles Heber über den etwas weit vor seinem Tor postierten Max Höhne (18.) sowie Jan Nezmars Kopfball nach Ozan Pekdemirs Flankenlauf (29.) waren die einzigen Aktionen, die die Zuschauer auf Tore hoffen ließen. Es gab kaum durchdachte Kombinationen oder Standardsituationen in Tornähe. Die Abwehrreihen beherrschten das Spiel, wobei auffiel, dass die Neugersdorfer Angriffe oft in der von den Berlinern geschickt aufgestellten Abseitsfalle versandeten.
"Es war klar, dass das Spiel in die Richtung der Mannschaft kippen wird, die das 1:0 macht." Ante Covics Halbzeitanalyse sollte sich bewahrheiten. Der Trainer der Herthaner sah nun ein Spiel, das auf deutlich höherem Niveau stand. Beide Mannschaften schienen die erste Halbzeit vergessen machen zu wollen und spielten auf die Führung. Ozan Pekdemir, der auf der rechten Seite viel, aber nicht immer effektiv rackerte, zog aus zwölf Metern volley ab, verfehlte Körbers Kasten deutlich (48.). Fast im Gegenzug bügelte Karl Petrick einen Lapsus Luboš Loučkas aus. Fabian Eisele hatte Max Höhne, der nach seiner starken Partie in Neustrelitz erneut das Tor der Neugersdorfer hütete, bereits ausgespielt, Petrick klärte vor der Linie (50.). Das Spiel wog nun hin und her - mit dem besseren Ende für die Gäste. Florian Kohl hebelte mit einem genialen Pass die Hintermannschaft der Oberlausitzer aus, Marcus Mlynikowski besorgte den Rest. Der FCO wollte den Rückstand nicht auf sich sitzen lassen, musste von nun an aber mit den gefährlichen Kontern der Gäste leben. Ein solcher hätte durch Mlynikowski den Rückstand fast noch erhöht, doch von Sebastian Berg behindert, ließ der die Chance zum vorentscheidenden 0:2 aus (58.). Das fiel dann aber beim nächsten Konter, wobei ein unglücklich abgewehrten Pelivan-Schuss Eisele auf den Fuß fiel und der den Ball unhaltbar ins Tor wuchtete. "Der Gegner war sehr schnell, technisch gut und hat unsere ersten beiden Fehler hart bestraft." Trotzdem sah Vragel da Silva, wie sich seine Mannschaft gegen die drohende Niederlage stemmte. Jan Nezmar (68.) und der eingewechselte Maxim Banaskiewicz (71.) waren dem Anschlusstreffer nahe, doch der fiel erst in der 87. Minute durch Jiří Šisler - zu spät? "Nach dem 1:2 hatten wir noch fünf Minuten zu spielen, es war also noch Zeit. Der letzte Fehler hat uns dann das Genick gebrochen." Vragel da Silva musste mit ansehen, wie Florian Kohls nach einem herrlichem Konter die Neugersdorfer Hoffnungen zunichte machte. "Wir haben in der zweiten Halbzeit viel zu viele Fehler gemacht. Trotzdem hat meine Mannschaft bis zur letzten Minute gekämpft und Gas gegeben. Das 2:3 kam allerdings zu spät." Kusičs Anschlusstreffer in der dritten Nachspielminute änderte nichts mehr an der ersten Heimniederlage der Saison.
Jens Kölz
Tore: 0:1 Mlynikowski (55.), 0:2 Eisele (63.), 1:2 Šisler (87.), 1:3 Kohls (89.), 2:3 Kusic (90+3)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Höhne - Petrick , Kusič, Berg (68. Šisler) - Loučka, de Freitas - Pekdemir, da Silva, Huth - Nezmar, Němec (63. Banaskiewicz)

Hertha BSC II
Körber - Bohm, Beyer, Morack, Rademacher (65. Rausch) - Mlynikowski , Henning , Pelivan, Mirbach (79. Hasse) - Eisele (85. Abderrahmane), Kohls

Zuschauer: 429   SR: Eugen Ostrin (Eisenach) SRA: Michael Wilske, Marko Wartmann
Vorbericht
"Die Truppe spielt so überragend, ich bin absolut happy, stolz, froh." Präsident Ernst Lieb strahlte in Berlin übers ganze Gesicht, als er sich dem MDR zum Interview stellte. Kurz zuvor hatte sein FCO bei Herthas Nachwuchs aufgetrumpft und mit einem 4:0-Sieg eine Galavorstellung abgeliefert. Jaroslav Dittrich, zweimal Jan Nezmar und Josef Němec sorgten für die Neugersdorfer Treffer. Es ist bis heute die höchste Heimpleite der Berliner seit ihrem Aufstieg in die vierthöchste Liga im Jahr 2008. "Das Spiel hatte auch einen positiven Effekt: Meine jungen Leute haben heute eine Lehrstunde erhalten." - Herthas Trainer Ante Covic flüchtete sich nach dieser Packung in Sarkasmus.
Seitdem ist fast auf den Tag genau ein halbes Jahr vergangen. Die Herthaner haben sich im Mittelfeld der Liga eingenistet. Auf Platz neun, jenseits von Gut und Böse, ohne Ambitionen nach oben oder Sorgen nach unten ziehen die Berliner derzeit ihre Bahn. Ihnen gelangen überraschende Siege gegen Aufstiegskandidaten (3:1 gegen Nordhausen, jüngst das 2:1 nach Rückstand beim Berliner AK), andererseits setzte es auch deftige Niederlagen (0:4 gegen den FCO, 1:5 bei Abstiegskandidat Viktoria Berlin, gar 0:6 in Auerbach). Dabei wechseln sich Hochs und Tiefs ab. Zwischen dem peinlichen Auftritt in Auerbach und der Überraschung beim BAK lag gerade mal eine Woche. Trotzdem haben die Berliner, bis auf diesen Tiefschlag im Vogtland, einen guten Lauf. "Das ist bei zweiten Mannschaften normal. Die haben viele junge Spieler, die sich im Männerbereich erst einmal zurechtfinden müssen. In der Hinrunde machen sie noch Fehler, die sie später dank der gesammelten Erfahrungen vermeiden können." Vragel da Silva kennt sich in dieser Materie aus, betreute er doch zuvor die Cottbuser U23. Die Statistik scheint diese These zu untermauern. In der Rückrunde gelangen den Herthanern bisher elf Punkte. Damit liegen sie in dieser Wertung auf Platz vier, hinter Zwickau (15) sowie Halberstadt (!!) und dem FCO, die ebenfalls auf elf Punkte kommen. Zudem gelang den Hauptstädtern in dieser Saison zweimal das Kunststück, einen 0:2-Rückstand noch in einen Sieg umzuwandeln. Budissa Bautzen und Luckenwalde waren die Leidtragenden und verloren noch. Hier ist also Vorsicht geboten.
Doch wer bei den Oberlausitzern am Sonntag vorsichtig sein soll, war bei Redaktionsschluss noch völlig ungewiss. Neben dem Verletzungspech suchte auch noch ein Virus Teile der Mannschaft heim, so dass sich Vragel da Silva am vergangenen Wochenende in Neustrelitz kaum Gedanken um die Besetzung seiner Mannschaft machen musste, sie stellte sich quasi selbst auf. Besonders wird das auf der Torhüterposition deutlich. Franco Flückiger und Jakub Kotěra waren nicht einsatzbereit, Max Höhne, der dann auflief, war eigentlich auch nicht fit. Trotzdem zeigt er eine tadellose Leistung und sorgte mit seinen Paraden vor allem in der zweiten Halbzeit dafür, dass die bis dahin zu Hause ungeschlagenen Mecklenburger im Parkstadion ohne Torerfolg blieben. Und weil sich die beiden Brasilianer Wesley da Silva und Marcelo de Freitas Costa ihre Treffer gegenseitig auflegten, gelang der "Resttruppe" sogar noch ein 2:0-Sieg, der allerdings ohne die geschlossene und aufopferungsvolle Mannschaftsleistung, die die Neugersdorfer an den Tag legten, nicht möglich gewesen wäre. "Meine Mannschaft hat einen großen Kampfgeist gezeigt" frohlockte der Trainer, der sich in seiner Meinung, die er schon zu Beginn der Saison äußerte, bestätigt sieht: "Wir haben alle Positionen doppelt besetzt, wir brauchen uns keine Sorgen zu machen, wenn mal jemand ausfällt" - und wenn zwei ausfallen, stellt sich der dritte in den Dienst der Mannschaft.
So gesehen, kann man, egal wer aufläuft, auch am Sonntag eine schlagkräftige Vertretung des FCO erwarten. Möglicherweise sind Jiří Šisler und Filip Kusič mit von der Partie, sie waren von einem Virus geplagt. Ob Ronald Wolf und Maxim Banaskiewicz spielen können, ist ungewiss. Sie stiegen erst am Donnerstag wieder in das Mannschaftstraining ein. Dafür werden Oliver Merkel (Bauchmuskelzerrung) und Jaroslav Dittrich (Knie verdreht) geraume Zeit fehlen. Das Verletzungspech bleibt den Neugersdorfern also weiter treu.
13 Uhr ist Anpfiff in der Sparkassen-Arena. Und vielleicht ist der Präsident nach dieser Partie auch wieder " … absolut happy, stolz, froh."
Jens Kölz

23. Spieltag - Sonntag, 06.03.2016 - 13.00 Uhr
TSG Neustrelitz – FC Oberlausitz Neugersdorf     0:2 (0:2)
Der FC Oberlausitz ist Tabellendritter. Mit einer kämpferisch sehr starken Leistung nahmen die Neugersdorfer auch die Hürde Neustrelitz und brachten der TSG die erste Heimniederlage der Saison bei. Nach der Partie freute sich Trainer Vragel da Silva über den Klassenerhalt und korrigierte das Saisonziel nach oben.
Doch bis dahin war es ein weiter Weg. Ihren Kulminationspunkt hatte die Partie zweifellos in der 27. Minute. Daniel Franziskus drang in den Neugersdorfer Strafraum ein und kam im Zweikampf mit Sebastian Berg zu Fall. Schiedsrichter Giese, vom Winken seines Assistenten in seiner Entscheidung unterstützt, zeigte auf den Elfmeterpunkt. Doch sein anderer Linienrichter machte ihn auf ein vorangegangenes Handspiel von N'Diaye im Mittelfeld aufmerksam. Der Unparteiische nahm daraufhin seine Entscheidung zurück, was die Gastgeber wütend werden ließ. Fabio Viteritti ließ sich mit dem Referee in ein Kopf-an-Kopf-Rededuell ein und ging dabei zu Boden, was die Atmosphäre gegen den Schiedsrichter fortan zum Kochen brachte. Zu dieser Zeit führte der FCO bereits, weil sich Wesley da Silva, der wieder ein starkes Spiel machte, von Tim Lampert nicht aufhalten und Steven Braunsdorf im Neustrelitzer Tor chancenlos lies. Der Strafstoß hätte dem Spiel eine entscheidende Wende geben können. So blieb es bei der Führung, die sich die stark ersatzgeschwächte Neugersdorfer Mannschaft bis dahin erspielt hatte. Zu den vielen Verletzten, die nicht spielen konnten, kamen diesmal noch Filip Kusič, Jiří Šisler und Jakub Kotěra hinzu. So boten die Oberlausitzer mit Max Höhne schon den dritte Torhüter in dieser Saison auf. Und der machte seine Sache richtig gut. Mit starken Paraden gegen Ben Zolinski (22.) und Steve Müller (35.) hielt er seinen Kasten bis zur Halbzeit sauber und unterstützte damit seine Abwehr tatkräftig, die mit Dittrich, Petrick, Berg und Merkel in einer Formation auflief, die man in dieser Aufstellung wohl so nicht wieder sehen wird. Die TSG mühte sich noch vor der Pause um den Ausgleich, doch auf dem glitschigen Rasen viel ihnen kaum etwas ein, um die kompakte Abwehr der Neugersdorfer zu knacken. "Auf dem tiefen Boden machten meine Spieler viele technische Fehler, trotzdem hatten wir Chancenvorteile" fand Neustrelitz' Trainer Andreas Petersen. Doch der FCO blieb weiter gnadenlos effektiv und erhöhte mit seiner zweiten guten Möglichkeit auf 2:0. Nach schönem Zuspiel da Silvas konnte sich Marcello de Freitas Costa am Elfmeterpunkt stehend die Ecke aussuchen. Er entschied sich für unten rechts. Danach verloren die Gastgeber etwas den Überblick, was Merkel und da Silva fast mit dem 3:0 bestraften.
Der Druck der Gastgeber war nach dem Wechsel enorm. "In der ersten Halbzeit haben wir noch die Lücken genutzt, die uns geboten wurden. In der zweiten Halbzeit hat uns der Gegner tief in die eigene Hälfte hineingedrückt." Vragel da Silva musste mit zusehen, wie die Dominanz der Mecklenburger immer größer wurde. Die Feldüberlegenheit war gravierend, doch "… meine Mannschaft hat einen großen Kampfgeist gezeigt" und sich drohenden Gegentreffern mit viel Leidenschaft in den Weg gestellt. "Im zweiten Abschnitt haben wir alles mobilisiert, doch der Gegner hat defensiv sehr gut dagegengehalten", resümierte Petersen. Den Neustrelitzern gelang es nämlich nicht, die Hintermannschaft der Oberlausitzer auszuspielen. Und so waren sie gezwungen, auf Fernschüsse auszuweichen. Und da erwies sich Max Höhne an diesem Tag als starker Rückhalt. Er parierte gegen Franziskus (53.), Viteritti (67.) und Pütt (88.) und ließ Yves Brinkmann, der nach dessen Einwechslung das Spiel seiner Mannschaft noch einmal richtig ankurbelte, verzweifeln (72.). Die Zeit verging. "Am Ende hatten wir auch Glück, dass wie kein Gegentor bekommen haben, sonst wäre es noch einmal richtig spannend geworden", freute sich Vragel da Silva nach dem Spiel - und verkündete gleich neue Ziele.
Denn mit 42 Punkten ist die eigene Vorgabe (40) nach dieser Begegnung bereits überschritten - und das nach 22 Spielen. "Wir haben damit wohl den Klassenerhalt geschafft. Nun wollen wir uns auch an den Großen dieser Liga messen und ganz oben mitspielen."
Jens Kölz
Tore: 0:2 da Silva (17.), 0:2 de Freitas (45.)

TSG Neustrelitz
Braunsdorf - Zolinski, Mustapha , Lamper, Pütt - Gottschick , Müller , Schulz (65. Brinkmann), Viteritti - Franziskus (65. Schmunck), N'Diaye

FC Oberlausitz Neugersdorf
Höhne - Dittrich, Petrick, Berg, Merkel (73. Krautschick ) - de Freitas, Loučka - Pekdemir (85. Sobe), da Silva, Huth - Němec (80. Kusič)

Zuschauer: 434   SR: Norbert Giese (Cumlosen) SRA: Andy Stolz, Felix Burghardt
Vorbericht
Am Sonntag steht dem FC Oberlausitz die zweitlängste Reise in dieser Saison bevor. Es geht rund 400 km weit nach Mecklenburg-Vorpommern. Ab 13 Uhr gastiert der FCO bei der TSG Neustrelitz.
Nach der verpatzten Relegation zur 3. Liga vor zwei Jahren (gegen den Nachwuchs des FSV Mainz) und dem Weggang des Erfolgstrainers Thomas Brdaric, ging der Verein den Weg der sportlichen und finanziellen Konsolidierung. Zunächst übernahm Torsten Gütschow das Traineramt. Doch bereits nach zehn Spielen musste er seinen Posten räumen. Seitdem hat Andreas Petersen, der Vater des Zweitliga-Torschützenbesten Nils Petersen, die sportlichen Fäden in der Hand und erreichte mit seiner neuen Mannschaft in der vergangenen Spielzeit noch Platz acht. Dass die TSG ihren Weg konsequent weitergeht, zeigt ein Blick auf die diesjährige Transferliste. 17 Zugänge gab es seit Saisonbeginn, 18 Abgänge stehen demgegenüber. Sportlich gestaltet sich auch diese Spielzeit für die Mecklenburger durchwachsen. Derzeit liegen sie auf Rang 10, was besonders an der Auswärtsschwäche liegt. Lediglich in Rathenow konnte sich die TSG durchsetzen. Dafür glänzt die Mannschaft zu Hause, ist im Parkstadion noch ungeschlagen.
"Wir wollen attraktiven Fußball spielen und die Favoriten der Liga ärgern", blieb Petersen etwas vage, als er nach den Saisonzielen gefragt wurde. Spielkulturell sind die Neustrelitzer auf jeden Fall eine der besten Mannschaften der Liga, was man auch im Hinspiel sehen konnte. In einem spannenden und gutklassigen Spiel setzten sich am Ende die Neugersdorfer mit 2:1 durch - glücklich. Jan Nezmar machte in dieser Partie zwei seiner vier Saisontore, der an diesem Tag überragende Sargis Adamyan glich zwischenzeitlich aus. Er, mit sieben Toren treffsicherste seiner Mannschaft, hat in der Winterpause die Neustrelitzer jedoch verlassen.
Vor ihm müssen sich die Neugersdorfer am Sonntag also nicht fürchten. Allerdings sorgt die eigene personelle Situation für etwas Magengrummeln bei den Oberlausitzern. Denn bis auf Jaroslav Dittrich, der beim 2:2 gegen Wacker Nordhausen seine Gelbsperre abgesessen hat, gibt es bei den anderen, die am vergangenen Sonntag nicht dabei waren, keine Entwarnung. Das Verletzungspech bleibt dem FCO weiter hold, was Trainer Vragel da Silva etwas die Stirn runzeln lässt: "Bei den vielen Verletzten wird es nicht leicht." Trotzdem hat die Mannschaft gerade am letzten Wochenende gezeigt, dass sie auch mit so einer Situation umgehen kann. Dem Tabellenzweiten wurde ordentlich Paroli geboten und vor allem in der ersten Halbzeit eine starke Leistung entgegengesetzt. Der Trainer lässt sich von den Umständen jedenfalls nicht beirren: "Fußballerisch und technisch ist das ein ganz starker Gegner. Dennoch fahren wir dort hin, um drei Punkt mitzunehmen." Wenn das tatsächlich gelingt, wären die Neugersdorfer die ersten, die in dieser Saison drei Punkte aus Neustrelitz entführen würden.

22. Spieltag - Sonntag, 28.02.2016 - 13.00 Uhr
FC Oberlausitz Neugersdorf – FSV Wacker Nordhausen     2:2 (2:0)
"Ich kann eigentlich das wiederholen, was ich schon auf der Pressekonferenz in Bautzen gesagt habe. Wir haben eine überragende erste Halbzeit gespielt. In der Anfangsphase der zweiten Halbzeit haben wir richtig geschlafen." Da war es wieder, das Einerseits-Andererseits, das Trainer Vragel da Silva auch am Ende der letzten beiden Begegnungen dem Spiel seiner Mannschaft abgewann. Trotzdem relativierte er seine Aussage: "Wenn man bedenkt, dass uns sieben Spieler gefehlt haben, muss ich meiner Mannschaft ein Riesen-Kompliment machen, wie sie gekämpft hat und versuchte, das Spiel noch zu gewinnen."
Denn sonderlich günstig waren die Vorzeichen nicht. Zu den Dauerverletzten Jan Penc und Sepp Kunze gesellte sich Ronald Wolf, Vedat Temel, Robin Huth (alles Abwehrspieler), Maxim Banaskiewicz und seit einer Verletzung, die er sich im Rathenow-Spiel zugezogen hat, auch noch Franco Flückiger. So kam Jakub Kotěra, der ehemalige tschechische Junioren-Auswahltorhüter, zu seinem Debüt im Neugersdofer Gehäuse. Und dass der Trainer in seine Truppe großes Vertrauen hat, zeigt sich darin, dass er trotzdem mit Wesley da Silva, Josef N?mec und Jan Nezmar gleich drei Stürmer auf den Platz schickte.
Die Gäste standen, gemessen an ihren eigenen Aufstiegsansprüchen, mit dem Rücken zur Wand, schließlich haben sie die Spitzenposition durch vier sieglose Rückrundenspiele an Zwickau verloren. Entsprechend engagiert legten sie vor den 486 Zuschauern in der Sparkassen-Arena los. Schon in der zweiten Minute wurde Matti Langers Schuss zur Ecke abgewehrt, wenig später prüfte Sascha Herröder Kotera (6.). Doch schon da war zu sehen, dass es Wacker zunächst an Effektivität fehlte. Zwar hatten sie ein leichtes optisches Übergewicht, doch Zwingendes brachten sie nicht zustande. Die Neugersdorfer Abwehr, in die Karl Petrick diesmal als Innenverteidiger hineinrutschte, hatte die Sache meist im Griff - bis auf einmal. Johannes Bergmann schickte Nils Pichinot. Doch Jakub Kotěra zeigte, dass auch er ein guter Torhüter ist und kaufte dem Nordhäuser, der allein auf ihn zulief, den Schneid ab (39.). Zu diesem Zeitpunkt führten die Neugersdorfer allerdings schon mit 2:0, weil sie gnadenlos die Schwächen in der Wacker-Hintermannschaft ausnutzten. Ein weiter Einwurf Oliver Merkels mit anschließender Kopfball-verlängerung Jan Nezmars übertölpelte die Abwehr der Thüringer. Josef Němec nutze das zum 1:0, was Nordhausens Trainer Martin Hauswald auf die Palme brachte: "Ich habe die Mannschaft extra auf diese langen Einwürfe hingewiesen." Nicht viel besser sahen die Gäste beim zweiten Gegentreffer aus, als wiederum Němec, diesmal nach einem abgefälschten Schuss (Marcello de Freitas Costa), mutterseelenallein vor Tino Berbig auftauchte und seinen elften Saisontreffer markierte. Der Aufsteiger spielte effektiv, nutzte seine Chancen zu 100 Prozent aus.
"Wir haben uns zweimal angestellt wie eine Schülermannschaft. Das darf uns, wenn wir oben mitspielen wollen, nicht passieren. In der Pause haben wir das in einer etwas lauteren Art ausgewertet", machte Hauswald seinem Ärger Luft. Nach dieser Kabinenpredigt trat seine Mannschaft nun ganz anders auf, auch begünstigt dadurch, dass die Hausherren die ersten zehn Minuten des zweiten Durchgangs richtig verschliefen. Gleich der erste Angriff über den überragenden Kevin Schulze brachte den Anschlusstreffer. Bei dessen Flanke stieg Benjamin Förster am höchsten. Keine vier Minuten später glitt der komfortable Vorsprung aus den Neugersdorfer Händen. Einen Stellungsfehler Krautschicks nutzend, kam erneut Schulze auf Rechtsaußen an den Ball, seine scharfe Eingabe brachte Matthias Peßolat zum 2:2 unter. "Das erste Gegentor wäre verschmerzbar gewesen, wenn wir danach konzentriert weitergespielt hätten. Doch wie schon im Hinspiel haben wir sofort den nächsten Treffer kassiert. Das zeigt, dass der Mannschaft in dieser Liga noch die Erfahrung fehlt", konstatierte Vragel da Silva. Seine Truppe musste sich erst wieder fangen. Das Spiel gewann, verglichen mit der ersten Halbzeit, deutlich an Niveau, weil beide auf Sieg spielten, wobei die Gäste die hochkarätigeren Möglichkeiten aufweisen konnten. Binnen einer Minute hatte Herröder nach Pfingsten-Reddig-Ecken zweimal die Führung auf dem Kopf, erst rettete Kotěra glänzend, dann war die Lattenunterkante auf Seiten des FCO (71.). Zwei Minuten vor dem Ende umkurvte Kevin Schulze den Neugersdorfer Torhüter und steuerte auf den leeren Kasten zu, doch Oliver Merkel rettete mit einem riskanten Tackling seiner Mannschaft noch einen Punkt. Auf der anderen Seite konnte Bergmann den frisch eingewechselten Ozan Pekdemir am erfolgreichen Torschuss hindern (59.), dann bejubelten die Zuschauer schon das 3:2 von Wesley da Silva, das Schiedsrichter Müller jedoch aufgrund einer Abseitsstellung nicht anerkannte (84.). So trennten sich beide Mannschaften 2:2-Unentschieden, mit dem die Oberlausitzer sicherlich besser leben können. Beide Trainer rangen der Begegnung am Ende ein Einerseits-Andererseits ab, da Silva hier: "Vor dem Spiel wäre ich mit einem Unentschieden zufrieden gewesen. Nach einer 2:0-Führung tut das Unentschieden etwas weh", und Hauswald da: "Aufgrund der zweiten Halbzeit wären auch drei Punkte möglich gewesen. Allerdings hätten wir bei etwas Pech auch mit 2:3 verlieren können."
Jens Kölz

-> Bilder vom Spiel    (Fotoserie von Florian Richter)
Tore: 1:0 Němec (8.), 2:0 Němec (33.), 2:1 Förster (47.), 2:2 Peßolat (51.)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Kotěra - Merkel, Kusič, Petrick, Krautschick (80. Sobe) - Loučka, de Freitas, Šisler (59. Pekdemir), da Silva - Němec, Nezmar (74. Huth)

FSV Wacker Nordhausen
Berbig - Schulze , Hanne , Herröder, Bergmann - Peßolat (54. Becken), Langer (83. Langhuber) - Pichinot, Pfingsten-Reddig, Behrens (46. Makangu ) - Förster

Zuschauer: 486   SR: Henry Müller (Cottbus) SRA: Philipp Kutscher, Frank Heinze
Vorbericht
Am vergangenen Wochenende hatten die Fußballer des FC Oberlausitz unfreiwillig frei, der Platz in Luckenwalde war unbespielbar. Dafür wird es am kommenden Sonntag in der Sparkassen-Arena richtig hoch hergehen. Mit Wacker Nordhausen gastiert die beste Mannschaft der Hinrunde in Neugersdorf. Anstoß ist wieder 13 Uhr.
Das Hinspiel hatte es nicht nur sportlich in sich, es ging auch in anderer Hinsicht in die Annalen ein, denn es war Premiere und Ende zugleich. 92 Jahre nach der Platzeinweihung des heutigen Albert-Kuntz-Sportparks fand an diesem 26.08.2015 zum ersten Mal in Nordhausen ein Spiel unter Flutlicht statt. Für Trainer Jörg Goslar war das in der Pressekonferenz ein besonderer Grund der Freude. Da wusste er noch nicht, dass es auch sein letztes Heimspiel mit Wacker sein sollte - nach vier Jahren mit dem Durchmarsch von der Thüringen- über die Ober- in die Regionalliga, in der er mit seiner Mannschaft Platz 5 und ein Jahr später Platz 3 erreichte. Eine Woche später war das schon vergessen. Goslar wurde entlassen, mit Martin Hauswald und Andreas Seipel übernahm ein Duo die sportliche Leitung. "Ein Trainer kann keinen Spieler ohne Zustimmung des Präsidiums freistellen und beurlauben", begründete der Präsident Nico Kleofas die Entlassung seines Übungsleiters und reagierte so auf Goslars Entscheidung, Nils Pfingsten-Reddig zu suspendieren. Der fehlte auch im Spiel gegen den FCO, in dem die Neugersdorfer lange Zeit gut aussahen. Als die Oberlausitzer durch Jiří Šisler nach genau einer Stunde in Führung gingen, schien es sogar so, als könnten sie ihre Serie von 15 Spielen ohne Niederlage ausbauen. Doch das 0:1 wirkte auf die Thüringer nicht niederschmetternd, es öffnete Schleusen. Mit Joaquin Makangu brachte Goslar einen Stürmer, der die Hintermannschaft des FCO richtig durcheinander wirbelte. Fünf Minuten nach dessen Einwechslung traf der Angolaner zunächst die Latte, zehn Minuten vor dem Ende machte er den Ausgleich. Knapp drei Minuten später besiegelte Matthias Peßolat die erste Saisonniederlage der Neugersdorfer. "Wir brauchten sehr viel Leidensfähigkeit", zollte Goslar dem Aufsteiger Respekt, "die haben das hier hervorragend gemacht" - standen am Ende aber erstmals nach 16 Spielen ohne Punkte da.
Bei den Thüringern ging es danach allmählich ganz nach oben. Herausragend war das nächste Heimspiel gegen Zwickau, das bis dahin alle sechs Meisterschaftsspiele gewann und der Konkurrenz zu enteilen schien. Mit 4:1 wurden die Westsachsen auf den Boden der Realität zurückgeholt. Am Ende der Hinrunde grüßte Wacker von der Tabellenspitze. Doch die Rolle des Gejagten scheint den Nordhäusern nicht so recht zu bekommen. Seit Beginn der Rückrunde klemmt die Säge. Mit drei Unentschieden (das Dezember-1:1 in Neustrelitz mitgezählt) und einem deftigen 0:4 beim Berliner AK musste der Platz an der Sonne geräumt werden. Am vergangenen Wochenende sprang gegen RBs Zweite ebenfalls nur ein unbefriedigendes 1:1 heraus. Obwohl mit einem Spiel im Vorteil, liegt Wacker nun drei Punkte hinter Zwickau auf Rang zwei. Die Thüringer haben also allen Grund, die Partie gegen den FCO sehr ernst zu nehmen.
Da die Neugersdorfer am letzten Wochenende freihatten, kann man nicht viel zu ihrer Form sagen. In diesem Jahr stehen bis jetzt zwei Punktspiele zu Buche, das 1:1 in Bautzen sowie das 2:1 gegen Rathenow. Augenscheinlich in beiden Partien war, dass man sich zum Ende hin das Spiel etwas aus der Hand nehmen ließ. Vor allem gegen den derzeitigen Tabellenletzten hatten die Oberlausitzer in der Schlussphase Glück, als trotz eines 2:0-Vorsprungs in der letzten Nachspielminute der Ausgleich gerade noch so verhindert werden konnte. "Wir müssen gegen jeden Gegner bis zum Abpfiff konzentriert bleiben." Diesen Satz sagte Vragel da Silva nach der Partie gegen Optik Rathenow nicht zum ersten Mal. Er wird gerade gegen den nächsten Gegner besonders wichtig sein. Denn die Nordhäuser sind die beste Auswärtsmannschaft der Liga, verloren erst zweimal auf fremden Plätzen.
Davon will Neugersdorfs Trainer jedoch nichts wissen: "Wir sind zu Hause ungeschlagen. Das verleiht uns Sicherheit und Selbstvertrauen. Wir gehen jedenfalls hochmotiviert an diese Aufgabe." Er erwartet die Gäste offensiv, schließlich werden die alles dafür tun, dass Zwickau in der Tabelle nicht schon wieder davonzieht. Doch nicht nur der Gegner, auch die Personallage wird den FCO am Sonntag herausfordern. Bei den Dauerverletzten Sepp Kunze und Jan Penc ist die Lage unverändert. Zudem muss der Trainer mit weiteren Hiobsbotschaften fertigwerden: Franco Flückiger tritt derzeit aufgrund einer Oberschenkelverhärtung im Training etwas kürzer. Maxim Banaskiewicz (Oberschenkel) und Vedat Temel (Sprunggelenk) plagen sich mit Verletzungen, hinzu kommt Robin Huth, der nach seiner klaffenden Fleischwunde erst in der nächsten Woche wieder voll belastet werden kann. Zudem wird mit Sicherheit Jaroslav Dittrich fehlen, er holte sich in der turbulenten Schlussszene des Rathenow-Spiels die fünfte Gelbe Karte ab.
"Trotzdem wollen wir gewinnen" gibt sich Vragel da Silva kämpferisch. "Wir müssen schwitzen, um die Punkte in der Oberlausitz zu behalten", ist er sich aber auch der Schwere der Aufgabe bewusst.
Jens Kölz

20. Spieltag - Sonntag, 14.02.2016 - 13.00 Uhr
FC Oberlausitz Neugersdorf – FSV Optik Rathenow     2:1 (2:0)
35 Punkte aus 19 Spielen hatten die Neugersdorfer vor der Begegnung - 40 waren als Saisonziel ausgegeben. "Wir haben schon viele Punkte auf dem Konto und sind nicht in Not, so dass wir einiges probieren können." Mit dieser Überlegung im Hinterkopf stellte Vragel da Silva seine Mannschaft gegen den Tabellenvorletzten Optik Rathenow sehr offensiv auf. Die Besetzung war zum Spiel in Bautzen nahezu identisch, lediglich Jiří Šisler und Luboš Loučka kamen für Ronald Wolf und Jonas Krautschick zum Einsatz. Allerdings war die Mannschaft taktisch völlig anders ausgerichtet, wollte mit geballter Offensive den Gegner unter Druck setzen. Doch so recht gelang das zunächst nicht. Die Umstellungen schienen mehr dem eigenen Spiel zu schaffen zu machen als dem Gegner, der immerhin seit 17 Spielen ohne Sieg war und in dieser Zeit lediglich fünf Punkte holte. So ließen viele Ungenauigkeiten wenig Spielfluss zu, Torchancen entstanden gegen die defensiv ausgerichteten Brandenburger kaum. Umso überraschender fiel dann auch der Führungstreffer. Maxim Banaskiewicz stieg bei einem weiten Einwurf Karl Petricks am höchsten. Da waren schon 22 Minuten gespielt und eigentlich war das das erste Mal, dass sich der Angriff der Neugersdorfer gegen die Gästeabwehr durchsetzen konnte. Danach wirkte der FCO wie befreit. Das mochte auch daran liegen, dass die Rathenower nun selbst mehr für das Spiel taten und ihre Defensive etwas lockerten. So hatte Šisler freistehen das 2:0 auf dem Fuß, verzog aber knapp (26.). Besser machte es Oliver Merkel, der, nachdem Rogall zweimal prächtig gegen Banaskiewicz reagierte, per Kopf abstaubte und den Vorsprung seiner Mannschaft ausbauen konnte. Urgestein Ingo Kahlisch, der seit 27 Jahren die Übungseinheiten seiner Optiker leitet, brachte das auf die Palme: "Beide Tore fielen eigentlich aus dem Nichts. Das 1:0 bekamen wir nach einem Einwurf, das 2:0 nach einer anderen Gurke, als wir geschlafen haben". So machte er seinem Ärger Luft. Dass man den Kontrahenten trotzdem ernstnehmen sollte, zeigte sich, als Luboš Loučka im Vorwärtsgang den Ball verlor und so Kwasi Boachie fast den Anschlusstreffer ermöglichte. Franco Flückiger vereitelte den jedoch glänzend (37.). So ging der FCO mit einer beruhigenden Führung in die Pause. Dennoch blieben viele Ungereimtheiten im Spielaufbau haften, im Mittelfeld klafften große Löcher, die mit weiten, letztendlich ungenauen Pässen überspielt werden sollten.
"Nach dem Wechsel haben wir taktisch umgestellt und hatten die Begegnung bis zur 70. Minute im Griff." Der Trainer änderte die taktische Ausrichtung, Karl Petrick spielte wieder auf seiner angestammten Position im Mittelfeld, Merkel und Dittrich zogen sich im zweiten Durchgang etwas zurück. Die Neugersdorfer versuchten nun mit kurzen Pässen mehr Ordnung in ihr Spiel zu bringen, doch die Begegnung begann wieder zerfahren. Oliver Merkel prüfte Rogall einmal, der regierte stark (56.), den Nachschuss verpaßte Wesley da Silva, der keinen guten Nachmittag erwischte. Mit der Einwechslung von Josef Němec und Jan Nezmar wollte der Trainer nach einer Stunde den Druck nochmals erhöhen. Bei Nezmars herrlicher Einzelleistung gegen Wilcke, die er mit einem Schlenzer von der Strafraumgrenze abschloss, hatten die 321 Zuschauer in der Sparkassen-Arena den Torschrei schon auf den Lippen, der Ball drehte sich jedoch knapp am rechten oberen Dreieck vorbei. Doch das war es auch schon. "Dann haben wir wohl alles etwas lockerer genommen, waren unkonzentriert und haben den Anschlusstreffer kassiert." Sechs Minuten vor dem Ende kam noch einmal Spannung ins Spiel, die sich die Neugersdorfer eigentlich ersparen konnten. Jonas Hildebrandt, der in der Winterpause von RB Leipzig zu den Rathenowern wechselte, kam nach Leroys Ecke aus Nahdistanz zum Anschlusstreffer. "Wir haben uns nicht aufgegeben und noch das Anschlusstor gemacht. In der letzten Minute wäre uns fast noch der Ausgleich gelungen." Ingo Kahlischs Mannschaft war nun urplötzlich dem Punktgewinn nahe und hatte den in der dritten Minute der Nachspielzeit tatsächlich auf dem Fuß. Doch Filip Kusič und Franco Flückiger behielten im Gewühl den Überblick und retteten ihrer Mannschaft den Sieg.
"Nach dem Gegentor regierte bei uns die Angst. In der letzten Minute hatten wir Glück, dass wir die drei Punkte noch behalten haben. Wir müssen daran arbeiten, dass wir 90 Minuten konzentriert und bei der Sache bleiben" legte Vragel da Silva nach dem Spiel den Finger in die Wunde, die fast zwei Punkte gekostet hätte. Nun sind es schon 38, es fehlen nur noch zwei, um das ursprüngliche Saisonziel zu erreichen.
Jens Kölz
-> Bilder vom Spiel
Tore: 1:0 Banaskiewicz (23.), 2:0 Merkel (31.), 2:1 Hildebrandt (84.)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Petrick, Temel, Kusič - Šisler (61. Němec), Loučka, de Freitas Costa - Dittrich , da Silva , Merkel (75. Huth) - Banaskiewicz (61. Nezmar).

FSV Optik Rathenow
Rogall - Wilcke, Turan, Hildebrandt , Cakmakci - Leroy - Odabas (56. Adewumi), Lindau, Ismaili (61. Erkic ) - Boachie (46. Turhan), Istefo

Zuschauer: 321   SR: Matthias Lämmchen (Meuselwitz) SRA: Patrick Kluge, Marko Wartmann
Vorbericht
Nach dem packenden Derby in Bautzen steht am Sonntag um 13 Uhr das erste Heimspiel des neuen Jahres auf dem Spielplan. In der Sparkassen-Arena empfängt der FC Oberlausitz den Mitaufsteiger FSV Optik Rathenow. Die Brandenburger legten einen guten Start in die Regionalliga hin, blieben erstmals in ihrem vierten Saisonspiel beim SV Babelsberg ohne Punkt. Dabei gelang ihnen in der zweiten Runde bei RB Leipzigs Nachwuchs sogar ein Auswärtssieg. Es blieb bis heute das einzige Erfolgserlebnis. In den letzten 17 Punktspielen waren die Rathenower sieglos, was sie auf den vorletzten Tabellenplatz abrutschen ließ. In dieser Zeit holten die Schützlinge von Ingo Kahlisch nur noch ganze fünf Punkte, einen davon allerdings auch gegen den FCO.
Das Hinspiel war spannend, endete 2:2. Bei strömenden Regen legten die Oberlausitzer zweimal vor. Josef Němec verbuchte schon zu diesem frühen Zeitpunkt seinen dritten Saisontreffer, Luboš Lou?ka war vom Strafstoßpunkt erfolgreich. Doch Optik ließ sich nicht lumpen und kam zweimal zurück. Emre Cakmakci und Eliseu Baldé, der am Sonntag eine Gelbsperre absitzen wird, glichen die Neugersdorfer Führungstreffer jeweils aus. Augenfällig die Gefährlichkeit der Optiker bei Standardsituationen. Ecke Deniz, Kopfball Cakmakci - diese einstudierte Variante brachte den FCO mehrfach in Bedrängnis, darunter war auch ein Kopfball Cakmakcis an den Querbalken. Auch das zwischenzeitliche 1:1 kam auf diese Weise zustande. Hier sollten die Neugersdorfer am Sonntag besonders auf der Hut sein. "Die Rathenower hatte ein gutes Spiel gemacht und uns über die Außen unter Druck gesetzt". Trainer da Silva weiß, dass im abschließenden Sturmlauf der Gastgeber die Oberlausitzer durchaus auch noch den einen Punkt verlieren konnten. Kurz vor Schluss war seine Mannschaft im Glück, Jerome Leroy traf nur den Pfosten. Alles in allem zeigt das, dass der Gegner trotz seiner misslichen Tabellensituation durchaus nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf. Das wurde auch am vergangenen Wochenende deutlich. Dort gelang den Brandenburgern gegen RBs U23 ein 1:1, wobei Leipzigs Trainer Tino Vogel der Leistung seines Gegners Respekt zollte: "Beide Mannschaften hätten gewinnen können." Von den Neuzugängen überzeugte besonders der Ex-Leipziger Jonas Hildebrandt, der in der Winterpause von RB kam und der Abwehr der Rathenower Halt gab.
Auch die Neugersdorfer können von einem guten Start in die Rückrunde sprechen. Zwar zählt das Dezemberspiel gegen Meuselwitz (2:0) mit dazu, doch gefühlt fiel erst am letzten Wochenende der Startschuss. Das 1:1 in Bautzen ist deshalb so bemerkenswert, weil der FCO stark ersatzgeschwächt zum Derby antrat. Umso erstaunlicher, mit welcher Überlegenheit die erste Halbzeit gestaltet werden konnte. Dass die Neugersdorfer erst kurz vor dem Pausenpfiff durch Maxim Banaskiewicz in Führung gingen, lag eher an der mangelnden Chancenverwertung denn an der Gegenwehr der Budissen. Als Paul Max Walther dann kurz nach Wiederanpfiff der Ausgleich gelang (ein herrlicher Treffer, der bei Redaktionsschluss in der Abstimmung zum Tor der Woche im MDR vorn lag), ging beim FCO die Sicherheit verloren. Am Ende war das Unentschieden verdient
. Nun, eine Woche später, hat sich die personelle Lage etwas entspannt. "Ich hatte heute 20 Spieler im Training, so viel wie lange nicht", freute sich Vragel da Silva am Mittwochabend. Robin Huth und Jiří Šisler sind wieder 100-prozentig fit. Dazu meldeten sich auch Luboš Loučka und Jan Nezmar wieder einsatzbereit. Schlecht sieht es für Jan Penc aus. Seine Achillessehnenbeschwerden machen ihm weiter zu schaffen, er kann derzeit nicht trainieren. Auch Sepp Kunze wird längere Zeit nur Zuschauer sein, Knieprobleme plagen den Verteidiger noch längere Zeit.
Wie dem auch sei, am Sonntag ist der FCO Favorit. "Bei aller Zuversicht, wir dürfen den Gegner auf keinen Fall unterschätzen und müssen an unsere Grenzen gehen", bleibt der Trainer trotzdem auf dem Boden und denkt dabei an die letzten Minuten des Hinspiels.
Jens Kölz

19. Spieltag - Freitag, 05.02.2016 - 19.00 Uhr
FSV Budissa Bautzen – FC Oberlausitz Neugersdorf     1:1 (0:1)
„Wir haben heute in diesen 90 Minuten zwei Spiele gesehen“ – darüber waren sich Thomas Hentschel und Vragel da Silva nach diesem Oberlausitzderby einig. Beide Trainer erlebten mit den 1100 Zuschauern auf der Bautzener Müllerwiese eine spannende Begegnung, in der jede Mannschaft eine Halbzeit deutlich beherrschte. Am Ende stand es leistungsgerecht 1:1.
Neugersdorf hatte große Besetzungssorgen. Sepp Kunze, Jan Penc, Ozan Pekdemir und Jakub Kotěra verletzt, Robin Huth, Jiří Šisler und Max Höhne zwar auf der Bank, dafür gesundheitlich angeschlagen, Luboš Loucka gesperrt und Jan Nezmar dienstlich unterwegs – die Vorzeichen standen nicht gut für den FCO. Umso erstaunlicher, was sich zunächst auf dem hervorragend präparierten Platz darbot. Denn nicht die Bautzener bestimmte die Szenerie, wie man das unter diesen Vorzeichen erwarten konnte. Neugersdorf hatte deutlich Oberwasser. Die Gastgeber wirkten irgendwie gehemmt, hatten in der gesamten ersten Halbzeit nicht eine zwingenden Chance. Philip Heineccius (11.) und Florian Hansch (12.) tauchten zwar mal in Tornähe auf, zu einer ernsthaften Gefahr für das Neugersdorfer Gehäuse wurden sie aber nicht. „Ich hätte mir etwas mehr Klarheit von meinen Jungs in der ersten Halbzeit schon gewünscht.“ Zufrieden konnte Thomas Hentschel mit den ersten 45 Minuten nicht sein. Denn auch in der Verteidigung waren die Gastgeber mehr nervös statt sattelfest. Ob es am frühen Ausscheiden des Abwehrchefs Christoph Klippel lag, der schon nach zehn Minuten passen musste? Pavel Patka lud die Neugersdorfer jedenfalls zu einer ganz dicken Möglichkeit ein, in der Wesley da Silva, Jaroslav Dittrich und Maxim Banaskiewicz die Führung machen mussten. Letztendlich sorgte der Einsatz Martin Kolans dafür, dass seine Mannschaft in dieser turbulenten Szene ungeschoren davonkam (15.). Zuvor hatte Dittrich schon eine gute Einschussgelegenheit, zielte aber zu genau auf Torwart Jakub Jakubov (7.). In der Defensive hatte der FCO kaum etwas auszustehen. Er beherrschte die Szenerie, machte die Räume eng, ließ die etwas ratlosen Budissen nicht zur Entfaltung kommen, war einfach bissiger. Marcelo de Freitas Costa gab im Mittelfeld ein gutes Debut und vorn lauerten da Silva und Banaskiewicz auf ihre Möglichkeiten. „Meine Jungs haben richtig Gas gegeben“, freute sich der Trainer über die souverän gestaltete erste Halbzeit, die kurz vor deren Ende dann doch noch die hochverdiente Führung brachte. Nach einer weiten Flanke von Filip Kusič machte Banaskiewicz per Kopf und mit Hilfe des Innenpfostens das 1:0 für seine Mannschaft. Jakubov sah dabei nicht sonderlich glücklich aus.
So herrlich der Ausgleich von Paul Max Walther kurz nach der Pause war, auch dieser Ball schien nicht unhaltbar zu sein. Nach seinem abgewehrten Freistoß aus halblinker Position kam der Torschützenbeste der Regionalliga erneut und völlig unbedrängt an den Ball und schmetterte ihn aus rund 25 Metern in‘s Dreiangel des Neugersdorfer Gehäuses - sehenswert. Mit diesem Erfolgserlebnis im Rücken entwickelten die Gastgeber im zweiten Abschnitt mehr Selbstvertrauen und wurden zielstrebiger. Die Oberländer spielten zwar weiter solide, doch Budissa leistete nun deutlich mehr Gegenwehr, war weit agiler und angriffslustiger als vor dem Pausenpfiff. „Wir haben unseren Rhythmus verloren. Ich habe versucht, uns durch eine zweiten Stürmer etwas vom Druck zu befreien, doch Budissa hat das gut gemacht, sie haben uns keine Luft gelassen.“ Vragel da Silva musste nun mit ansehen, wie das Spiel seiner Mannschaft immer mehr aus den Händen glitt. Im stärker werdenden Regen kamen die Bautzener, die am Ende einen Eckenvorteil von 14:3 verbuchen konnten, nun auch zu guten Gelegenheiten. Franco Flückiger geriet immer öfter in den Mittelpunkt. Bei Walthers Freistoß tauchte der Neugersdorfer Torhüter ins rechte untere Eck ab (64.), gegen Hanschs 23-Meter-Schuss reagiert er glänzend (75.). Als nach Chris Rehers Sprint Walther völlig frei an den Ball kam, stockte den Neugersdorfer Fans nochmals der Atem. Glück, das ihm auf dem rutschigen Rasen die Kugel versprang (80.). „Hier hätten wir das Spiel sogar gewinnen können“, trauerte der Bautzener Coach dieser Chance nach – um im gleichen Atemzug auch festzustellen, dass kurz vor Schluss selbst dieser eine Punkt noch auf der Kippe stand: Josef Němec trat vier Minuten vor dem Ende zum Freistoß an. Sein Schuss aus 18 Metern (es war allerdings auch der einzige, den die Neugersdorfer in der zweiten Hälfte auf das Bautzener Tor abgaben) war aber zu unplaziert. „In der ersten Hälfte wäre der sicher noch reingegangen“, hatte Hentschel in der Pressekonferenz die Lacher auf seiner Seite.
Zwei Halbzeiten wie Tag und Nacht – jeder entschied eine verdient für sich. Das Remis war am Ende das logische Resultat, mit dem beide Seiten gut leben konnten. Festzuhalten bleibt, daß die Atmosphäre wohltuend fair war, dass trotz des Derbycharakters keine Nicklichkeiten aufkamen, obwohl die Begegnung bis zum Schluss auf des Messers Schneide stand.
Jens Kölz
Tore: 0:1 Banaskiewicz (45.), 1:1 Walther (49.)

FSV Budissa Bautzen
J. Jakubov - Kolan, Klippel (10. Pfanne), Patka, Cermak - Hoßmang , Krahl, Reher, Hansch - Heineccius (73. Rosendo), Walther

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Krautschick (66. Němec), Wolf, Temel, Merkel - Kusič, Petrick - Dittrich (82. Sobe ), de Freitas, Banaskiewicz - da Silva (73. Huth)

Zuschauer: 1.100   SR: Toni Wirth (Zwickau) SRA: Lars Albert, Stefan Prager
Vorbericht
Am Dienstag wurde der Rasen gemäht, am Mittwoch das Flutlicht getestet. Die Bautzener Müllerwiese putzt sich heraus für das Oberlausitzderby. Das steigt am Freitag. 19 Uhr wird Toni Wirth das Spiel unter Flutlicht anpfeifen.
Und es birgt naturgemäß einige Brisanz. Der neutrale Betrachter wird sich sicher gern an das Hinspiel zurückerinnern, das spannend bis zur letzen Sekunde war. Durch die Vereinsbrille betrachtet, konnten die Gefühlsunterschiede gar nicht größer sein. "Wenn man so ein Spiel in den letzten Sekunden verliert, dann ist man natürlich enttäuscht", sprach Vragel da Silva nach der Partie wie in Trance in die Mikrophone, obwohl die Begegnung am Ende weder Sieger noch Verlierer hatte. Doch dass die Neugersdorfer am Ende den Sieg noch aus der Hand gaben, schmerzte mächtig. Mit 2:0 war der FCO schon enteilt, Josef Němec nutzte zwei Schnitzer der Bautzener Hintermannschaft und erzielte seine ersten Saisontreffer, neun sind es derzeit. Ein Abwehrfehler und ein sehenswerter Volleyschuss von Paul Max Walther brachten die Bautzener kurz vor der Pause wieder heran. Auch er trug sich in diesem Spiel erstmals in die Torschützenliste ein. Bis heute war er schon elfmal erfolgreich und führt die Torjägerliste an.
Am Ende fühlte sich Budissa als Sieger. "Wir haben bis zur letzen Minute an unsere Chance geglaubt. Aufgrund der zweiten Halbzeit ist der Punkt, der sich wie ein Sieg anfühlt, nicht unverdient." Vergessen waren da für Bautzens Trainer Thomas Hentschel die drei Großchancen, bei denen Jiří Šisler den Neugersdorfer Sieg auf dem Fuß hatte, unwichtig auch die beiden Pfosten- und Lattenschüsse seiner Jungs (Maik Salewski und Chris Reher). In Erinnerung bleibt das Traumtor Rehers in der vierten Nachspielminute - in schlechter für die einen, zum Zunge schnalzen für die anderen. Nun kommt es zur Revanche, sofern man nach einem Unentschieden überhaupt davon sprechen kann. Für beide kommt das Derby eigentlich zu früh. Nach der Winterpause wissen die Mannschaften noch nicht so recht, wo sie stehen. Beide suchten in der Vorbereitung nicht die südliche Sonne auf und hatten mit den hiesigen widrigen Witterungsbedingungen zu kämpfen. Durch Spielabsagen konnte noch kein richtiger Spielrhythmus aufgebaut werden, auch das haben Budissa und der FCO gemein. So gesehen ist eigentlich kein Favorit auszumachen. Vragel da Silva sieht das natürlich anders: "Die Favoritenrolle hat Budissa inne. Sie spielen zu Hause, sie haben mehr Erfahrung in dieser Liga - und eine große Kulisse wird hinter den Bautzenern stehen." 1440 Zuschauer waren es im Hinspiel - bei hochsommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein. Am Freitag werden tristere Bedingungen herrschen, trotzdem hoffen beide auf eine große Kulisse und eine faire Partie. "Meine Jungs sind jedenfalls heiß. Wir freuen uns richtig auf dieses Derby", fiebert der Neugersdorfer Trainer dem Anstoß entgegen.
Wer am Freitag auflaufen wird, das ließ sich der Coach noch nicht entlocken. Jan Penc jedenfalls nicht, er laboriert an einer Achillessehnenreizung und fällt längere Zeit aus. Luboš Loučka wird ebenfalls nur zuschauen, ihn ereilte im letzen Spiel des vergangenen Jahres die fünfte Gelbe Karte. Dafür ist Filip Kusič wieder dabei, er bleibt dem FCO in der Rückrunde erhalten. Bei den Bautzenern fehlt nur Felix Kunert, ansonsten kann Trainer Hentschel aus dem Vollen schöpfen.
Die Müllerwiese ist fast angerichtet. Freuen wir uns also auf ein interessantes, spannendes und vor allem faires Oberlausitzderby.
Jens Kölz

18. Spieltag - Sonnabend, 12.12.2015 - 13.00 Uhr
FC Oberlausitz Neugersdorf – ZFC Meuselwitz     2:0 (0:0)
Auch im zehnten Heimspiel dieser Saison blieb der FC Oberlausitz in der Sparkassen-Arena ungeschlagen. Er entschied die Partie gegen den ZFC Meuselwitz, wie schon beim Hinspiel Ende Juli, mit 2:0 für sich. Nicht nur das Resultat war das gleiche, auch der Spielverlauf ähnelte dem der Hinrundenbegegnung frappierend, denn auch diesmal sollte ein taktischer Winkelzug des Trainers den Ausgang entscheidend beeinflussen.
Zunächst quälte sich die Partie dahin. "In der ersten Halbzeit war es ein grausames Spiel. Wir haben schlecht gespielt, da sind uns viele Fehler unterlaufen", sagte Trainer Vragel da Silva, der diesmal auf die verletzten Robin Huth und Filip Kusič sowie den gesperrten Karl Petrick verzichten musste. Seine Mannschaft fand nicht so recht ins Spiel, entsprechend spärlich waren die Torchancen gesät. Die besten hatten Jaroslav Dittrich (9.) und Wesley da Silva (35.), der zwar mit einer schönen Finte zwei Gegenspieler narrte, aber ebenfalls nicht das Tor von Norman Teichmann traf. Doch viel besser machten es die Gäste auch nicht. Die hatten zwar optische Vorteile, standen in der Defensive gut, rissen im Sturm jedoch auch keine Bäume aus. David Kamm Al-Azzawe hatte aus rund zehn Metern noch die beste Möglichkeit, schoss knapp über den Kasten (20.) und Andy Trübenbachs Volleyschuss war zu unplatziert, um Franco Flückiger ernsthaft zu gefährden (22.). Der hatte, bis auf diese Situation und einem Freistoß von Benjamin Boltze zehn Minuten vor dem Ende, an diesem Nachmittag nichts zu halten. Beide Mannschaften mühten sich zwar, doch es fehlte an Ideen und Biss. So hatten auf dem tiefen Rasen die Abwehrreihen ihre Kontrahenten im Griff. Meuselwitz' Trainer Heiko Weber " … hatte nicht das Gefühl, dass der Gegner uns so bespielte, dass wir Angst und Bange hatten, zu verlieren. Ab der 46. Minute haben wir dann ohne Mut und Risiko im Sturm gespielt. Wir haben gesehen, was passiert, wenn der Gegner zwei Topstürmer einwechselt."
Weber spielte damit auf da Silvas Schachzug an, nach einer Stunde mit Jan Nezmar und Josef N?mec seine beiden besten Torschützen zu bringen. "Aufgrund der immer schlechter werdenden Platzverhältnisse war ein gutes Kombinationsspiel nur noch schwer möglich. Deshalb haben wir nach dem Wechsel zwei bullige und starke Stürmer gebracht." Schließlich wurde der Trainer für seine Hereinnahmen, wie schon im Hinspiel, als er mit Ozan Pekdemir ebenfalls den Schützen des 1:0 einwechselte, belohnt. Doch schon davor spielte seine Mannschaft wie ausgewechselt, machte nach Wiederanpfiff mächtig Druck und ließ den Thüringern nur noch wenig Luft zum Atmen. Maxim Banaskiewicz, der immer besser in Tritt zu kommen scheint, brachte den allerersten Schuss aufs Tor (46.), doch der Winkel war zu spitz, um Teichmann zu gefährden. Dann scheiterte Jiří Šisler am herausstürzenden Torwart (50.) und an seiner Schussschwäche (52., 55.), die ihn an diesem Tage verfolgte. Auch Wesley da Silva (56.) und Jan Nezmar (62.) hatten ihre Möglichkeiten. Ganz nah am Führungstreffer war Banaskiewicz, der nur die Lattenoberkante traf (63.). "Wir haben in der zweiten Halbzeit richtig Druck gemacht und mit vollem Einsatz gespielt", freute sich der Trainer über die Leistung seiner Mannschaft in der zweiten Halbzeit. Die wurde dann durch Němec belohnt. Er verwandelte eine Dittrich-Flanke aus Nahdistanz zur hochverdienten Führung und ließ wenig später seinen neunten Saisontreffer folgen, indem er eine Eingabe Merkels an den rechten Innenpfosten setzte und Teichmann im Meuselwitzer Tor keine Chance ließ. Dazwischen rettete Pierre Le Beau, der in einer bemerkenswert fairen Art den Schiedsrichter einmal davon überzeugte, dass es statt Abstoß für seine Mannschaft eine Ecke für die Neugersdorfer gab, gegen den durchbrechenden Sepp Kunze (70.). Letztendlich bewahrte Teichmann mit einer Glanztat gegen Nezmar seine Mannschaft vor einer höheren Niederlage (76.). Danach hielten sich die Neugersdorfer wieder etwas zurück und schaukelten die Partie über die Bühne, sie sparten sich ihre Kräfte wohl für die sich anschließende Weihnachtsfeier auf. Trotzdem war Vragel da Silva mit der Leistungssteigerung seiner Mannschaft am Ende sehr zufrieden während sein Gegenüber fand, dass "… wir aufgrund der zweiten Halbzeit verdient verloren haben."
Mit den 34 Punkten verabschiedet sich der FC Oberlausitz in die Winterpause, für einen Aufsteiger eine phänomenale Bilanz. Bis zum 7. Februar ist die Mannschaft nun punktspielfrei. Dann steigt das brisante Oberlausitzderby bei Budissa Bautzen.
Jens Kölz
Tore: 1:0 Němec (65.), 2:0 Němec (72.)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Kunze, Penc, Wolf, Merkel - Loučka , Šisler - Pekdemir (59. Němec), Dittrich, Banaskiewicz (80. Krautschick) - da Silva (59. Nezmar)

ZFC Meuselwitz
Teichmann - Müller, le Beau, Kamm Al-Azzawe , Lubsch - Urban - Weinert (64. Luck), Boltze , Trübenbach (72. Vojta), Albert - Krieger (59. Weiske)

Zuschauer: 279   SR: Lasse Koslowski (Berlin) SRA: Max Burda, Denis Waegert

17. Spieltag - Sonntag, 6.12.2015 - 13.00 Uhr
FC Oberlausitz Neugersdorf – FC Viktoria 1889 Berlin     3:0 (2:0)
Der FC Oberlausitz Neugersdorf beendet die Hinrunde mit einem 3:0-Heimsieg über den FC Viktoria Berlin und für einen Aufsteiger überragenden 31 Punkten au fdem Konto. Besonders zu Hause waren die Neugersdorfer mit sechs Siegen und drei Unentschieden aus neun Spielen eine Macht. An dieser Heimstärke ließen die Neugersdorfer auch am Sonntag keine Zweifel aufkommen.
Trainer Vragel da Silva hatte aus der Not mit den fehlenden Nezmar, Kusic und Huth eine Tugend gemacht und jungen Spielern wie Temel in der Defensive, Pekdemir und da Silva in der Offensive Einsatzchancen gegeben. "Sicherlich hatten diese Spieler in den ersten 20 Minuten noch etwas Anpassungsschwierigkeiten. Da waren sie mir noch etwas zu ängstlich oder wollten alles ganz besonders machen. Das geht meistens schief. Aber nach dem 1:0 lief es richtig gut", sagte nach dem Spiel der rundum zufriedene FCO-Trainer. Auf dem tiefen Boden kamen beide Mannschaften nur schwer ins Spiel. Ein Schuss des Berliners Haubitz am Tor vorbei (17.)war noch die beste Chance. Neugersdorf spielte dann einfach - mit weiten Bällen und der "Jagd auf den zweiten Ball" und kam besser ins Spiel. So entstand auch die erste Chance für Dittrich. Eine Flanke landete im Strafraum, der Tscheche kam an den Ball und zog aus 13 Metern ab, schoss aber genau aufTorwart Merz, der die Arme noch hochreißen konnte (26.), vier Minuten später stand es 1:0. Der junge da Silva bekam den Ball an der Mittellinie, ließ drei Gegenspieler aussteigen, lief auf die gegnerische Abwehr zu und steckte im richtigen Moment auf Pekdemir durch. Der spitzelte den Ball aus 13 Metern mit der Fußspitze ins Tor. Nach 37 Minuten hatte da Silva den zweiten Treffer auf dem Fuß, nachdem Pekdemir den Ball vors Tor gebracht hatte. Aber er verfehlte knapp. Das Zusammenspiel der beiden wurde kurz vor der Pause aber ein zweites Mal belohnt, als da Silva einen weiten Ball mit dem Kopf verlängerte, Pekdemir richtig spekulierte und allein vor dem Tor Merz keine Chance ließ.
Die Berliner kamen mit viel Willen aus den Kabinen, rannten an, allerdings ohne sich viele Chancen zu erspielen. Die beste hatte Özcin, der nach einer Eingabe den Ball am langen Pfosten flach ins Tor schieben wollte, aber am klasse parierenden Flückiger scheiterte (60.). Ansonsten ließen die Neugersdorfer nicht viel zu, kontrollierten mit dem 2:0 im Rücken das Spiel. Den schwachen Berlinern lief nach und nach die Zeit davon. Mit einer starken Einzelleistung gelang dem in der Schlussphase eingewechselten Banaskiewicz dann noch das 3:0. Er bekam auf der rechten Seite den Ball, lief auf den Verteidiger zu, schwenkte nach innen und traf mit dem linken Fuß ins lange Eck (87.). Einziger Wermutstopfen für den FCO: Der erneut starke Karl Petrick kassierte seine fünfte Gelbe Karte, wird am kommenden Sonntag, im letzten Spiel des Jahres zu Hause gegen den ZFC Meuselwitz, also fehlen.
Daran dachte sein Trainer unmittelbar nach dem Spiel noch nicht. Der freute sich über den Punktezuwachs und die Leistung seiner Mannschaft: ,,Man kann nicht immer schön spielen, erst recht nicht auf einem tiefen Boden. Aber wir haben den Kampf angenommen und am Ende unser Spiel durchgesetzt." Die schwachen Berliner dagegen haben 20 Punkte weniger auf dem Konto und konnten sich trotz der Niederlagen der direkten Kontrahenten nicht weiter vom Tabellenkeller absetzen.
SZ/Frank Thümmler
Tore: 1:0 Pekdemir (30.), 2:0 Pekdemir (42.), 3:0 Banaskiewicz (87.)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Kunze, Penc, Temel, Merkel - Berger (59. Němec), Petrick - Dittrich, Loučka, Pekdemir (78. Banaskiewicz) - da Silva (70. Šisler)

FC Viktoria 1889 Berlin
Merz - Karim (46. Hentschel), Pereira da Silva , Eglseder, Lensinger - Haubitz - Trianni (46. Özcin), Hollwitz , Watzka - Ergirdi, Hofmann (75. Soltanpour)

Zuschauer: 283   SR: Stefan Prager (Gera) SRA: Steffen Hösel, Chris Rauschenberg
Vorbericht
Am Sonntag um 13:00 Uhr empfängt der FC Oberlausitz Neugersdorf zum Hinrundenabschluss den FC Viktoria 1889 Berlin. Besinnliche Adventsstimmung ist dabei nicht zu erwarten, denn den Berlinern steht angesichts des 15. Tabellenplatzes und der damit einhergehenden akuten Abstiegsgefahr das Wasser bis zum Hals, sodass sie sicherlich alles in die Waagschale werfen werden, um den ein oder anderen Punkt aus der Oberlausitz zu entführen.
Die Mannschaft aus dem Stadtteil Lichterfelde im Bezirk Steglitz am südlichen Stadtrand der Hauptstadt steht dabei etwas unerwartet in den Niederungen der Tabelle, denn der Deutsche Meister der Jahre 1908 und 1911 hat einige Akteure mit Zweit- und Drittligaerfahrung im Kader, wurde durch sechs Spieler der aufgelösten Union Berlin U23 verstärkt und auch der Jugendbereich ist bestens aufgestellt, wobei das Aushängeschild die in der Bundesliga spielende A-Jugend Mannschaft ist.
Die Neugersdorfer sollten also gewarnt sein und Trainer Vragel da Silva, der gegen die Mannschaft aus dem Tabellenkeller "voll auf Sieg" spielen lassen will, wird seinen Schützlingen sicher mit auf den Weg geben, den Gegner keinesfalls zu unterschätzen. Zur Verfügung stehen dem Trainer des FCO der nach Gelbsperre wieder spielberechtigte Jiri Šisler sowie Jan Penc, der seine Verletzung auskuriert hat. Fraglich ist der Einsatz von Jaroslav Dittrich, der wieder von Rückenproblemen geplagt wird; definitiv ausfallen wird aus Arbeitsgründen Jan Nezmar.
Clemens Geißer

16. Spieltag - Freitag, 27.11.2015 - 19.00 Uhr
BFC Dynamo – FC Oberlausitz Neugersdorf     2:1 (1:0)
Endlich der erste Auswärtspunkt bei einer Spitzenmannschaft hatte es werden sollen. Doch am Ende standen die Neugersdorfer mal wieder mit leeren Händen da. Nach der 1:2-Niederlage beim DDR-Rekordmeister BFC Dynamo beträgt der Rückstand zur Tabellenspitze jetzt neun Punkte, aber die war ja für den Aufsteiger auch nicht das Ziel.
Dabei waren die Neugersdorfer in Berlin gut in die Partie gekommen. Trainer Vragel da Silva hatte eine offensive Ausrichtung als taktische Marschroute ausgegeben und der Mannschaft Pressing verordnet. Damit hatten die Berliner nicht gerechnet und zeigten Nerven. Bereits nach drei gespielten Minuten musste Schiedsrichter Henry Müller zum ersten Mal die Gelbe Karte zücken. Wäre dann nur drei Minuten später die erste Großchance für den FCO drin gewesen, hätte es vielleicht was werden können mit dem Punktgewinn in der Fremde; wurde es aber nicht, denn Jaroslav Dittrich traf den Ball aus 16 Metern in aussichtsreicher Position nicht voll, so dass der Schuss deutlich am Tor vorbeiging. Für die Berliner wirkte diese Chance der Gäste wie ein Weckruf. Die stärkste Offensivabteilung der Liga zeigte ihr Können erstmals in der 10. Minute, als Rockenbach da Silva den Ball aus elf Metern Entfernung an die Latte schoss. Nach spätestens fünfzehn gespielten Minuten war die Neugersdorfer Anfangsoffensive verpufft und der BFC Dynamo die deutlich bessere Mannschaft. Folglich kam dann auch die Führung: Der sehr agile Kay Pröger narrte die rechte Abwehrseite der Oberlausitzer, drang in den Strafraum ein und vollendete mit einem sehenswerten Schlenzer ins lange Eck. Bis zur Halbzeitpause hatte sich der BFC ein deutliches Übergewicht erspielt.
Im zweiten Abschnitt kamen die Gäste mit viel Schwung zurück auf den Platz und in der 53. Minute wurden diese Offensivbemühungen mit dem, wenn auch glücklichen, Ausgleich belohnt. Dittrich hatte eine Flanke in den Strafraum gebracht, Abwehrspieler Björn Brunnemann den Ball sehr unglücklich als Bogenlampe ins eigene Tor befördert. In der 62. Minute war es dann ein schneller Gegenstoß, den Weidlich mit einem starken Lauf über die rechte Seite in den Straflaum führte, nachdem der Neugersdorfer Linksverteidiger Krautschick ihm dort zu viel Platz gelassen hatte. Den Schuss aus zehn Metern konnte Flückiger noch stark parieren, jedoch stand Rockenbach da Silva goldrichtig, um aus fünf Metern Entfernung den Abpraller ins leere Tor zu befördern.
Trainer Vragel da Silva reagierte sofort und brachte mit Wesley da Silva und Ozan Pekdemir zwei neue Offensivkräfte. Zuerst für Oliver Merkel. Diese Wechsel sorgten für Belebung im Neugersdorfer Offensivspiel. Insbesondere Pekdemir konnte sich ernige Male im Dribbling auf der rechten Seite durchsetzen. Der BFC war daher zu aggressivem Zweikampfspiel gezwungen. Das ganze Spiel über hatte Schiedsrichter Henry Müller Schwerstarbeit zu verrichten. Ein paar strittige Situationen gegen Ende des Spiels sorgten für Unmut bei den Neugersdorfer Spielern und Fans. Trotz einiger guter Gelegenheiten sollte es am Ende nicht mehr für den Ausgleich reichen.
Auch wenn der FCO gegen die Spitzenmannschaften der Liga auswärts weiterhin punktlos bleibt, macht das selbstbewusste und engagierte Auftreten Mut für die kommenden Aufgaben. Das sah auch Trainer da Silva so, der "die Leidenschaft" hervorhob und die "gute Zusammenarbeit" der einzelnen Spieler lobte. Kommende Woche gibt die Berliner Viktoria ihr Stelldichein in der Oberlausitz.
Clemens Geißer
Tore: 1:0 Pröger (29.), 1:1 ET Brunnemann (48.), 2:1 Rockenbach da Silva (62.)

BFC Dynamo
Hendl - Steinhauer, Haastrup, Brendel, Göwecke (71. Putze) - Schünemann, Weidlich , Pröger, Rockenbach da Silva (77. Muhovic), Brunnemann (52. Güntner) - Srbeny

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Kunze, Kusič , Wolf, Huth - Petrick, Krautschick (67. Pekdemir) - Dittrich, Loučka , Merkel (80. Banaskiewicz) - Němec (63. Wesley da Silva)

Zuschauer: 1.116   SR: Henry Müller (Cottbus) SRA: Jan Seidel, Christof Wedemeyer

15. Spieltag - Sonnabend, 21.11.2015 - 13.00 Uhr
FC Oberlausitz Neugersdorf – FC Schönberg 95     2:1 (0:0)
Er freute sich mit seiner Mannschaft, dass es endlich mal wieder zu einem Sieg gereicht hat: "Wir wussten vorher, dass es ein ganz schweres Spiel wird. Am Ende wurde es noch mal richtig eng". Trainer Vragel da Silva fiel ein Stein vom Herzen, seine Jungs hatten Mitaufsteiger FC Schönberg gerade 2:1 besiegt und damit wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden. Vier Meisterschaftsspiele konnte der FC Oberlausitz nicht mehr gewinnen, dazu kam das Aus im Sachsenpokal in Zwickau. Paradox, dass zu Beginn dieser kleinen Serie das 1:1 gegen Babelsberg stand, das die Neugersdorfer an die Tabellenspitze brachte. "Erfolg kann auch ein Fluch sein, weil man dann vieles noch besser machen möchte und dabei verkrampft", - der Ex-Bundesligaspieler kennt sich da aus.
In der Nachspielzeit ging es richtig zur Sache, der FC Schönberg drängte auf den Ausgleich. Dass es noch einmal so spannend werden würde, danach sah es eigentlich nicht mehr aus. Mit 2:0 führten die Neugersdorfer kurz vor Schluss auf dem Kunstrasenplatz in Ebersbach, wohin die Begegnung kurzfristig verlegt wurde, weil die misslichen Witterungsbedingungen kein Spiel in der Sparkassen-Arena zuließen. Und die Tore waren sehenswert. Jan Nezmar, der fast alle Kopfbälle gewann und bester Mann auf dem Platz war, legte zu Luboš Lou?ka ab. Sein Schuss aus 20 Metern war für Jörg Hahnel im Schönberger Tor nicht zu halten. Der Treffer zum 1:0 war wie eine Erlösung. Denn bis dahin taten sich beide Mannschaften auf dem engen Platz schwer. "Wir haben eine ausgeglichene erste Halbzeit gesehen, in der es ein Spiel ohne Torchancen gab", fand Axel Rietentiet, der Trainer der Gäste, die vor dieser Partie auch schon fünfmal sieglos waren. Ganz Recht hatte er damit nicht, denn sein Torhüter musste sich bei Nezmars Kopfball (3.) und Oliver Merkels Schrägschuss (34.) schon ganz schön lang machen, um Schlimmeres zu verhindern. Auf der anderen Seite kam Franco Flückiger, der in der turbulenten Endphase noch der Turm in der Schlacht werden sollte, erst in der letzten Minute der ersten Halbzeit richtig zum Einsatz, als er von Kunstmann geprüft wurde. Bis dahin sahen die 202 Zuschauer zwar ein flottes aber auch von vielen Zweikämpfen geprägtes Spiel.
Das blieb auch im zweiten Durchgang so, wobei sich beide nur vage Chancen erspielten - bis zu Lou?kas sehenswertem Schuss. Danach drängten die Hausherren auf die Entscheidung, Nezmar (62.) und Huth (65.) blieben noch erfolglos. Stark dann Jaroslav Dittrichs Auftritt. Der 33jährige ließ seinen acht Jahre jüngeren Gegenspieler Kai-Fabian Schulz ganz alt aussehen und verwandelte wuchtig zur Vorentscheidung (66.). "Beide Gegentore haben wir praktisch vorgelegt, so etwas darf einfach nicht passieren." Schönbergs Trainer Rietentiet, der mit seiner Mannschaft die 560 km lange Reise, das weiteste, was diese Liga anzubieten hat, bereits am Freitag antrat, war richtig angefressen. "Bis kurz vor Schluss waren wir nicht richtig gefährlich. Am Ende hält der Flückiger noch ganz stark." Des Nervenkitzels in den letzten Minuten hätte es nicht mehr bedurft, wenn Nezmar (75.) besser getroffen hätte. Aber vor allem, als Neugersdorf nach einer Ecke der Mecklenburger mustergültig konterte und Sepp Kunze allein vor Hanel auftaucht war das 3:0 möglich (82.). Doch der Torwart parierte - und seine Mannschaft, die gute spielerische Momente hatte, witterte nach Haufes Anschlusstreffer eine Minute vor dem regulären Ende nochmals Morgenluft. So kam es zur letzten Aktion des Spiels, die Rietentiet ansprach. Flückiger parierte dank seines guten Stellungsspiels zweimal gegen Haufe und Rainer Müller, die aus Nahdistanz zum Schuss kamen und sicherte so den Sieg des FCO. "Ich musste da nichts groß halten, ich wurde nur angeschossen", schmunzelte er nach der Partie über seine Rettungstat.
Das Spiel, das mit einer Schweigeminute für die Opfer der Terroranschläge von Paris begann, endete im Jubel über diesen Sieg. "Wir hatten lange nicht mehr gewonnen, deshalb waren wir etwas verunsichert. Diesen Erfolg haben wir eingefahren, weil wir leidenschaftlicher gespielt haben als zuletzt", Vragel da Silva sprach's und verschwand zum Feiern mit seiner Truppe.
Jens Kölz
Tore: 1:0 Loučka (55.), 2:0 Dittrich (67.), 2:1 Haufe (89.)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Kunze Kusič, Penc , Krautschick - Petrick - Dittrich (75. Němec), Loučka , Merkel (80. Šisler ) - da Silva (46. Huth), Nezmar

FC Schönberg 95
Hahnel - R. Müller, K. Schulz, Rausch, T. Schulz - Steinwarth, A. Müller - Okada (84. Vogel), Gladrow (67. Haufe), Gebissa (67. Cornelius) - Kunstmann

Zuschauer: 202   SR: Marcel Unger (Halle (Saale) SRA: Norbert Giese, Dirk Meißner
Vorbericht
Vergangenen Sonntag musste der FCO im Viertelfinale des Sachsen-Pokals die Segel streichen. Bei misslichen Witterungsbedingungen wurden nicht nur die Hoffnungen auf das Weiterkommen vom Winde verweht, auch der Ball schlug so manche Kapriole und nach einem Eckstoß von Michael Schlicht direkt im Neugersdorfer Tor ein. Das war kurz nach dem Wiederanpfiff der Anfang vom Ende, denn gegen den Sturm und die stürmischen Gastgeber konnten sich Oberlausitzer nicht mehr entscheidend in Szene setzen und kassierten kurz vor dem Ende noch das 0:2. Damit hat sich der FCO in diesem Jahr zum dritten Male an den Westsachsen die Finger verbrannt, zuvor gab es im April das unglückliche 0:1 im Halbfinale des Pokalwettbewerbes der Vorsaison sowie vor vier Wochen das 1:3 im Punktspiel.
Nun heißt es "Mund abputzen" und nach vorn schauen. Denn bereits am Sonnabend um 13 Uhr kreuzt der FC Schönberg in der Oberlausitz-Arena auf. Man mag die Mecklenburger, die gerade mal läppische 20 km von Lübeck entfernt angesiedelt sind, wegen ihrer 560-km-langen Anreise bedauern, es zeigt auch, wie "regional" die höchste Klasse des NOFV ist. Es ist der längste Anreiseweg, den diese Liga zu bieten hat - und der FCO muss im Mai zum Rückspiel … Nichtsdestotrotz, die Schönberger, die im Vorjahr am letzten Spieltag durch ein 4:0 gegen den Malchower SV90 noch den Sprung vorbei am FSV Luckenwalde auf den zweiten Platz der Nord-Oberliga und damit den direkten Aufstieg schafften, sind eine spielstarke Truppe. Mit positivem Torverhältnis (17:16) und 15 Punkten liegen sie derzeit im Soll, denn vor der Saison wollte Trainer Axel Rietentiet in der Winterpause laut MDR-online am liebsten folgende Schlagzeile über seine Mannschaft lesen: "Der FC Schönberg 95 ist konkurrenzfähig und hat das Zeug zum Klassenerhalt." Das kann man den Mecklenburgern bestätigen, mit Platz zwölf stellen sie es selbst unter Beweis. Herausragende Spieler sind sicher Jörg Hahnel, der für Erzgebirge Aue und Hansa Rostock insgesamt 77mal das Tor in der zweiten Bundesliga hütete und Mittelstürmer Henry Haufe, der, wie auch Neugersdorfs Josef N?mec, bereits sieben Treffer in dieser Saison erzielte.
Die Neugersdorfer werden das Pokal-Aus in Zwickau abgehakt haben. Trotzdem ergeben sich Parallelen zu den letzten Spielen, in denen unnötige Gegentore verdaut werden mussten. "Wir machen individuelle Fehler, die müssen wir unbedingt ausmerzen", sagt der Trainer. Ihm stehen inzwischen mit Oliver Merkel, der in Zwickau schon in der Startformation stand und Maxim Banaskiewicz auch wieder zwei Dauerverletzte zur Verfügung, die die taktischen Möglichkeiten vergrößern. Beide Mannschaften werden sicher sehr ehrgeizig zu Werke gehen, denn in den letzten Spielen waren sie nicht sonderlich erfolgreich. Seit die Oberlausitzer gegen den SV Babelsberg am 11. Spieltag die Tabellenspitze erklommen, konnten sie die drei folgenden Begegnungen nicht mehr gewinnen und liegen nun auf Platz sieben. Bei den Schönebergern ist der letzte Sieg schon fünf Spiele her, danach gab es nur noch einen Punkt. Es gibt also beidseitig Bedarf, die Bilanz aufzubessern, was eine spannende Begegnung erwarten lässt.
Jens Kölz

14. Spieltag - Sonntag, 08.11.2015 - 13.30 Uhr
FC Carl Zeiss Jena – FC Oberlausitz Neugersdorf     2:0 (2:0)
Der FC Carl Zeiss Jena hat die Tabellenführung in der Regionalliga verteidigt. Auch der FCO konnte nicht verhindern, dass die Thüringer im neunten Spiel hintereinander ungeschlagen blieben. Sieben schwache Minuten zum Ende der ersten Halbzeit besiegelten die 0:2-Niederlage der Neugersdorfer.
Trainer da Silva freute sich auf diese Begegnung, denn sein FCO reiste als Aufsteiger wieder zu einem Spitzenspiel - und das am 14. Spieltag wohlgemerkt. Und auch im Jenaer Ernst-Abbe-Sportfeld wollten die Neugersdorfer etwas holen, weshalb die Oberlausitzer trotz des Fehlens von Jan Nezmar mit zwei Spitzen antraten. Doch so richtig in Schwung kam das Offensivspiel der Gäste in der ersten Halbzeit nicht. Der Spitzenreiter übernahm erwartungsgemäß die Initiative, konnte die gut stehende Abwehr der Neugersdorfer jedoch kaum in Bedrängnis bringen. So versuchten sich die Saalestädter zunächst mit Fernschüssen durch Robin Krauße (5.) und Maximilian Schlegel (10.), die für Franco Flückiger im FCO-Tor allerdings keine Gefahr darstellten. Bei herrlichstem Wetter hatten die Gastgeber in der Folge zwar deutlich mehr Ballkontakte, doch es fehlten die Überraschungsmomente. Nur ein Freistoß von Marcel Bär, aus 35 Metern abgefeuert, sorgte für Raunen im weiten Rund, weil er knapp am Kasten vorbeistrich (22.). Der Spitzenreiter erhöhte allmählich den Druck, aber erst nach knapp einer halben Stunde kreuzten die Zeiss-Städter erstmals richtig gefährlich vor Flückiger auf, Velimir Jovanovic und Johannes Pieles verpassten Schlegels Eingabe (27.). Dann leistete sich Filip Kusič, der nach seiner Gelbsperre wieder zum Einsatz kam und ansonsten ein gutes Spiel ablieferte, einen richtigen Klops. Statt den Ball einfach wegzuschlagen, verlor er ihn am eigenen Strafraum an Pieles, daraufhin reagierte Flückiger großartig gegen Niklas Erlbeck, Kusič machte seinen Fehler auf der Linie gegen Bär wieder gute und den Abpraller bugsierte Jovanovic über das Tor (29.) - drei Großchancen in einer Szene, die Jena nicht verwandeln konnte und den FCO da ungeschoren davonkommen ließ. Kurz vor der Halbzeit belohnten sich die Thüringer dann doch. Allerdings brauchten sie dafür einen Strafstoß, den Schiedsrichter Wessel gab, als Sebastian Berg, der zum ersten Male in dieser Saison von Anfang an spielte, mit Sören Eismann zusammenprallte. Marcel Bär verwandelte mit viel Selbstvertrauen sehenswert: "Ich hab mir gedacht, der Torwart sucht sich auf jeden Fall eine Ecke aus, da habe ich den Ball einfach gelupft." Damit schien Carl Zeiss in der Spur. Doch weil sich Jenas Torwart Raphael Koczor bei Jirí Šislers Freistoß verschätze und das Luftduell gegen Jan Penc verlor, hätte der FCO postwendend ausgleichen können. Pech für die Oberlausitzer, dass Justin Gerlach den Ball von der Linie holte und die einzige richtig gute Möglichkeit der Neugersdorfer in diesem Spiel vereitelte. Wenig später sahen sich die Gäste benachteiligt, als Pieles auf eine Eingabe von Erlbeck das 2:0 machte - Berg, zuvor gefoult, lag vor dem Strafraum. "Was mich ärgert ist die Art und Weise, wie wir das zweite Tor erhalten haben. Da war meine Mannschaft naiv, weil wir gewartet haben, dass Jena den Ball ins Aus schießt", haderte der Trainer in dieser Szene. Kurz darauf verlor auch Luboš Lou?ka den Überblick und den Ball an Schlegel, der völlig frei an Flückiger scheiterte. So konnte der FCO sogar noch von Glück reden, zur Halbzeit nicht höher in Rückstand geraten zu sein.
"Wir haben in der ersten Halbzeit eine sehr souveräne Leistung gezeigt und sind in den entscheidenden Momenten auf Geschwindigkeit gekommen. Danach wollten wir kein Risiko mehr eingehen und haben das Ergebnis in der zweiten Halbzeit routiniert heruntergespielt", fasste Jenas Trainer Volkan Uluc die Partie zusammen. Denn die Gastgeber spielten nach dem Wechsel kontrollierter. Der FCO hatte durch seine Einwechslungen zwar mehr Offensivgeist in seine Aktionen gebracht, doch entscheidend konnte er sich nicht in Szene setzen. Lediglich ein Freistoß aus fast 40 Metern des eingewechselten Ozan Pekdemir wurde zur Gefahr des nicht sicheren Jenaer Torwarts (71.). Ansonsten plätscherte das Spiel nahezu ereignislos dahin, sieht man einmal von Jovanovics (75.) und Bär (76.) Möglichkeiten ab. Der FCO war an diesem Tag nicht in der Lage, in der Offensive Akzente zu setzen und den Gegner vor Probleme zu stellen. So brachten die Jenaer das Spiel clever über die Runden, indem sie die Neugersdorfer beschäftigten und hinten nichts anbrennen ließen. Der FCO blieb damit zum ersten Mal in dieser Saison ohne eigenes Tor.
Jens Kölz
Tore: 1:0 Bär (39./FE), 2:0 Pieles (45.)

FC Carl Zeiss Jena
Koczor - Eismann, Klingbeil, Gerlach, Krstic - Erlbeck, Krauße - Bär, Schlegel (77. Vojvoda) - Jovanovic (88. Wiezik), Pieles (85. Giebel)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Kunze Kusič, Penc, Huth - Berg (46. Pekdemir) - Loučka , Petrick - Šisler (55. Merkel ) - Dittrich, Němec (46. da Silva)

Zuschauer: 4.020   SR: Robert Wessel (Berlin) SRA: Jacob Pawlowski, Sebastian Schmickartz
Vorbericht
Als Schiedsrichter Prager am vergangenen Sonntag das Spiel gegen Halberstadt abpfiff, stand ein 2:2 auf der Anzeigetafel. Für manchen sicher eine Enttäuschung, weil es nicht gelang, den Tabellenletzten zu schlagen. Erstmals in dieser Saison ging der FC Oberlausitz als Favorit ins Spiel, erstmals mussten sich die Neugersdorfer mit einer solch defensiven Ausrichtung eines Gegners auseinandersetzen. Doch wer das Spiel gesehen hat, konnte auch positive Aspekte erkennen. Denn zweimal wurde ein Rückstand wettgemacht, vor allem die Reaktion nach dem späten 1:2, das dem FCO nur noch fünf Minuten zum Ausgleich ließ, zeigt, mit welcher Moral die Mannschaft derzeit zu Werke geht, welcher Geist in dieser Truppe herrscht. Und darauf kann Trainer Vragel da Silva, der sich darüber freut, dass der Aufsteiger "am 13. Spieltag immer noch die Möglichkeit hat, zu einem Spitzenspiel anzutreten", aufbauen. Diesmal ist der Schwarze Peter der Favoritenbürde beim Gegner, dem FC Carl Zeiss Jena, "einem gestanden Verein", wie da Silva ehrfürchtig sagt. Damit hat er recht, denn die Wurzeln der Thüringer lassen sich bis ins Jahr 1903 zurückverfolgen. Seine beste Zeit hatte Carl Zeiss in den 60er, 70er und 80er Jahren mit drei DDR-Meister-Titeln. Dazu kommen in diesen Jahren vier Pokalsiege und natürlich das Europapokal-Finale 1981, das in Düsseldorf mit 1:2 gegen Dynamo Tbilissi verlorenging. Nach der Wende spielte der Verein insgesamt acht Spielzeiten in der Zweiten Bundesliga, letztmalig vor acht Jahren. Seit Gründung der Regionalliga Nordost in der jetzigen Form vor drei Jahren, gehören die Jenaer dieser Klasse an und landeten stets im Vorderfeld (2., 3. und 4.). In dieser Saison mussten sie in den Ligaspielen nur einmal das Gefühl einer Niederlage auskosten und das ausgerechnet im Landesduell beim ZFC Meuselwitz, bei dem Carl Zeiss mit 0:2 den Kürzeren zog. Ansonsten läuft es derzeit bei der jungen Truppe von Trainer Volcan Uluc, der die Mannschaft im vergangenen Dezember übernahm, prächtig. Besonders der 3:2-Sieg nach Verlängerung in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den HSV sticht heraus. Seit vergangenem Wochenende steht Jena nun selbst an der Spitze der Tabelle, womit der FCO als Sechster des Klassements die Außenseiterrolle in dieser Begegnung innehat. "Neugersdorf ist ein bärenstarker Aufsteiger, gegen den wir auf jeden Fall gewinnen wollen", gibt sich Uluc, der vor der Saison noch tiefstapelte ("Wir haben keinen Tabellenplatz als Saisonziel ausgegeben. Wir wollen uns entwickeln."), kämpferisch.
Vragel da Silva stimmt seinem Kollegen in Sachen Rollenverteilung zu, sieht das Spiel - im Gegensatz zur Vorwoche - als dankbare Aufgabe und meint: "Einfach wird es mit Sicherheit nicht. Natürlich haben wir Respekt, aber keine Angst". Er baut vor allem auf die gute Moral, die seine Mannschaft bis jetzt in dieser Saison gezeigt hat. Mit besonderen Ehrgeiz wird sicher Ronald Wolf in die Partie gehen. Er spielte in der Saison 12/13 23mal für die Thüringer. Maxim Banaskiewicz, der Anfang dieser Saison zum FCO wechselte und davor drei Jahre das Jenaer Trikot trug, wird das Spiel wohl mit etwas Wehmut betrachten. Er kann wegen eines Bänderrisses weiterhin nicht spielen und wird noch geraume Zeit fehlen. Dafür meldet sich Oliver Merkel wieder einsatzfähig, seine langwierige Verletzung ist auskuriert. Ansonsten stehen dem Trainer alle Spieler zur Verfügung, auch Filip Kusič, der gegen Halberstadt seine fünfte Gelbe Karte abgesessen hat und wohl diesmal wieder mit dabei ist.
So dürfen sich die Zuschauer (mit 4.395 im Durchschnitt haben die Jenaer mit Abstand die meisten in dieser Liga, zuletzt kamen 8.057 gegen den BAK) auf eine spannende Begegnung freuen. Der FCO möchte auf jeden Fall etwas mitnehmen und so "alles dafür tun, dass wir auch gegen BFC wieder ein Spitzenspiel haben" (Vragel da Silva).
Jens Kölz

13. Spieltag - Sonntag, 01.11.2015 - 13.00 Uhr
FC Oberlausitz Neugersdorf – VfB Germania Halberstadt     2:2 (0:0)
Im Spiel gegen den Tabellenletzten kam der FC Oberlausitz nicht über ein Unentschieden hinaus. Obwohl die Neugersdorfer die Begegnung über weite Strecken bestimmten und gegen Germania Halberstadt drückend überlegen waren, mussten sie sich am Ende richtig strecken, um überhaupt noch einen Punkt zu ergattern. "Einerseits sind wir richtig enttäuscht, weil wir nur einen Zähler mitgenommen haben, andererseits auch glücklich, weil die Mannschaft bis zur letzten Minute Moral gezeigt hat und sich vom späten Rückstand nicht unterkriegen ließ," war Trainer Vragel da Silva am Ende trotz des Punktverlustes nicht ganz unzufrieden. Dennoch überwog die Enttäuschung, denn gegen das Schlusslicht der Tabelle hatte man sich mehr ausgerechnet. Erstmals in dieser Saison ging der FCO als Favorit in die Begegnung.
Dass da trotzdem ein ganz schweres Brett gebohrt werden musste, wurde gleich zu Spielbeginn klar. Die Halberstädter waren von ihrem Trainer Thomas Waldow äußerst defensiv eingestellt. Trotzdem hätte Jiří Šisler in der Anfangsphase mehrfach den Führungstreffer machen können. Erst kam er frei zum Kopfball (2.), dann waren seine Schussversuche zu schwach (11., 13.) oder zu ungenau (17.). Anschließend machte Sepp Kunze auf sich aufmerksam, zunächst offensiv, sein Schuss aus 25 Metern strich am Tor von Pascal Nagel vorbei (19.), eine Minute später in der Defensive, als sein Querschläger Franco Flückiger in Bedrängnis brachte und den 573 Zuschauern in der Sparkassen-Arena den Atem stocken ließ. Der FCO rannte weiter an, die Partie ging meist in Richtung Germania-Tor. Die Halberstädter, die bis dahin kaum etwas zum Spiel beitrugen, kreuzten erst nach einer halben Stunde gefährlich vor dem Neugersdorfer Kasten auf. Telmo Teixeira Rebelo setzte den Gastgebern dreimal kurz hintereinander zu. Bei seinem Eckball, der sich gefährlich am langen Pfosten senkte, war Flückiger zur Stelle (29.), sein Schuss aus 14 Metern verfehlte das Dreiangel knapp (33.). Dazwischen legte er noch für Francis Adomah auf, dessen Kopfball Flückiger aus dem Eck holte (32.). Hier deutete sich schon an, dass die Neugersdorfer, wenn sie nicht hundertprozentig bei der Sache waren, durchaus in Schwierigkeiten gebracht werden konnten. Trotzdem gaben die Gastgeber weiter klar den Ton an. Kunze hatte vor der Pause noch einmal eine gute Gelegenheit als er Arbnor Dervishaju stehenließ, sein Abschluss aber zu ungenau war (38.).
Auch nach dem Wechsel tat sich der FCO schwer. Die Gäste, die sich zumeist geschlossen zwischen Mittelkreis und eigenem Strafraum aufhielten, machten das Feld eng. Viele daraus resultierende Ungenauigkeiten der Neugersdorfer kamen ihnen zupass, auch hohe Flanken auf die kopfballstarken Němec und Nezmar konnten ihnen nichts anhaben. "Es war ein sehr schweres Spiel für uns. Obwohl wir 70 bis 80 % Ballbesitz hatten, war es nicht leicht gegen einen so gut organisierten Gegner das Spiel aufzubauen," nannte Trainer da Silva die Probleme beim Namen. Es fehlte das Erfolgserlebnis, das die Gäste zum Umdenken gezwungen hätte. Zu allem Überfluss sahen sich die Vorharzer für ihre Taktik auch noch belohnt. Rufat Dadashov setzte mit einem weiten Ball die Neugersdorfer Deckung matt, der durchgelaufene Mehmet Kodes überwand den herausstürzenden Flückiger zur überraschenden Gästeführung. Diesen Rückstand mussten die Oberlausitzer erst mal zehn Minuten lang verdauen. Dann drehten sie auf. Jan Nezmar, von Robert Rode bedrängt, verfehlte das Tor (63.), Jaroslav Dittrich ließ mit seinem Gewaltschuss von der Strafraumgrenze das Gebälk erzittern (63.). Dann holte Sven-Torge Bremer Němec' Volleyschuss für seinen bereits geschlagenen Torhüter aus der Gefahrenzone (68.) und schließlich reagierte Nagel hervorragend und kratzte Němec ' Kopfball aus dem Eck (70.). Letztendlich war es dem eingewechselten Wesley da Silva vergönnt, den überfälligen Ausgleich zu erzielen, die Halberstädter Abwehr schien ihn bei einer Ecke von Robin Huth völlig vergessen zu haben. Es folgte ein Sturmlauf des FCO, der das Spiel nun unbedingt drehen wollte, doch Luboš Loučka (75.) und Ronald Wolf (76.) fanden im überragend reagierenden Nagel ihren Meister, zudem hatte Nezmar nicht das nötige Glück (75./78.). Und als die Zuschauer auf das erlösende 2:1 warteten, nutzten die Gäste wieder einen Bock der Hintermannschaft der Oberlausitzer. Wie schon beim 0:1 schickte Dadashov seinen Mitspieler Kodes steil, der nutzte einen Stellungsfehler Wolfs und schob anschließend mühelos zum 1:2 ein. Fünf Minuten vor dem Ende war das eigentlich der Genickschlag. Doch die Gastgeber zeigten Moral und rafften sich nochmals auf. Drei Minuten nach dem Rückstand angelte sich Němec acht Meter vor dem Tor den Ball, ließ Gegenspieler Bremer schlecht aussehen und schob zum erneuten Ausgleich ein. Dass sich die Neugersdorfer in den verbleibenden drei Minuten nicht mit dem Unentschieden begnügten und weiter auf Sieg spielten, zeigt ihre gute Einstellung. Němec per Freistoß und Nezmar per Kopfball hatten in der letzten Minute noch die Siegmöglichkeit, vergaben sie jedoch. Am Ende waren beide Trainer mit dem einen Zähler zufrieden, " … weil die neue taktische Ausrichtung endlich zu einem Punktgewinn geführt hat." (Halberstadts Waldow) und " ... weil man normalerweise ein solches Spiel verliert, wenn man fünf Minuten vor dem Ende in Rückstand gerät." (Neugersdorfs da Silva).
Jens Kölz
Tore: 0:1 Kodes (56.), 1:1 da Silva (72.), 1:2 Kodes (85.), 2:2 Němec (88.)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Kunze (83. Berg), Penc, Wolf, Huth - Loučka, Petrick - Šisler (61. da Silva), Dittrich - Němec, Nezmar

VfB Germania Halberstadt
Nagel - Rode , Meier, Schunke, Dervishaj - Adomah (68. Müller ), Bremer, Kodes (90+2 Tomita), Worbs - Teixeira (86. Centrih), Dadashov

Zuschauer: 573   SR: Stefan Prager (Gera) SRA: Matthias Lämmchen, Oliver Lossius
Vorbericht
16 Punkte aus sechs Spielen erzielte der FC Oberlausitz zuletzt, dann gab es am vergangenen Wochenende einen Dämpfer - das 1:3 in Zwickau. Am Sonntag um 13 Uhr sinnen die Neugersdorfer auf Wiedergutmachen. Dann stellt sich Germania Halberstadt im der Sparkassen-Arena vor. Dort ist der FCO Favorit, denn die Germanen sind Tabellenletzter.
Bei den Sachsen-Anhaltern läuft es in dieser Saison bisher überhaupt nicht. Im Vorjahr noch im Tabellenmittelfeld gelandet, stehen sie zurzeit ganz hinten in der Tabelle. Und die bisherigen Ergebnisse sind richtig mager. Ein einziger Sieg gelang in den bisherigen zwölf Saisonspielen, das war am sechsten Spieltag mit 4:2 gegen Optik Rathenow, das ebenfalls im Tabellenkeller steht. Nimmt man noch das 0:0 bei Viktoria Berlin, so hat man schon alle Begegnungen aufgezählt, in denen die Halberstädter Punkte gewinnen konnten. Ansonsten setzte es nur Niederlagen, mit 2:6 zu Hause gegen den BFC Dynamo die deutlichste. Mit elf erzielten Treffern hat stellt Germania den viertschlechtesten Angriff, mit 30 Gegentoren haben die Halberstädter bisher die mit Abstand löchrigste Abwehr aller Regionalliga-Vereine. Nach zehn Spielen zogen die Verantwortlichen die Reißleine und entließen Trainer Henry Fuchs, der vor der Saison den Klassenerhalt als Ziel ausgegeben hatte. Seitdem sind sie auf der Suche nach einem neuen Übungsleiter. Derzeit hat Thomas Waldow diese Funktion inne, doch der gilt nur als Übergangslösung. Die Hoffnung auf den Ligaverbleib gründen sich auf zwei Punkte: Erstens darauf, dass die letzten vier Mannschaften ganz nah beieinander liegen und zweitens hat die Mannschaft ein gutes spielerisches Potential, das sich aber durch die vielen Abwehrpatzer bisher (noch) nicht in der Tabelle niederschlägt.
Und gerade deshalb sollten der FCO seinen kommenden Gegner auf keinen Fall unterschätzen. "Wir müssen jeden Gegner sehr ernstnehmen. Wenn man im Hinterkopf hat, dass es mit links geht, dann wird man verlieren", weiß Trainer Vragel da Silva noch aus seiner aktiven Zeit. Die Neugersdorfer, die inzwischen durch ihre Siegesserie bis auf den Platz an der Sonne empor geklettert waren, wurden durch die Niederlage am vergangenen Wochenende auf einen Schlag auf Platz fünf durchgereicht - ein Zeichen dafür, wie eng es an der Spitze zugeht. Doch versteckt hat sich die Mannschaft von Vragel da Silva bei den Westsachsen, die von vielen als DER Staffelfavorit gesehen werden, nicht. In der ersten Halbzeit wirkten sie sogar ballsicherer und besser eingespielt als ihr Kontrahent. Erst ein Abwehrfehler brachte sie aus der Bahn. Trotzdem haben die Neugersdorfer in dieser Partie nachgewiesen, dass sie vor niemandem in der Liga angsthaben müssen. "Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Natürlich sind wir enttäuscht, dass wir am Ende mit leeren Händen dastanden. Wir haben das Spiel ausgewertet. Nun kommt es darauf an, am Sonntag wieder ein Zeichen zu setzen", blickt der Trainer nach vorn. Der FCO will sich am Sonntag gegen Germania Halberstadt rehabilitieren, was auch, blickt man auf die letzten Begegnungen gegen diesen Gegner, bitternötig ist. Denn da ist noch eine ganz alte Rechnung aus der Oberliga-Saison 2005/06 offen. Da unterlagen die Oberlausitzer mit 1:5 und 2:3. Nun trachtet der FCO auf Wiedergutmachung. In der Abwehr wird diesmal Filip Kusi? fehlen, er sitzt seine fünfte Gelbe Karte ab. Ansonsten kann Trainer da Silva, bis auf die Dauerverletzten, auf seine beste Mannschaft zurückgreifen.
Jens Kölz

12. Spieltag - Sonntag, 25.10.2015 - 13.30 Uhr
FSV Zwickau – FC Oberlausitz Neugersdorf      3:1 (1:1)
Das Normale ist eingetreten, Aufsteiger FC Oberlausitz hat beim Staffelfavoriten FSV Zwickau mit 1:3 verloren. "Wir können aber trotzdem erhobenen Hauptes vom Feld gehen. Wir haben alles gegeben, hatten die Riesenchance zum 2:2. Dass am Ende ein Konter entschieden hat, ist normal." Kapitän Karl Petrick weiß die Partie, die zuvor zur Spitzenpaarung des Spieltages erklärt wurde, einzuschätzen. "Für uns war es ein Spiel wie jedes andere, nächste Woche kommt Halberstadt, da geht es wieder von vorn los."
Die Zwickauer, die in den letzten Spielen ihrer Form hinterherhinkten, begannen druckvoll, hatten durch Patrick Göbels Freistoß, der knapp am linken Eck vorbei ging (3.), ihre erste Möglichkeit - es sollte lange Zeit die einzige bleiben. Denn die Neugersdorfer hielten, von den letzten sechs niederlagenfreien Spielen beflügelt, mit viel Selbstbewusstsein dagegen. Ihr Spiel wirkte gefälliger, ballsicherer. Hoch verteidigend hielten sie Ball und Gegner von ihrem Tor fern und erarbeiteten sich selbst Möglichkeiten, vor allem nach Eingaben des in der Offensive gut aufgelegten Ozan Pekdemir. Jan Penc hätte zweimal davon profitieren können. Zunächst entschärfte Zwickaus Torwart Marian Unger einen Kopfball des Verteidigers (10.), dann verfehlte er knapp (15.). Auch Jan Nezmar konnte Pekdemirs Vorarbeit nicht nutzen (19.). Die Neugersdorfer hatten das Spiel zu diesem Zeitpunkt im Griff. "Wir haben die Räume zugemacht und versucht, es den Zwickauern so schwer wie möglich zu machen", erklärte Vragel da Silva, Trainer der Oberlausitzer, seine Taktik. So fiel die Zwickauer Führung umso überraschender, zumal sie sich bis dahin keine Möglichkeit erspielten. Aykut Öztürk setzte sich mit einem Haken gegen Filip Kusič durch, anschließend schlenzte der Zwickauer den Ball sehenswert ins lange Eck. Es war der allererste 0:1-Rückstand der Neugersdorfer in dieser Saison. Fast hätte Jonas Nietfeld die kurzzeitige Verwirrung der Oberlausitzer ausgenutzt, doch aus sechs Metern vergab er das sichere 2:0 (24.). Doch der FCO ließ den Kopf nicht hängen. Es spricht für seine Moral, dass er sofort zurückschlug. Petrick profitierte von einem Fehlpass Langes, über Loučka kam der Ball zu Robin Huth, der mit einem Schrägschuss aus 15 Metern den Ausgleich markierte. Bei den Gastgebern lief weiter nicht viel zusammen, die Neugersdorfer waren ballsicherer und hatten durch Jaroslav Dittrich die beste Gelegenheit, in Führung zu gehen (36.). Von den Zwickauern kam bis zum Pausenpfiff nichts mehr, "da hat bei uns die letzte Zielstrebigkeit gefehlt", wie Mannschaftskapitän Toni Wachsmuth einschätzte.
Das sollte sich nach dem Wechsel ändern, der FSV erhöhte die Schlagzahl. "Gerade was die Bereitschaft angeht, viel zu laufen, aggressiv in die Zweikämpfe gehen, da waren wir heute da. Ich freue mich darüber, dass wir nach dem 1:1 den Kopf nicht in den Sand gesteckt haben und versuchten, weiter Druck zu erzeugen", freute sich Zwickaus Trainer Torsten Ziegner über den Auftritt seiner Mannschaft besonders in der zweiten Hälfte. Christoph Göbel (47.) und Jonas Nietfeld per Kopfballbogenlampe, bei der Franco Flückiger glänzend parierte (51.), näherten sich gleich zu Beginn gefährlich dem Neugersdorfer Gehäuse. Doch erst eine Unachtsamkeit der FCO-Hintermannschaft brachte die Westsachsen in Front. Nach einer weiten Flanke seines Bruders Patrick nutzte Christoph Göbel eine zu kurze Rückgabe Sepp Kunzes zum 2:1. "Ich mache diesen kapitalen Fehler. Das ist sehr ärgerlich, ich muss mich dafür bei der Mannschaft entschuldigen," so der Verteidiger, der sonst zu den Aktivposten zählt, über seinen Lapsus. Damit war der Bann gebrochen. Die Zwickauer ruhten sich auf der Führung nicht aus, machten weiter Druck. Davy Frick verfehlte aus 13 Metern unbedrängt den Kasten (58.) und René Lange zwang Flückiger mit seinem Freistoß zu einer starken Parade (62.). Doch auch Neugersdorf spielte respektlos mit und wäre fast zum Ausgleich gekommen, Unger bewahrte mit einem großartigen Reflex gegen Nezmar seine Mannschaft vor dem 2:2. Das Spiel blieb weiter gutklassig. Aber "weil uns das 2:2 nicht gelungen ist, mussten wir die Räume aufmachen." So musste Vragel da Silva sehen, wie sich die Zwickauer mit schnellen Angriffen weiter Chance auf Chance erspielten. Nietfeld (69.) und Öztürk (70.), die beide viel Betrieb machten, scheiterten an Flückiger, Öztürk und der eingewechselte Oliver Genausch ließen das sichere 3:1 liegen (74.). Das erzielte dann wiederum Christoph Göbel, der einen Pass von Nietfeld im Fallen ins Tor schob. Damit hatten sich die Westsachsen für ihre deutliche Steigerung nach der Pause belohnt. Dass der Sieg am Ende nicht höher ausfiel, war Torwart Flückiger zu verdanken, der einen Foulstrafstoß von Wachsmuth parierte (83.).
Wie eng es in der Regionalliga zugeht, sieht man daran, dass der FCO durch diese Niederlage von Platz eins auf Platz fünf durchgereicht wurde. "Trotzdem … ", so fasste Vragel da Silva die Partie zusammen, " … haben wir mutig nach vorn gespielt und die Zweikämpfe angenommen. Wir haben gesehen, dass wir uns mit den Spitzenmannschaften der Liga messen können."
Jens Kölz
Tore: 1:0 Öztürk (22.), 1:1 Huth (25.), 2:1 C. Göbel (54.), 3:1 C. Göbel (80.)

FSV Zwickau
Unger - Wachsmuth , Mai, Paul - Schlicht (70. Genausch), Lange, - P. Göbel, Frick, C. Göbel - Öztürk (87. Grandner), Nietfeld (90. Bönisch)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Kunze (75. Šisler), Penc, Wolf, Huth - Loučka - Pekdemir (85. Sobe), Petrick, Dittrich (62. Němec), Kusič - Nezmar

Zuschauer: 1.861   SR: Lasse Koslowski (Berlin) SRA: Philipp Kutscher, Sebastian Schmickartz
Vorbericht
Woran vor der Saison sicher niemand einen Gedanken verschwendet hätte, ist Realität - der FCO fährt als Klassenprimus und Gejagter zum Tabellendritten Zwickau. Dabei sah zu Beginn der Spielzeit alles ganz anders aus. Neugersdorf hat sich als Aufsteiger den Klassenerhalt auf die Fahnen geschrieben (was er trotz des Tabellenstandes immer noch tut), während der kommende Gegner FSV Zwickau neben Jena, Nordhausen und dem BFC von vielen in der Favoritenrolle gesehen wurde. Die Zwickauer nahmen sie zu Beginn der Saison auch überzeugend an. Doch ab dem siebenten Spieltag stotterte der Motor etwas. In den folgenden fünf Partien gelang nur noch ein Sieg bei fünf Punkten, das ist in dieser Wertung gerade mal Rang 13. Anfänglich sah das ganz anders aus. Mit 16:0 Toren und 18 Punkten aus den ersten sechs Spielen legte der FSV mächtig vor, hatten schon sechs Zähler Vorsprung vor dem Tabellenzweiten Berliner AK - und nährte die Aufstiegshoffnung seines Trainers, der vor der Saison im MDR-Interview die Frage nach dem Staffelfavoriten so beantwortete: "Definitiv beantworten kann ich das nicht. Das sieht man erst nach etwa sechs Spieltagen." - und da lagen die Zwickauer schon ganz weit vorn.
Torsten Ziegner ist im vierten Jahr für die sportlichen Belange der Westsachsen verantwortlich, es ist seine erste Station als Trainer. Die Ergebnisse seiner Arbeit können sich sehen lassen. Immerhin erreichte er mit den Zwickauern nach dem Aufstieg aus der Oberliga, den er selbst als Mittelfeldspieler noch miterlebte, die Plätze drei, sechs und zwei. Gerade im Vorjahr lieferte sich sein FSV mit den 1.FC Magdeburg lange Zeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Staffelsieg. Als Spieler war er für Jena und die Stuttgarter Kickers in 86 Zweitligabegegnungen dabei. Seinen sportlichen Höhepunkt erlebte er sicher 2008 mit den Zeißstädtern. Da erreichte er im DFB-Pokal das Halbfinale, verpasste allerdings vor über 80.000 Zuschauern in Dortmund mit seiner Truppe den Einzug ins Finale. Als Übungsleiter bestreitet er am kommenden Sonntag nun seine 102. Begegnung - und es könne ein Jubiläumsspiel werden. Es wäre sein 50. Sieg - oder seine 20. Niederlage.
Die Neugersdorfer hoffen natürlich auf letzteres. Die Mannschaft genießt die Spitzenposition, ist heiß auf den Vergleich mit den Westsachsen, zumal noch die Revanche für das Pokal-Aus aus der Vorsaison offen ist. Doch die Zeichen stehen mit Blick auf das Personal nicht sonderlich gut. Sepp Kunze hat Rückenprobleme, Filip Kusič und Ronald Wolf, der deshalb im letzten Spiel nach der Halbzeit passen musste, werden von Leistenproblemen geplagt. Zudem kommt Jaroslav Dittrich derzeit mit dem herbstlichen Wetter nicht sonderlich zurecht (Erkältung) und Jan Nezmar wird wahrscheinlich dienstlich unterwegs sein. Somit könnten fünf Spieler aus der Startformation der letzten Begegnung gegen den SV Babelsberg fehlen. "Wir werden nichts riskieren. Die Gesundheit der Spieler ist mir wichtig. Es bringt uns nichts, wenn wir mit übertriebenem Einsatz längere Ausfallzeiten riskieren", stellt Trainer Vragel da Silva klar. Für ihn sind die Westsachsen trotz der Tabellenkonstellation der Favorit: "Wir fahren ohne Angst nach Zwickau. Natürlich möchten wir nicht mit leeren Händen zurückkommen. Trotzdem ist es für uns ein normales Spiel wie jedes andere. Als Aufsteiger haben wir nach dem bisherigen Saisonverlauf den Kopf frei, können ohne Druck aufspielen."
Jens Kölz

11. Spieltag - Sonntag, 18.10.2015 - 13.30 Uhr
FC Oberlausitz Neugersdorf – SV Babelsberg 03     1:1 (1:0)
Der FC Oberlausitz grüßt von der Tabellenspitze. Trotzdem war es ein mühsamer Gang auf den Platz an der Sonne, denn die Babelsberger erwiesen sich als schwerer Gegner. Am Ende trennten sich beide 1:1-Unentschieden, friedlich-schiedlich war es aber nicht.
Die Gäste zeigten von Anfang an, dass sie gewillt waren, in Neugersdorf etwas mitzunehmen. Unterstützt von ihren stimmgewaltigen Fans übernahmen sie die Initiative, ohne jedoch das Tor von Franco Flückiger, der nach auskurierter Gehirnerschütterung wieder im Kasten der Oberlausitzer stand, in Gefahr zu bringen. Im Gegenteil, die Angriffe der Gastgeber waren gefährlicher. So hielt Marvin Gladrow einen Schuss von Lubos Loucka erst im Nachfassen (6.). Da die Neugersdorfer nun gleichwertig waren, entwickelte sich ein flottes, ansehenswertes Spiel auf gutem Niveau. Bei Karl Petricks Kopfball, der die Latte streifte (14.), waren die Neugersdorfer der Führung nahe. Die erzielte dann ihr bester Torschütze. Josef Němec drehte aus 22 Metern einen Freistoß an der Mauer vorbei und traf genau ins rechte untere Eck und machte damit den FCO zum alleinigen Tabellenführer. Die Babelsberger ließen sich vom Gegentreffer kaum beeindrucken und spielten weiter mutig nach vorn, doch am gegnerischen Strafraum war es vorbei mit den Ballstafetten der Babelsberger. Der FCO verließ sich nun etwas mehr auf seine sichere Abwehr, spielte auf Konter. Und da sich beide in der Wirkung so nahezu neutralisierten, entstand auch wenig Torgefahr. Lavro Sindik (28.) und Matthias Steinborn (42.) versuchten sich mit Schüssen, die gingen aber weit vorbei. Erst Onur Uslucan, der kurz vor der Pause für den angeschlagenen Lavro Sindik in die Partie kam, setzte ein richtiges Achtungszeichen. Sein Schuss aus 27 Metern verfehlte haarscharf das rechten Dreiangel (45.).
Babelsberg kombinierte sich nach dem Wechsel weiter gefällig durchs Mittelfeld, doch im und um den eigenen Strafraum herum blieb die Deckung der Neugersdorfer weiter Herr der Lage. "Wir hatten sehr viel Ballbesitz, waren aber vorm gegnerischen Tor zu grün", fand Trainer Cem Efe, der auch sehen musste, dass die Schüsse von Bilal Cubukcu (53.) und Andis Shala (57.) den FCO nicht sonderlich in Gefahr brachten. Nach und nach verstärkten die Babelsberger den Druck, während dem Spiel der Neugersdorfer die Präzision immer mehr abhanden zu kommen schien, so dass die Abwehr wenig Entlastung hatte. Die Begegnung wurde nun hektischer und gipfelte darin, dass Gäste-Trainer Efe und der Co-Trainer der Neugersdorfer, Ladislav Sorm, den Platz verlassen mussten (73.). Eine Minute später konnten die Gäste den hochverdienten Ausgleich bejubeln. Erst parierte Flückiger glänzend gegen Enes Uzun, die anschließende Hereingabe drückte Neugersdorfs Jan Penc an die Latte des eigenen Tores und Unur Uslucan staubte ab. Trainer Efe freute sich über die Einstellung seiner Spieler: "Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen, sie hat nach dem 0:1 bei einer Spitzenmannschaft den Ausgleich gemacht, das zeigt ihre gute Moral." Erst nach diesem Treffer gingen auch die Oberlausitzer wieder in die Offensive, so dass beide Mannschaften in der Schlussphase noch Siegchancen herausspielten, wobei die Neugersdorfer durch Jan Nezmar die besseren hatten. Zunächst konnte Gladrow im Herauslaufen das 2:1 verhindern (79.), dann schlug von Piechowski den Ball für seinen bereits überwundenen Torwart von der Linie (87.). Dazwischen schoben sich Shala, Uslucan und Uzun im Neugersdorfer Strafraum Ball und Verantwortung zu und machten es so der schon ausgespielten FCO-Abwehr leicht (81.). Am Ende war das Unentschieden gerecht. "Babelsberg hatte zwar das Spiel über weite Strecken bestimmt, trotzdem hatten wir zum Schluss noch gute Möglichkeiten. Wir wollten das Spiel nicht verlieren, das Unentschieden geht in Ordnung", fasste Vragel da Silva die Begegnung zusammen. Und was hält er von der Tabellenführung? "Die interessiert uns nicht. Wir wollen nur Punkte machen - und das ist uns heute gelungen."
Jens Kölz
Tore: 1:0 Němec (25.), 1:1 Uslucan (75.)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Penc , Wolf (46. Šisler), Kusič, Kunze - Loučka - Petrick, Huth (83. Pekdemir) - Dittrich - Němec (65. Krautschick), Nezmar

SV Babelsberg 03
Gladrow - Mihm , von Piechowski, Akdari, Cepni - Sindik (43. Uslucan), Hellwig - Uzun, Steinborn (73. Kwatu) - Shala, Cubukcu (83. Saalbach)

Zuschauer: 684   SR: Michael Wilske (Bretleben) SRA: Marko Wartmann, Matthias Lämmchen
Vorbericht
Nach dem ungefährdetem 5:0-Sieg in Lößnitz, der den FC Oberlausitz ins Viertelfinale des Sachsenpokals einziehen ließ, steht am kommenden Sonntag wieder ein Heimspiel in der Regionalliga an. Diesmal ist der Anstoß in der Sparkassen-Arena erst 13:30 Uhr, Gast ist dann der SV Babelsberg 03.
Nach der Wende erlebten die Potsdamer ihren sportlichen Höhepunkt mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga, der sie allerdings nur ein Jahr angehörten. Seit ihrem Abstieg aus der 3.Liga in der Saison 12/13 spielt Babelsberg in der Regionalliga. In der darauffolgenden Saison 13/14 konnte der freie Fall in die Oberliga gerade noch so verhindert werden. Dank eines Unentschieden von Lok Leipzig, das am letzten Spieltag bei Hertha BSC II. gewinnen musste, konnte gerade noch so die Klasse gehalten werden. In der vergangenen Saison schwammen die 03er in ruhigerem Fahrwasser, belegten am Ende Platz elf. Seit der Regionalligazugehörigkeit hält Cem Efe die sportlichen Fäden in der Hand. Der Trainer der Potsdamer ist in der Oberlausitz kein Unbekannter. In der Saison 2002/03 lief der heute 37-Jährige für den FCO in der Oberliga Süd zehnmal auf, erzielte in den Auswärtsspielen bei Lausitz Hoyerswerda (1) und beim VfB Pößneck (2) insgesamt drei Treffer für die Neugersdorfer. Danach wechselte er in die Oberliga Nord zum SV Yesilyurt, der 2007 Pleite ging.
Derzeit sind die Babelsberger Tabellensiebenter, sechs Punkte hinter dem FCO. Efe lässt einen attraktiven Fußball spielen und hatte mit seinen diesjährigen Neuverpflichtungen Glück. Die beiden besten Torschützen gehören dazu und haben je vier Treffer auf ihrem Konto. Andis Shala kam vom BFC und Matthias Steinborn aus Magdeburg. Auswärts lief es bei den 03ern in dieser Saison noch nicht so gut, dort sind sie sieglos, holten allerdings in fünf Spielen vier Unentschieden. Lediglich beim BAK setzte es eine 0:3-Niederlage. Den einzigen Auswärtstreffer erzielte Steinborn beim 1:1 in Luckenwalde.
Zuhause läuft es dagegen richtig gut, vier Siegen steht gerademal ein Remis im Karl-Liebknecht-Stadion entgegen. Die gleiche Heimbilanz weist auch der FCO auf, war auswärts aber schon dreimal siegreich. Auch das ist ein Grund, warum die Neugersdorfer derzeit auf dem zweiten Platz stehen. Zu Tabellenführer Zwickau fehlen gerade einmal zwei ganze Tore und nach dessen Niederlage bei RB Leipzig II. könnten die Oberlausitzer sogar an den Westsachsen vorbeiziehen. Doch Trainer Vragel da Silva lässt sich vom Höhenflug seiner Schützlinge nicht den Blick verklären. "Wir wollen das Spiel unbedingt gewinnen, aber nicht unbedingt deshalb, damit wir an der Tabellenspitze sind. Wer vorn liegt, hat besonderen Druck, weil sich jeder besonders anstrengt, um dem Spitzenreiter ein Schnippchen zu schlagen." Ihm geht es weiter darum, die 40 Punkte für den Klassenerhalt zu schaffen. 23 stehen schon auf dem Konto, 17 würden also nach dieser Rechnung zur Erreichung des Saisonziels noch fehlen. Ob Franco Flückiger am Sonntag dazu beitragen kann, ist fraglich. Er hatte vor zwei Wochen im letzten Heimspiel eine Gehirnerschütterung erlitten und trotzdem seiner Mannschaft in den letzten zehn Minuten mit seinen Paraden noch den Sieg gegen Auerbach gesichert. Maxim Banaskiewicz wird auf jeden Fall weiterhin fehlen, Oliver Merkel hat seinen Zehenbruch auskuriert und befindet sich auf dem Weg der Besserung, macht derzeit Lauftraining.
Der FCO hat die letzten fünf Meisterschaftsspiele gewonnen, dabei 10:1 Tore erzielt. Ob der Aufsteiger am Sonntag seine Erfolgsserie fortsetzen kann? Am Sonntag gegen 15:15 Uhr wird man es wissen.
Jens Kölz

10. Spieltag - Sonntag, 04.10.2015 - 13.00 Uhr
FC Oberlausitz Neugersdorf – VfB Auerbach 06      1:0 (1:0)
Auch im fünften Spiel in Folge konnte sich der FC Oberlausitz behaupten und schloss damit nach Punkten zum Spitzenreiter Zwickau auf. Doch leicht fiel der Sieg gegen den VfB Auerbach am Ende nicht - und eine tragische Komponente hatte er zusätzlich: Bei einer Rettungstat gegen Stanley Ratifo und Philipp Müller, knapp zehn Minuten vor dem Abpfiff, zog sich Torwart Franco Flückiger eine Verletzung zu, die sich nach dem Spiel als Gehirnerschütterung herausstellte.
Dass es am Ende ein knappes Spiel werden würde, war zunächst nicht abzusehen, zu deutlich war das spielerische Übergewicht vom Anpfiff weg. Karl Petrick (3.) und Josef Němec (7.) bedrohten das Maik-Ebersbach-Tor schon in der Anfangsphase, Jaroslav Dittrich ließ dann die 511 Zuschauer in der Sparkassen-Arena frühzeitig jubeln. Die Auerbacher wurden in dieser Szene regelrecht überrumpelt. Flückigers Abschlag verlängerte Jan Nezmar zum Torschützen, der den Ball volley aus 21 Metern in den linken oberen Winkel drosch. Von der zeitigen Führung beflügelt, drängten die Hausherren auf die Vorentscheidung. Huth / Nezmar (13.) und Filip Kusič (20.) hatten sie auf Kopf und Fuß. Auerbach trug bis Mitte der ersten Halbzeit nicht zur Unterhaltung bei. "In der ersten Halbzeit hatte Neugersdorf einige gute Chancen. Da hatte die Zuordnung bei uns nicht funktioniert. Zudem sind wir bei unseren Gegenstößen kaum nachgerückt. In dieser Phase hatten wir Glück, dass wir nur mit einem Tor in Rückstand geraten sind," war Auerbachs Trainer Michael Hiemisch froh, dass sich der Rückstand zum Pausenpfiff in Grenzen hielt. Denn der überragende Dittrich, der an fast allen gefährlichen Angriffen beteiligt war, hatte das 2:0 auf dem Fuß (38.), verzog in dieser Szene denkbar knapp. Zuvor reagierte Ebersbach stark gegen Dittrich (27.) und Sepp Kunze (32.). Dass das 2:0 nicht fiel, lag auch daran, dass Schiedsrichter Prager ein Tor Němec' nicht anerkannte (38.), weil er im Vorfeld des Treffers ein Foul gesehen hat. "In der ersten Halbzeit haben wir richtig gut angefangen und überlegen gespielt. Normalerweise müssen wir da höher führen. Dann hätten wir in der zweiten Halbzeit mehr Ruhe gehabt," fasste Trainer da Silva die Partie bis zum Pausenpfiff zusammen.
Da es dem FCO nicht gelang, in seiner starken Phase das Spiel zu entscheiden, wurde die Begegnung im zweiten Abschnitt richtig spannend. Das lag auch an den Korrekturen, die Auerbachs Trainer in der Halbzeit vorgenommen hatte. "Wir haben nach dem Wechsel umgestellt und versucht, das Spiel mehr in die Neugersdorfer Hälfte zu verlagern." Die Gäste kamen nun viel öfter über die Flügel, was der Neugersdorfer Deckung an diesem Tage nicht behagte. So geriet Flückiger immer mehr in den Mittelpunkt. Marcel Schuch (47.) und Philipp Kötzsch (51.) prüften dessen Reaktionsfähigkeit. Die Vogtländer waren nun aktiver, drängten auf den Ausgleich, doch richtig in Bedrängnis konnten sie die Deckung der Oberlausitzer nicht bringen. Trotzdem, "die taktischen Umstellungen der Auerbacher haben uns in der zweiten Halbzeit vor Probleme gestellt. Dadurch ist der VfB besser ins Spiel gekommen, ein 1:1 wäre da durchaus berechtigt gewesen," sah auch Vragel da Silva. Und weil Nezmar die einzige nennenswerte Gelegenheit der Neugersdorfer in der zweiten Halbzeit nicht im Tor unterbringen konnte (57.), lief alles auf eine spannende Endphase hinaus. Danny Wild verzog aus 17 Metern knapp (81.) bevor es in der 82. Minute zu der Situation kam, in der sich Franco Flückiger verletzte. Nichtsdestotrotz war er in den hektischen Schlussminuten der Turm in der Schlacht, bewahrte seine Mannschaft noch zweimal vor dem möglichen Ausgleich durch Schlosser (87., 92.). Vor allem die letzte Parade erscheint in einem ganz anderen Licht, wenn man bedenkt, dass der Spieler nach dem Schlusspfiff gar nicht wusste, dass seine Mannschaft gewonnen hat. Er wurde nach der Begegnung sofort ins Krankenhaus gebracht.
"Die Mannschaft hat viel Kampf und Leidenschaft auf den Platz gebracht. Dadurch haben wir das Spiel am Ende verdient gewonnen," fasste der Trainer die Partie zusammen. Am kommenden Wochenende dürfte es nicht so heiß hergehen, da findet das Pokal-Achtelfinale beim FC 1910 Lößnitz statt.
Jens Kölz
Tor: 1:0 Dittrich (10.)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Penc, Wolf, Kusič (72. Pekdemir) - Loučka, Petrick - Kunze, Dittrich, Huth - Němec (62. Šisler), Nezmar (79. da Silva)

VfB Auerbach 06
Ebersbach - Lietz, Müller, Paul, Mattern - Kötzsch - Wild , Paradies (83. Melkonyan), Schlosser, Lambach (46. Ratifo ) - Hampf (46. Schuch)

Zuschauer: 511   SR: Stefan Prager (Gera) SRA: Michael Wilske, Marko Wartmann
Vorbericht
Man reibt sich verwundert die Augen: Der FC Oberlausitz ist ärgster Verfolger des Spitzenreiters FSV Zwickau. Während sich die punktgleichen Mannschaften aus Nordhausen und Jena die Zähler gegenseitig abgenommen haben, hielten sich die Neugersdorfer auch beim Mitaufsteiger RB Leipzig II schadlos. Kusič und Loučka stellten mit ihren Treffern den 2:0-Sieg sicher. Damit ist der FCO in der Regionalliga die Mannschaft der Stunde, hat die letzten vier Spiele gewonnen.
Am Sonntag, zur MDR-freundlichen Anstoßzeit um 13 Uhr, steht das zehnte Saisonspiel an. Gegner in der Sparkassen-Arena ist der VfB Auerbach, ein Verein, die seit drei Jahren in dieser Spielklasse zu Hause ist. Im Vorjahr landeten die Schützlinge von Michael Hiemisch, der im vergangenen März vom insolvenzbedrohten VFC Plauen kam und Andreas Richter auf dem Trainerposten ablöste, auf dem 12. Tabellenplatz. 31 Punkte aus 30 Spielen war etwas weniger als erwartet. Derzeit sind die Vogtländer Zehnter, liegen mit 14 Punkten sechs Zähler hinter dem FCO. Trotzdem ist Vorsicht geboten. Der VfB befindet sich seit der Verpflichtung von Marcel Schlosser auf dem aufsteigenden Ast. Nach dem dritten Spieltag vom 1.FC Magdeburg gekommen, hat er mit seiner neuen Truppe aus den letzen sechs Spielen vier Siege und dreizehn Punkte geholt. Darunter ist auch ein 4:1-Sieg gegen den weit oben erwarteten BFC Dynamo. Vorsicht ist also geboten. Auf die Frage, ob seine Neugersdorfer als Favorit in diese Begegnung gehen, antwortete Trainer Vragel da Silva: "Von der Tabelle her könnte man das annehmen. Aber Auerbach ist eine erfahrene Regionalligamannschaft und selbst seit drei Spiele ungeschlagen. Ich bin mir sicher, dass es für uns keine einfache Begegnung wird. Wir müssen uns alles erarbeiten."
Für die Neugersdorfer beginnt nun, laut nicht ganz ernstgemeinter Aussage von Vragel da Silva, die Rückrunde, denn das Punkteziel der ersten Halbserie von 20 ist vorfristig erreicht. Maxim Banaskiewicz und Oliver Merkel werden dem Trainer weiterhin fehlen, ansonsten kann er aus den Vollen schöpfen.
Es darf also eine spannende Auseinandersetzung erwartet werden. Und wie spannend es bei Heimspielen des FCO zugehen kann, wissen diejenigen, die vor zwei Wochen bei der packenden Partie gegen den Berliner AK dabei waren. Ein Besuch in der Sparkassen-Arena Oberlausitz lohnt sich.
Jens Kölz

9. Spieltag - Sonnabend, 26.09.2015 - 13.30 Uhr
RasenBallsport Leipzig II –FC Oberlausitz Neugersdorf     0:2 (0:1)
Nach dem 2:0-Sieg bei RB Leipzig II. hat Trainer Vragel da Silva die Hinrunde kurzerhand für beendet erklärt: "Wir haben mein persönliches Ziel erreicht, in der Vorrunde 20 Punkte zu machen. Ab nächste Woche fängt für uns die Rückrunde an und da versuchen wir wieder, 20 Punkte zu erzielen. Gut, daß wir dafür 25 Spiele Zeit haben", sagte er verschmitzt und verschwand in die Kabine.
Leicht fiel der Sieg allerdings nicht, denn RB kam besser in die Partie und hätte schon nach zwei Minuten von einem Fehler der Neugersdorfer Hintermannschaft profitieren können, Flückiger bügelte aber den Lapsus seiner Vorderleute gegen den heranstürmenden Joshua Endres aus. Nach und nach kam der FCO besser in die beiderseits offensiv begonnene Begegnung. Das lag auch an der taktischen Ausrichtung. Trainer da Silva stellte drei Spieler ins defensive Mittelfeld, um die starke Mittelachse der Leipziger unschädlich zu machen. Das gelang immer besser, so dass die Gastgeber sich kaum Möglichkeiten erarbeiten konnten. "Wir haben viel zu kompliziert gespielt, wollten den Ball immer nochmal durchstecken. Doch wenn die Lücken nicht da sind, muss man auch mal schießen", haderte RBs Trainer Tino Vogel mit der Spielweise seiner Mannschaft. Lediglich Endres versuchte einmal, Franco Flückiger mit einem Schrägschuss zu überwinden, konnte den Neugersdorfer Torhüter jedoch nicht in Bedrängnis bringen (14.). Zu allem Überfluss leistete sich sein Spieler Fridolin Wagner im Vorwärtsgang nach etwas mehr als einer Viertelstunde schon den spielentscheidenden Lapsus. Sepp Kunze erkannte die Situation blitzschnell, setzte Filip Kusič ein. Der 19-Jährige ließ sich von drei Gegenspielern nicht beirren und schob den Ball zur Neugersdorfer Führung ein. "Von den drei Sechsern sollte immer einer offensiv werden. Das hatte beim Tor sehr gut geklappt", freute sich da Silva, dass sein taktisches Konzept aufgegangen ist. Die Führung war ein gefundenes Fressen für den FCO, der sich nun mehr auf seine kompakte Hintermannschaft verließ. Die Leipziger spielten zwar eifrig nach vorn, doch ihre Einfallslosigkeit machte es der Neugersdorfer Deckung leicht. Die hatte wenig auszuhalten, zumal auch kein Fernschuss das Tor der Oberlausitzer bedrohte. Das Spiel der Neugersdorfer wirkte zwar strukturierter, doch viel Gefahr verströmten sie auch nicht, was auch daran lag, dass eigene Konter nur selten richtig ausgespielt wurden. Josef Němec konnte sich einmal sehenswert gegen die RB-Abwehr durchsetzen, verfehlte das Ziel aber knapp (31.). Und kurz vor der Halbzeit versuchte sich der Stürmer aus 30 Metern mit einem Freistoß, gefährlich war der letztendlich auch nicht (43.).
Die Leipziger kamen mit viel Elan aus der Kabine, doch die Spielweise unterschied sich kaum von der aus der ersten Halbzeit. Viel Eifer einerseits, wenig Ertrag andererseits, weil den Aktionen die Zielstrebigkeit fehlte. Zudem gab sich die Neugersdorfer Abwehr keine Blöße. "Wir hatten weniger Spielanteile. Trotzdem hat die Mannschaft leidenschaftlich gekämpft, das war super", bemerkte da Silva. Doch im kreativen Bereich konnte seine Truppe in dieser Phase auch nicht glänzen, der Faden war irgendwie abhanden gekommen. Kunzes verzogener Schuss (55.) war einer der rar gesäten Lichtblicke. So ergaben sich Tormöglichkeiten nur nach Fehlern des Gegners - und da machte RB mehr. Němec ließ Alexander Sorge und Marvin Compper, der immerhin einmal das deutsche Nationaltrikot trug, ganz schlecht aussehen, doch Dauerläufer Ozan Pekdemir vertändelte die Vorentscheidung (65.). Vom 0:2 hätten sich die Leipziger sicher nicht mehr erholt. So hatte der FCO Glück, dass er nicht postwendend bestraft wurde. Doch wie Daniel Barth, der den herauseilenden Flückiger nur anschoss und Federico Palacios aus 20 Metern die Ausgleichschance versiebten, war bezeichnend für das Spiel der Gastgeber (67.). Auch Ken Martin Gipson war mit seinem Solo dem Ausgleich nahe, verzog nur knapp (71.). RB dominierte Mitte der zweiten Halbzeit das Spiel, das große Manko war die Durchschlagskraft. Neugersdorfs Abwehr behielt den Kopf oben, allerdings mangelte es auch den Gästen an Konstruktivität. Sechs Minuten vor dem Ende gab es dann doch noch den entscheidenden Lichtblick. Pekdemir schickte den eingewechselten Wesley da Silva, der kam im Zweikampf mit Alexander Sorge zu Fall. Luboš Loučka zog anschließend mit seinem souverän verwandelten Strafstoß den Gastgebern den Zahn
. Der FCO steht nun im Klassement mit ganz vorn und hat auf den Spitzenreiter Zwickau, dessen Trainer Ziegner das Spiel beobachtete, nur zwei Punkte Rückstand. Für einen Aufsteiger ist das eine Menge. Trainer da Silva ordnete diesen Fakt so ein: "Natürlich genießen wir es, daß wir so weit vorn stehen. Aber am Saisonende wird die Tabelle unser wirkliches Leistungsvermögen zeigen." Das selbstgesteckte Ziel (40 Punkte) ist zur Hälfte erreicht. Die Rückrunde kann beginnen …
Jens Kölz
Tore: 0:1 Kusič (17.), 0:2 Loučka (85./FE)

RasenBallsport Leipzig II
Bellot - Gipson , Sorge , Compper, Sucsuz - Siebeck (71. Mietzelfeld ), Hierländer , Wagner - Kalmar - Endres (63. Barth), Palacios

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Kunze , Wolf, Penc, Huth - Loučka - Petrick , Kusič (80. Temel) - Dittrich , Šisler (56. Pekdemir) - Němec (69. da Silva).

Zuschauer: 204   SR: Rasmus Jessen (Berlin) SRA: Frank Heinze, Christopher Musick
Vorbericht
In einer spannungsgeladenen Partie schlug der FC Oberlausitz am vergangenen Sonntag den Berliner AK mit 1:0 und verteidigte den dritten Tabellenplatz. Bester Spieler auf dem Platz war an diesem Tage Torwart Franco Flückiger, der Berliner Großchancen reihenweise zunichte machte. Und als auch er einmal machtlos war, rettete Filip Kusi?, der bereits das Tor des Tages erzielte, für seinen geschlagenen Mannschaftskameraden auf der Linie. "In der Mannschaft kämpft jeder für jeden. Das ist eine Qualität, die uns bisher 17 Punkte eingebracht hat", lobt Trainer Vragel da Silva den Mannschaftsgeist der Neugersdorfer. Auch die Zuschauer, die an diesem Nachmittag in der Sparkassen-Arena waren, werden dieses Spiel so schnell sicher nicht vergessen. Doch das ist heute auch schon wieder Schnee von gestern. Am Sonnabend, 13:30 Uhr, steht bereits der nächste Spieltag an. Diesmal kommt es wieder zu einem Aufsteigerduell, die Oberlausitzer fahren ins Stadion am Bad nach Markranstädt. Dort treffen sie auf die U23 von RB Leipzig.
Bei den Messestädtern, die im Vorjahr die Oberliga Nordost Staffel Süd mit sechs Punkten Vorsprung vor dem FCO gewannen, läuft es nach dem Aufstieg in die Regionalliga noch nicht so, wie sie sich das erhofft hatten. Gerade einmal fünf Punkte sprangen aus den acht Ligaspielen heraus. Erst ein Sieg steht auf der Habenseite, mit 3:1 in Luckenwalde erzielt. Dagegen haben sich die Rasenballer bereits fünf Niederlagen eingehandelt. In der Vorsaison, in der ihnen der Durchmarsch von der Landes- in die Regionalliga gelang, waren sie zu Hause noch eine Macht. 35 Punkte gelangen da in 15 Spielen, auswärts waren es gar 37. Doch in dieser Spielzeit sieht es gerade im Stadion am Bad nicht gut aus. Am vergangenen Sonntag gelang mit dem 2:2 gegen Auerbach der allererste Punktgewinn. Die restlichen drei Begegnungen gegen Rathenow, Nordhausen und Hertha II. wurden ausnahmslos verloren. Doch allzu verwunderlich ist das bei näherer Betrachtung nicht. Die Zweite Mannschaft der Rasenballer soll junge Talente auf den Profifußball vorbereiten. Mit der Aufstiegsmannschaft aus der vergangenen Saison haben die Leipziger kaum noch etwas zu tun. Zwölf Spieler verließen den Kader, die gleiche Anzahl stieß im Sommer dazu, davon allein acht Akteure, die noch im Teenie-Alter sind. Die brauchen natürlich ihre Zeit, um sich in der neuen Liga zurechtzufinden. Formen soll sie Tino Vogel, Sohn des 74fachen DDR-Nationalspielers Eberhard Vogel. Pikant: Tino Vogel war allererster Trainer von RB Leipzigs erster Mannschaft. Als er 2010 mit ihr den Aufstieg in die Regionalliga schaffte, trauten ihm die Vereinsoberen diese Spielklasse (noch) nicht zu und setzten ihn zugunsten Thomas Orals ab.
Denkwürdig waren die Duelle der Oberlausitzer mit RB Leipzig schon. Nicht so sehr die der vergangenen Saison gegen die zweite Mannschaft, als der FCO zwar auswärts ein 0:0 erreichte, zu Hause jedoch trotz deutlichem Chancenübergewichts mit 0:1 unterlag - die letzte Niederlage übrigens, bis nach 15 Partien die Neugersdorfer Serien in Nordhausen (1:2) riss. Vielmehr bleiben die Pokalduelle in der Sparkassen-Arena haften. Zweimal traf man sich dort zum Halbfinale des Sachsenpokals. 2013 unterlag der FCO im Elfmeterschießen mit 3:4 nachdem es am Ende des Spiels 2:2 stand. Ein Jahr darauf gelang den Oberlausitzern das Husarenstück. Sepp Kunzes Treffer zum 1:0 erlegte den zwei Klassen höher spielenden Goliath.
Und wie wird die Mannschaft am Wochenende aussehen? "Maxim Banaskiewicz hat einen Bänderriß erlitten, das hat das MRT ergeben. Er wird fünf bis sechs Wochen fehlen", so der Trainer. Oliver Merkels Zehe ist nach wie vor geschient. Dafür ist Robin Huth wieder einsatzbereit, er wurde schon beim Spiel gegen den BAK eingewechselt.
Bei der Einschätzung des Gegners ist Vragel da Silva eher vorsichtig: "Wir dürfen uns vom Punktestand der Leipziger nicht täuschen lassen. Sie sind viel stärker, als die Tabelle aussagt. Ich kenne das aus eigener U23-Erfahrung. Solch junge Leute brauchen erst einmal Spielpraxis in der neuen Umgebung. Sie werden nach und nach ihre Anfangsprobleme ablegen und sich mit zunehmender Spielzeit stabilisieren. RB macht viel Druck und ist äußerst spielstark. Wir müssen konzentriert unser Spiel durchziehen und dürfen kein Risiko eingehen."
Nun also geht's auf nach Markranstädt. Möge der Ausflug am Sonnabend - frei nach einem Werbespruch - dem FCO Flügel verleihen.
Jens Kölz

8. Spieltag - Sonntag, 20.09.2015 - 13.00 Uhr
FC Oberlausitz Neugersdorf – Berliner AK 07     1:0 (0:0)
Der Höhenflug des FC Oberlausitz in der Regionalliga geht weiter. In einem spannenden Spitzenduell besiegte der Aufsteiger den Berliner AK mit 1:0 und zog in der Tabelle an seinem Gegner vorbei.
Beide Mannschaften schienen voreinander einen gehörigen Respekt zu haben und waren zunächst auf Sicherheit bedacht. Die Berliner ergriffen dann zuerst die Initiative und erarbeiteten sich mehr Spielanteile. So kamen sie auch zu den ersten Gelegenheiten, doch Stephan (6.) und Benyamina (15.) fanden in Flückiger ihren Meister. Von den Gastgebern kam zunächst wenig, sieht man einmal vom spektakulären Seitfallzieher Němec', der aber am Tor vorbei ging (19.), ab. Im Spiel der Oberlausitzer war viel Sand im Getriebe, Nervosität und Fehlpässe prägten deren Aktionen. Zudem ließ die starke Innenverteidigung des BAK den Neugersdorfer Sturm kaum zur Entfaltung kommen. "Wir hatten am Anfang Riesenprobleme im Spielaufbau. Uns fehlte der Mut und die Leidenschaft", fand Trainer Vragel da Silva. So zogen die Berliner weiter ihre Kreise, ohne daraus entscheidend Kapital zu schlagen. Gündüzer (24.) und Benyamina (25.) versetzten die Abwehr der Oberlausitzer in Schrecken, Benyaminas Lupfer über den etwas zu weit vorm Tor postierten Flückiger war sehenswert (30.), doch eben nicht erfolgreich. So hatten die Berliner zur Halbzeit sogar noch Glück, dass Dittrich ihre Nachlässigkeiten nicht bestrafte (43.).
Die Oberlausitzer kamen deutlich engagierter aus der Kabine und suchten nun selbst ihre Chancen. Šisler (50.) und Nezmar (56.) näherten sich dem Flauder-Tor, gefährlich war das aber nicht. Die Begegnung zog im Tempo an und wurde viel ansehnlicher, weil die Neugersdorfer nun auch mitspielten. Trotzdem, die klareren Gelegenheiten erarbeiteten sich die Gäste. Nach knapp einer Stunde hätte der BAK in Führung gehen müssen. Erst prüfte Benyamina den FCO-Torwart (58.), kurz darauf musste Flückiger einen Schuss von Kelbel prallen lassen und der eingewechselte Yilmaz brauchte den Ball nur noch ins leere Tor zu schieben - tat das aber nicht (58.). Besser machte es auf der Gegenseite Kusič, der nach einem Freistoß Šislers goldrichtig stand und das Tor des Tages erzielte. Flauder war erstmal nach 463 Minuten wieder geschlagen. Die Gäste brauchten danach zehn Minuten, um sich wieder aufzurappeln. In der Schlussviertelstunde machten sie nochmals mächtig Dampf und hatten den Ausgleich mehrfach auf dem Fuß. Stephan zwang Flückiger zu einem starken Reflex (75.), scheiterte zudem allein vor dem Torwart des FCO (77.), nachdem er zwei Abwehrspieler der Gastgeber aussteigen ließ. "Unser Torwart hat heute überragend gehalten", freute sich da Silva über Flückigers Leistung an diesem Tag. Der gab das Kompliment an die Mannschaft weiter: "Wir haben in den letzten Spielen absolut am Limit gespielt. Ich muss mich da der Mannschaftsleistung anpassen", meinte Flückiger schmunzelnd. "Klar war das heute ein dreckiger Sieg. Aber wir haben in den entscheidenden Situationen das Quentchen Glück gehabt und den Sieg erzwungen." Bei der größten Ausgleichsmöglichkeit, die Erkic versiebte, wäre er allerdings auch machtlos gewesen. Nachdem Stephan und Benyamina die Neugersdorfer Abwehr schon ausgespielt hatten, umkurvte der Berliner Flückiger, doch Kusič holte die Kugel für seinen bereits geschlagenen Torhüter von der Linie (80.) und wurde so zum Matchwinner, weil er da entscheidend mit dazu beitrug, dass sein Treffer an diesem Tag der einzige blieb. Die letzten wütenden Angriffe des AK überstand die Neugersdorfer Abwehr schadlos. So blieb es beim äußert glücklichen Sieg der Hausherren.
"Eigentlich bin ich mit dem Auftreten meiner Mannschaft zufrieden. Wir müssen es aber lernen, aus unseren Möglichkeiten - und ich rede hier von klarsten Möglichkeiten - Tore zu machen. Wir hatten viele Chancen, waren über weite Strecken nicht schlechter, am Ende müssen wir dann Neugersdorf zum Sieg gratulieren", fasste AK Trainer Steffen Baumgart die vermeidbare Niederlage seiner Elf zusammen. Sein Kumpel und Ex-Mannschaftskollege aus Cottbuser Tagen, Vragel da Silva,konnte mit dem Resultat natürlich besser leben. "Wir wollten in der zweiten Halbzeit mutiger spielen. Das Tor war ein Standard. Das ist eine Stärke von uns, die wir auch in diesem Spiel ausnutzen konnten. Danach hatten wir Glück gehabt. Aber Glück muss man sich auch erkämpfen - und da müssen wir alle einer für den anderen da sein. Das haben wir in der zweiten Halbzeit gemacht."
Jens Kölz
Tor: 1:0 Kusič (65.)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Kunze, Penc (64. Huth), Wolf, Kusič - Loučka , Petrick - Dittrich, Šisler (87. Wesley da Silva) - Němec, Nezmar (81. Pekedemir)

Berliner Athletik Klub 07
Flauder - Lichte, Kahlert, Trapp, Corbin Ong - Skoda (90. Yazgan) - Kelbel, Gündüzer (74. Erkic), Gottschick (56. Yilmaz) - Benyamina, Stephan

Zuschauer: 506   SR: Eugen Ostrin (Eisenach) SRA: Michael Wilske, Marko Wartmann
Vorbericht
Wer hätte das gedacht: Am kommenden Sonntag steigt in der Sparkassen-Arena zu Neugersdorf das Spitzenspiel der Regionalliga Nordost. Der Tabellendritte FC Oberlausitz empfängt mit dem Berliner AK den Zweiten des Klassements. Zur Feier dieses Tages stellen die Neugersdorfer zusammen mit der AOK PLUS in einer gemeinsamen Aktion den Käufern des Programmheftes attraktive Preise in Aussicht. Die Gewinner können sich über ein Original - Spielerjersey von Jan Nezmar mit der Nummer 9 und den Unterschriften des gesamten Regionalligakaders freuen. Zudem werden zweimal je eine Eintrittskarte für das Spiel der 3. Bundesliga der SG Dynamo Dresden - Energie Cottbus am 17.10.15 sowie eine Sporttasche ausgelost.
Doch das Kommen lohnt sich nicht nur wegen dieser Preise, die in der Halbzeit ausgelost werden. Auch sportlich wird dem Besucher einiges geboten. Mit dem Berliner Athletik-Klub gastiert einer der ältesten Vereine Deutschlands in der Oberlausitz. Bereits 1907 gegründet, rückte er allerdings erst in den Neunzigern in den fußballerischen Blickpunkt, als er binnen acht Jahren den Sprung von der Kreisliga A in die Oberliga Nordost schaffte. 2010/11 erreichte der Verein die Regionalliga Nord und wurde dann Gründungsmitglied der 2012/13 wiedereingeführten Regionalliga Nordost, die die Berliner in der vergangenen Saison mit Rang sieben abschlossen. Sportliche Höhepunkte der jüngeren Vergangenheit waren die beiden Landespokalsiege 2010 und 2012. Dadurch qualifizierte sich der Verein zweimal für den DFB-Pokal. 2012 erlangte die Mannschaft unter Trainer Jens Härtel, der heute in Magdeburg Erfolge feiert, mit ihrem überraschenden 4:0 gegen die TSG Hoffenheim bundesweite Aufmerksamkeit, war in der nächsten Runde dann aber gegen 1860 München chancenlos. In dieser Saison stehen sie nun bei vier Siegen aus sieben Spielen ungeschlagen auf Platz zwei. Mit nur einem Gegentor stehen Nezmar, Němec und Co. neben der Babelsberger die beste Verteidigung der Liga gegenüber. Das Ziel der Berliner vor der Saison ließ vermuten, dass eigentlich kleinere Brötchen gebacken werden sollen: "Wir wollen uns als Mannschaft und als Verein weiter entwickeln und sind guter Dinge, dass wir zu den Mannschaften gehören werden, die eine gute Rolle in der Liga spielen können."
Formuliert hat es Steffen Baumgart, der die Mannschaft zu Beginn dieser Saison übernommen und in seiner aktiven Zeit immerhin 225 Bundesligaspiel bestritten hat - für Rostock, Wolfsburg und Energie Cottbus. Daher trifft er am Sonntag auf einen sehr guten Bekannten - sein Gegenüber an der Seitenlinie, Vragel da Silva, war in Cottbus für ihn nicht nur Mannschaftskamerad, sondern auch Kumpel. "Früher waren wir einer für den anderen da. Wir räumten die rechte Seite ab, er im Mittelfeld und ich dahinter". Da Silvas Augen glänzen, als er sich an seine aktive Zeit erinnert. "Als wir 2006 gemeinsam in die Bundesliga aufstiegen, tanzten wir auf den Tischen". Am Sonntag werden sie für 90 Minuten keinen Gedanken daran verschwenden.
Der Neugersdorfer Trainer erwartet ein ganz enges Spiel. "Baumi wird seine Mannschaft so einstellen, wie er selbst gespielt hat - 100% arbeiten und viel laufen. Aber das ist auch unsere Spielweise, deshalb erwarte ich eine ganz enge Kiste. Wir dürfen uns da keine Ungenauigkeiten leisten", warnt der Trainer. Neues gibt es aus der medizinischen Abteilung. Nachdem vor einer Woche noch ein Magen-Darm-Virus Teile der Mannschaft plagte, steht nun nahezu der komplette Kader bereit. Auch Robin Huth hat wieder voll trainiert und ist fit. Einen Pechvogel gibt es trotzdem - Maxim Banaskiewicz. Nachdem der Stürmer sich vom Virus erholt hatte, trat er beim Lauftraining in ein Loch und knickte um. Zu befürchten ist ein Bänderriß und somit eine längere Pause, ein MRT wird Gewissheit bringen. Zu hoffen ist, dass sich die Vermutung nicht bewahrheitet. Vragel da Silva kann also nahezu aus den Vollen schöpfen. Mit einem Sieg würde er an seinem Kumpel, der den FCO beim 4:0-Sieg gegen die kleine Hertha beobachtet, vorbeiziehen. Bleibt zu hoffen, dass sie sich die Oberlausitzer dort für die kommende Partie warmgeschossen haben.
Jens Kölz

7. Spieltag - Freitag, 11.09.2015 - 18.00 Uhr
Hertha BSC II – FC Oberlausitz Neugersdorf     0:4 (0:1)
Ex-Bundesliga-Profi Ante Covic war nach der Partie, die seine Hertha-Youngsters gegen den FC Oberlausitz mit 0:4 verloren hatten, ziemlich einsilbig. "Das Spiel hatte auch einen positiven Effekt: Meine jungen Leute haben heute eine Lehrstunde erhalten", meinte er süffisant. Immerhin musste er die höchste Heimniederlage seiner Truppe seit dem Aufstieg in die vierthöchste Liga im Jahr 2008 erst einmal verkraften. Dabei lief es für seine Jungs anfangs gar nicht mal so schlecht. Fabian Eisele, der sich vor der Begegnung in der offiziellen Torjägerliste mit Josef Němec und vier weiteren Spielern die Spitze mit je vier Treffern teilte, bedrohte als erster das Tor von Franco Flückiger, zielte aber zu ungenau (5.). Das sollte für geraume Zeit allerdings auch die einzige Torgefahr der Platzherren bleiben. Denn anschließend übernahm der FCO das Kommando. Die Gäste waren die aktivere Mannschaft, hatten deutlich mehr Ballbesitz. Doch gefährlich wurde es für Nils Körber im Tor der Herthaner anfangs ebenfalls nicht, auch, weil die Berliner zunächst mehr Augenmerk auf eine sichere Abwehr legten und das Angriffsspiel der Neugersdorfer noch zu ungenau war. Als sich die Hertha dann aber doch einmal zu weit aus der Deckung wagte, wurde sie eiskalt ausgekontert. Sepp Kunze und Josef Němec bereiteten mustergültig für Jaroslav Dittrich vor. Der löffelte den Ball über den herausstürzenden Körber und brachte die Gäste Mitte der ersten Halbzeit nun auch resultatsmäßig nach vorn. Erst jetzt, nach fast einer halben Stunde ohne nennenswerte Torgefahr, wachten die Berliner aus ihrer Lethargie auf und traten selbst offensiv in Erscheinung. Marcus Mlynikowski gab den ersten richtigen Warnschuss ab (35.). Als gleich darauf Eisele und Mlynikowski die linke Abwehrseite der Neugersdorfer geknackt hatten, war Fabio Mirbach allein vor Flückiger. Der bewahrte seine Mannschaft mit einem Reflex vor dem Ausgleich (35.) und musste auch bei Dominik Pelivans Freistoß in der Schlussminute der ersten Halbzeit nochmals auf dem Posten sein, um die verdiente Führung für seine Mannschaft mit in die Pause nehmen zu können.
Covics Halbzeitansprache schien ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben. Hertha setzte nun in der Offensive deutlich mehr Akzente und die Gäste unter Druck. "In der ersten Viertelstunde nach dem Wechsel waren wir nicht gut", bemerkte auch Vragel da Silva, Neugersdorfs Coach. Doch in die Druckphase der Berliner hinein erzielte Jan Nezmar seinen dritten Saisontreffer und profitierte dabei von der Vorarbeit seines Sturmkollegen Němec, der zwei Minuten später selbst den Sack hätte zumachen müssen. Der Tscheche vergab freistehend das sichere 3:0 (65.). Trotzdem, das 0:2 aus Herthas Sicht hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Die Berliner waren verunsichert. Sie mühten sich zwar weiter, doch der FCO beherrscht nun Ball und Gegner, war einfach cleverer. Das 3:0 brach dann den Gastgebern endgültig das Genick. Der unermüdliche Dittrich kam über links, Luboš Loučka, bester Mann auf dem Platz, gab zu Nezmar. Der ließ erst Rico Morack aussteigen und anschließend Körber keine Eingriffsmöglichkeit. Hertha brach nun in sich zusammen, von den Berlinern kam nichts mehr. "Neugersdorf hatte vorn zwei Stürmer, die wir in keinster Weise in den Griff bekommen haben. Wir haben nahezu keinen Kopfball gewonnen." Covics Aussage ähnelte der des Neustrelitzer Trainers Petersen nach dem letzten Punktspiel. Beide Sturmspitzen waren auch für den Endstand verantwortlich. Ozan Pekdemir schlug einen Freistoß auf Nezmar. Dessen Kopfball konnte Körber gerade noch so parieren, den Abpraller versenkte Němec im leeren Tor und gab der Hertha damit den Rest. Nezmar (82.) und N?mec (89.) hätten das Resultat zwar noch deutlicher ausfallen lassen können, doch das wäre am Ende zuviel des Guten gewesen.
Nach der Partie gab es bei den Oberlausitzern nur zufriedene Gesichter. Präsident Ernst Lieb konnte seine Freude kaum in Worte fassen: "Die Truppe spielt so überragend, ich bin absolut happy, stolz, froh", sagte er dem MDR. Auch der Trainer freute sich, bis auf die Anfangsviertelstunde der zweiten Halbzeit, über die Leistung seiner Mannschaft - und über eine Begegnung am Rande. Sein alter Cottbuser Mannschaftskamerad Steffen Baumgart beobachtete die Partie. Er trainiert seit Anfang dieser Saison den Berliner AK, der am kommenden Wochenende der nächste Gegner der Neugersdorfer sein wird.
Jens Kölz
Tore: 0:1 Dittrich (22.), 0:2 Nezmar (63.), 0:3 Nezmar (75.), 0:4 Němec (80.)

Hertha BSC II
Körber - Regäsel, Morack , Torunarigha , Rademacher - Pelivan - Mlynikowski, Hennig (60. Abderrahmane, Fuchs (60. Bülbül) - Eisele, Mirbach

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Kunze, Penc, Kusič, Krautschick (63. Wolf ) - Loučka, Petrick - Dittrich (84. Gnieser), Šisler (79. Pekdemir) - Němec , Nezmar

Zuschauer: 223   SR: Oliver Lossius (Sondershausen) SRA: Jan Kanzler, Chris Rauschenberg
Vorbericht
Ein Hindernislauf sorgt für eine kurzfristige Terminänderung. Weil am Sonntag im Berliner Olympiapark das deutschlandweite Finale des Urbanian Runs, eine Vier-Städte-Laufserie für Volkssportler, stattfindet, wurde die Begegnung des siebenten Spieltags zwischen Hertha BSC II. und dem FC Oberlausitz kurzerhand auf den Freitag verlegt. 18:00 Uhr wird Oliver Lossius aus Sondershausen die Begegnung im Amateurstadion des Olympiaparks anpfeifen.
Der FCO ist mit den Siegen gegen Luckenwalde und Neustrelitz (bei einer Niederlage in Nordhausen) gut durch die Englische Woche gekommen. Platz fünf ist der Lohn. Der Gegner aus der Hauptstadt steht mit zwei Punkten weniger auf Platz zehn, ein Beweis dafür, wie eng es in der Regionalliga zugeht.
Die Herthaner, die sich vor zwei Jahren gerade noch so durch ein 1:1 gegen Lok Leipzig retteten und ihren Kontrahenten in die Oberliga schickten, hatten im Vorjahr eine ruhigere Saison. Sie landeten im sicheren Mittelfeld auf Platz sechs. Immerhin trugen 37 Spieler zu dieser Plazierung bei. Bester Torschütze war Rockenbach da Silva mit 10 Treffern vor Robert Andrich, der achtmal erfolgreich war. Beide schnüren derzeit für die Dynamos die Stiefel, der eine für die des BFC, der andere in Dresden. Von den Resultaten her zeigt sich bei den Herthanern ein gemischtes Bild. Den drei Siegen stehen drei Niederlagen gegenüber. Besonders die Heimbilanz dürfte nicht ganz zufriedenstellen. Einem 3:1 gegen Nordhausen folgten zwei Niederlagen gegen Auerbach und den Berliner AK. Das liegt sicher auch an der Unerfahrenheit der Akteure des Ex-Bundesligaspielers Ante Covic. Seine Jungs stellen mit einem Durchschnittsalter von 20,75 den mit Abstand jüngsten Kader der Liga. Klar, daß es da Leistungsschwankungen gibt. Trotzdem unterschätzt Neugersdorfs Trainer Vragel da Silva die Berliner nicht, lobt die "vielen jungen Spieler, die versuchen, Drucksituationen spielerisch zu lösen. Wir müssen da mit Robustheit gegenhalten und dürfen Hertha nicht zur Entfaltung kommen lassen." - so die Theorie.
In der Praxis plagen den Trainer ganz andere Sorgen. Der Sieg im Pokal in Gelenau hat von unerwarteter Seite Opfer gefordert. Denn seitdem hat sich ein Magen-Darm-Virus in die Mannschaft eingeschlichen. Maxim Banaskiewicz und Samir Mahmutagic werden auf keinen Fall in Berlin auflaufen, hinter Ozan Pekdemir und Filip Kusič stehen Fragezeichen. Dazu werden auch Oliver Merkel (Zehenbruch) und Robin Huth, der derzeit einen Muskelfaserriß auskuriert, nicht von der Partie sein. Und Sebastian Berg wird sich wohl auch noch mindestens eine Woche gedulden müssen. Vragel da Silva läßt sich davon aber nicht beirren. "Natürlich ist das kein schöner Zustand, aber wir haben alle Positionen doppelt besetzt. Wir werden trotzdem mit einer starken Mannschaft auflaufen", bleibt er optimistisch. Und das kann er durchaus sein, denn seine Truppe hat beim Hindernislauf Regionalliga bisher gut abgeschnitten.
Jens Kölz

6. Spieltag - Sonntag, 30.08.2015 - 13.00 Uhr
FC Oberlausitz Neugersdorf - TSG Neustrelitz     2:1 (2:1)
"Nicht die bessere Mannschaft hat gewonnen sondern die glücklichere. Ich mache meiner Mannschaft keinen Vorwurf, nur das Ergebnis ist eine Katastrophe", war Andreas Petersen, der Neugstrelitzer Trainer nach der Partie seiner Neustrelitzer in Neugersdorf etwas angefressen. "Im Fußball entscheiden nun mal die Tore, und da waren die Neugersdorfer brutal gut." Der FC Oberlausitz nutze seine Möglichkeiten tatsächlich besser und feierte einen nicht unverdienten, aber auch - über die gesamte Spielzeit betrachtet - etwas glücklichen Sieg.
In einem Spiel mit vielen klaren Möglichkeiten erwischten die Neugersdorfer den besseren Start. Jiří Šisler schnappte sich die Kugel von Taskin Ilter, Josef Němec setzte seinen Sturmkollegen Jan Nezmar ein und der verwandelte, von Mustapha und Pütt nicht energisch gestört, aus 20 Metern zur umjubelten Führung. Neugersdorf machte von Beginn an Dampf. Jaroslav Dittrich (3.) und Němec (7.) schossen Neustrelitz' Torwart Steven Braunsdorf schon in der Anfangsphase warm, Němec war mit seinem Kopfball aus sieben Metern nach gerade mal neun Minuten dem 2:0 ganz nah. "In den ersten zehn Minuten waren wir nicht präsent, die haben wir richtig verschlafen", so Petersen. Neustrelitz erwachte - und wie. Daniel Franziskus traf aus 20 Metern die Latte, wobei sein Schuss entscheidend von Franco Flückiger abgelenkt wurde (10.). "Flückiger ist verletzt ins Spiel gegangen, er hat trotzdem mit seinem Einsatz der Mannschaft sehr geholfen", lobte Trainer Vragel da Silva seinen Torwart. Das Spiel war trotz 33 Grad im Schatten temposcharf und spannend, weil beide Mannschaften offensiv agierten. Fabio Viteritti (17.) und der beste Mann auf dem Platz, Sargis Adamyan, hatte gute Ausgleichsmöglichkeiten, waren im Abschluss aber zu ungenau oder fanden in Flückiger ihren Meister (24., 30.). Der Ausgleich war dann eine Augenweide. Von Viteritti eingesetzt, konnte Adamyan von Dittrich, Penc, Kusič und Flückiger nicht aufgehalten werden und musste nur noch ins leere Tor einschieben. Der FCO schlug aber zurück. Dittrich gewann ein Laufduell gegen Torwart Braunsdorf, die Flanke köpfte Nezmar zum 2:1 ein, sieben Minuten nach dem Ausgleich. "Neugersdorf hat sich seine Tore erkämpft. Wenn wir diese beiden Stürmer in unseren Reihen gehabt hätten, beide hätten bei uns mindestens vier Tore gemacht", anerkannte Petersen mit Blick auf die zweite Halbzeit.
Denn da übernahmen die Gäste, die den Ball hervorragend laufen ließen, das Zepter. Neugersdorfs Trainer zog aus den vielen Möglichkeiten, die sich die TSG erspielte, seine Konsequenzen, stellte im Mittelfeld taktisch um und setzte nun auf Konter. Das brachte zunächst mehr Ruhe ins Spiel. Trotzdem, der überragende Adamyan war kaum in den Griff zu bekommen. Er spielte die Neugersdorfer Abwehr erneut schwindelig, doch der eingewechselte Kerem Behnke konnte den Ball aus vier Metern nicht im Tor Flückigers unterbringen (64.). Dann gab es wieder Chancen fast im Minutentakt. Braunsdorf reagierte glänzend bei Nezmars Lupfer (69.) und hatte Glück, dass Nezmar einen Konter aus 16 Metern nur unkonzentriert abschloss (71.). Auf der anderen Seite verzog Viteritti, nachdem er Dittrich aussteigen ließ (67.) und Behnke scheitert freistehend am herausstürzenden Neugersdorfer Torhüter (72.). Diese Szene hatten Folgen, denn Karl Petrick, der den Konter einleiten wollte, wurde von Ilter gelegt. Der Neustrelitzer Mittelfeldspieler, bereits in der ersten Hälfte verwarnt, sah dafür die Gelb-Rote Karte. Die Mecklenburger rannten in Unterzahl weiter unermüdlich an, doch im Abschluss fehlte ihnen die Präzision. Das zehrte wohl auch an den Nerven. Die verlor kurz vor Schluss Ben Zolinski, als er, obwohl er nach Nezmars Einsatz einen Freistoß zugesprochen bekam, den Tschechen im Fallen in die Brust trat und dafür mit Rot vom Platz geschickt wurde. Und weil die Mecklenburger trotzdem weiter, auch zu neunt, auf den Ausgleich drängten, liefen sie in Konter, die Šisler und Pekdemir zum K.O.-Schlag hätten nutzen müssen (89./94.).
Sichtlich erleichtert sagte Vragel da Silva: "Das Spiel war eng gegen fußballerisch sehr gute Neustrelitzer. Es war die stärkste Mannschaft, gegen die wir bisher gespielt haben. Sie haben viel individuelle Klasse. Kompliment an meine Mannschaft, die bei der Hitze bis zum Schluss mit Leidenschaft, Willen, Mut gekämpft hat."
Nun ist erst einmal Punktspielpause. Am kommenden Sonntag steht das Sachsen-Pokal-Spiel in Gelenau an.
Jens Kölz
Tore: 1:0 Nezmar (5.), 1:1 Adamyan (32.), 2:1 Nezmar (39.)

Rot: Zolinski (Neustrelitz/87.)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Kunze , Penc, Kusič (82. Wolf), Huth (37. Krautschick) - Loučka - Dittrich , Petrick - Šisler - Němec (67. Pekdemir), Nezmar

TSG Neustrelitz
Braunsdorf - Zolinski , Müller , Mustapaha, Pütt (76. von Walsleben-Schied) - Viteritti, Ilter , Schulz, Franziskus (61. Behnke) - Adamyan, Albrecht (46. Brinkmann)

Zuschauer: 327   SR: Henry Müller (Cottbus) SRA: Matthias Alm, Marcel Riemer
Vorbericht
Englische Woche – dritter Teil:
Nach dem Sieg gegen Luckenwalde und der ärgerlichen Niederlage in Nordhausen trifft der FCO nun am Sonntag auf die TSG Neustrelitz. Anstoß ist – wie meistens in dieser Regionalligasaison – 13:00 Uhr in der Sparkassen-Arena.
Mit der TSG kommt der Tabellenzweite nach Neugersdorf. Für Furore sorgte sie besonders in der vorletzten Spielzeit, als sie unter dem ehemaligen Bundesliga- und Nationalspieler Thomas Brdaric überraschend Staffelsieger wurde und sich damit für die Relegation um den Aufstieg in die dritte Liga qualifizierte. Beide Spiele gegen Mainz II. gingen jedoch verloren, 0:2 und 1:3 waren die Resultate. Brdaric verließ daraufhin den Verein. Sein Nachfolger, Thorsten Gütschow, hatte weniger Erfolg und mußte in der vergangenen Saison nach 11 Spieltagen den Verein verlassen. Seitdem hat Andreas Petersen, Vater des Bundesligaspieler Nils Petersen, das Ruder bei den Mecklenburgern in der Hand. Mit ihm geht es bei der TSG wieder bergauf.
In dieser Saison profitiert Neustrelitz besonders von seiner Heimstärke. Alle drei Spiele wurden gewonnen, neun der zehn Punkte, die die Mannschaft gesammelt hat, wurden im Parkstadion geholt. Besonders sticht dabei der 4:1-Sieg am vergangenen Mittwoch gegen RB Leipzig II. heraus. Auswärts liest sich die Bilanz ganz anders. Dort gelang der TSG bisher noch kein Treffer, 0:2 in Nordhausen und ein 0:0 beim BAK stehen da in der Statistik.
Beim FCO ist erst mal Wunden lecken angesagt. Die erste Niederlage im 16. Spiel am Stück ist zu verdauen.  Trotz einer lange Zeit gut geführten Partie standen die Oberlausitzer am Ende mit leeren Händen da, weil sie in der Schlußphase dem Druck der Nordhäuser nicht mehr standhielten. Dort gilt es den Hebel anzusetzen. Die Neugersdorfer brauchen aber mit dem Saisonstart nicht unzufrieden zu sein. Platz sieben nach fünf Spielen, man kann sich schlechtere Szenarien vorstellen. Und am Sonntag gibt es die Gelegenheit, das Punktekonto mit einer ähnlichen Vorstellung wie in den ersten 65 Minuten von Nordhausen zu erhöhen.
Jens Kölz

 

5. Spieltag - Mittwoch, 26.08.2015 - 19.00 Uhr
FSV Wacker Nordhausen - FC Oberlausitz Neugersdorf  2:1 (0:0)
Es ist der absolute Wahnsinn." Kultmoderator Andy vom Nordthüringer Radio NTR2, das die Flutlichtpremiere des Nordhäuser Alfred-Kuntz-Sportparks live übertrug, fiel kurz nach dem Abpfiff lautstark vernehmbar ein Stein vom Herzen. Sein Wacker hatte sich am Ende gegen  den stark auftretenden FC Oberlausitz mit 2:1 durchgesetzt. "Wir brauchten sehr viel Leidensfähigkeit" war Wacker-Trainer Jörg Goslar nach der Partie sichtlich froh, diese Begegnung gewonnen zu haben
Durch die Ausfälle von Jan Nezmar und Oliver Merkel war Trainer Vragel da Silva zu Umstellungen gezwungen. Er ersetzte die beiden Spieler durch Ronald Wolf und Maxim Banaskiewicz. Von Beginn an versuchte der Gastgeber das Spiel in die Hand zu nehmen, doch der FCO ließ sich davon nicht beeindrucken, war hellwach und verschaffte sich mit schnellen Gegenangriffen Respekt. So hatte Filip Kusič, der diesmal im Mittelfeld aufgeboten wurde, die erste gute Möglichkeit (12.), jedoch wie Benjamin Förster  auf der Gegenseite keinen Erfolg (14.). Die Nordhäuser, die laut transfermakt.de die teuerste Mannschaft dieser Regionalliga haben (Neugersdorf wird dort auf Rang 15 geführt), taten sich schwer, hatten wenig Einfälle gegen einen FCO, der "sehr kompakt stand und den Gegner immer wieder gut zugestellt hat" (Vragel da Silva). Mitte der ersten Halbzeit hatte Neugersdorf Wacker den Schneid abgekauft. Banaskiewicz, der ein gutes Startelfdebut gab, sah Josef Němec, doch Wackers Verteidiger Lasse Schlüter konnte schlimmeres verhindern (24.), zudem hätte Jiří Šisler mehr aus seiner Chance machen können (31.). Trotzdem blitzte ab und an die Klasse der Thüringer auf, vor allem, als Matti Langer plötzlich frei vor Franco Flückiger auftauchte, der sich aber nicht überlisten ließ (26.). So blieb es zur Halbzeit beim 0:0 dank einer starken, mannschaftlich geschlossenen Leistung, wobei Goslar "dem Gegner Respekt zollen (mußte), die haben das hier hervorragend gemacht".Nach Wiederanpfiff brachte ein Konter über Robin Huth und Karl Petrick die beste Chance bis dahin für Kusič, doch der bekam den Ball nur auf den linken Fuß und vergab aus sieben Metern (50.). Auch Petricks Kopfball verfehlte nur haarscharf das Ziel (55.). Die Begegnung nahm nun richtig Fahrt auf. Nordhausens Förster scheitert am glänzend parierenden Flückiger (57.), auf der anderen Seite stand Torwart Tino Berbig in Sachen Reaktionsfähigkeit seinem FCO-Kollegen nicht nach und brachte Šisler fast zur Verzweiflung (58.). Dann durften die Oberlausitzer jubeln. Eine Eingabe des überragenden Sepp Kunze köpfte Šisler unhaltbar ein (60.) und krönte damit die bis dahin gezeigte starke Leistung seiner Truppe. Nordhausen verdaute diesen Rückstand schnell. "Wir wollten mutig bleiben in dem Wissen, daß wir auch gegen defensiv gut stehende Gegner Chancen herausspielen können. Das beweist die Qualität meiner Mannschaft." war Trainer Goslar trotz des 0:1 selbstbewußt. Er wechselte mit Joaquim Mankangu einen weiteren Stürmer ein, der noch Wirkung zeigen sollte. Zunächst hätte Förster aus sechs Metern den Ausgleich machen müssen (64.), dann streifte eine Flanke Semmers, der stark spielte, das Lattenkreuz (66.). Neugersdorf hatte nun bange Minuten zu überstehen, Wacker entwickelte einen Druck, der übermächtig zu werden drohte. Mankangu traf die Latte (69.) Als Wolf, der ebenfalls einen guten Einstand gab, verletzungsbedingt ausgewechselt werden mußte,  nutzten die Gastgeber die Verwirrung in der Neugersdorfer Hintermannschaft. Die hatte zunächst Glück, daß sich Förster und Kevin Schulze nicht einig wurden, so konnte Huth noch auf der Linie klären (78.). Nachdem Christoph Rischker knapp am linken Pfosten vorbeizog (79.) war es dann soweit - Nordhausen gelang der nun längst verdiente Ausgleich. Rischker wurde auf der Außenbahn allein gelassen, Mankangu war in der Mitte schneller als Jan Penc und Flückiger letztendlich machtlos. Als wäre das nicht schon Strafe genug, drehte Matthias Peßolat drei Minuten später die Partie endgültig. Er verwandelte eine Ecke Rischkers zum 2:1. Der FCO sah sich binnen 180 Sekunden um den Lohn seiner guten Vorstellung gebracht. Das letzte Aufbäumen brachte nichts mehr, weil Wacker, zwei Gelbe Karten wegen Spielverzögerung inkaufnehmend, den Vorsprung clever über die Zeit brachte.
Die Oberlausitzer haben nach 15 Spielen wieder einmal verloren. "Das ist sehr bitter für uns, denn wir haben lange gut gespielt." war Vragel da Silva sichtlich konsterniert. Die letzte Niederlage ist lange her, es war am 22.März gegen RB Leipzig II. (0:1). Ärgerlich, daß es die Neugersdorfer in einem Spiel erwischt hat, in dem sie die beste Saisonleistung erbrachten. Symptomatisch wohl aber auch, daß ab Mitte der zweiten Halbzeit die Leistung nicht mehr hochgehalten werden konnte. Schade, denn hier war mehr drin.
Jens Kölz
Tore: 0:1 Šisler (60.), 1:1 Makangu (80.), 2:1 Peßolat (83.)

FSV Wacker Nordhausen
Berbig - Schulze, Hanne , Becken, Schlüter (77. Pichinot) - Peßolat - Langer (64. Mankangu), Behrenz - Rischker - Semmer (87. Blume), Förster

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Kunze, Wolf (77. Dittrich), Penc, Huth - Loučka - Petrick, Kusič- Šisler (84. Gnieser) - Banaskiewicz (68. Pekdemir), Němec

Zuschauer: 789   SR: Max Burda (Berlin) SRA: Christoph Beblik, Denis Wägert
Vorbericht
In den beiden Halbserien der Regionalliga gibt es jeweils eine Englische Woche. Die der Hinrunde startete am vergangenen Wochenende und wird am Mittwoch fortgesetzt. Da tritt der FC Oberlausitz um 19 Uhr bei Wacker Nordhausen an.
In Nordhausen wurde am 01.11.1905 der FC Wacker 05 gegründet. Zu DDR-Zeiten nannte sich der Verein BSG Motor ehe im März 1990 der heutige FSV Wacker 90 aus der Taufe gehoben wurde. Er spielte fortan in der Oberliga-Süd, unterbrochen von einem dreijährigen Gastspiel in der Regionalliga, die er 1995 erreichte. 2001, als der FCO in die Oberliga aufstieg, ging es mit Wacker bergab, so daß beide Mannschaften seit der Wende nie aufeinandergetroffen sind. Nordhausen wurde mit der Zwischenstation Thüringenliga gleich in die Landesklasse durchgereicht, in der der Verein drei Jahre herumdümpelte. Zum 100-jährigen Vereinsjubiläum (2005) stieg Wacker wieder in die Thüringenliga auf. 2012 und 2013 gelang der Durchmarsch über die Oberliga in die Regionalliga. Dort belegte Wacker auf Anhieb Rang fünf.
In der vergangenen Saison sah es lange so aus, als könnten die Thüringer um den Aufstieg in die dritte Bundesliga mitspielen. Nach der Hinrunde lag die Mannschaft von Trainer Jörg Goslar noch punktgleich mit Zwickau an der Tabellenspitze, vier Zähler vor dem späteren Aufsteiger Magdeburg. Nach der Winterpause mußte Wacker beide ziehen lassen, holte nur noch 19 Punkte, war damit in der Rückrunde gerade mal auf Platz neun. Trotzdem sprang in der Endabrechnung der dritte Tabellenplatz heraus.
Für Wacker, das laut Trainer Goslar in diesem Spieljahr lange in der Spitzengruppe mitmischen möchte,  begann die Saison relativ holprig. Zwar gelang der Start durch ein 2:0 gegen Neustrelitz, doch dann folgten zwei Rückschläge bei Herhas Zweiter (1:3) und gegen den Berliner AK, gegen den in der Nachspielzeit noch den 1:1-Ausgleich hingenommen werden mußte. Richtig gut lief es dann am vergangenen Wochenende bei RB Leipzig II. Mit den drittligaerfahrenen Spielern Förster, Semmer, Becken, Pfingsten-Reddig und Pichinot aufgelaufen, spielte den Thüringern auch noch eine Rote Karte für Sorge in die Karten. Sein Foul in der ersten Minuten führte zu einem Strafstoß, den Semmer locker verwandelte. Am Ende gewann Wacker locker mit 3:0 und möchte sich, so Trainer Goslar, „am Mittwoch gegen Neugersdorf und dann in Babelsberg in der Spitzengruppe festbeißen.“
Aus Neugersdorfer Sicht ist es kaum zu glauben, daß dies ein (Tabellen-)Nachbarschaftsduell ist. Der Aufsteiger ist neben Zwickau, Jena, Babelsberg und dem Berliner AK noch ungeschlagen. Durch den Sieg am Sonntag gegen Luckenwalde sprang der FCO auf Rang vier, Nordhausen ist fünfter. Die Begegnung zeigte aber auch einige Schwächen auf. Nach guter erster Halbzeit mußten die Oberlausitzer lange um die drei Punkte bangen, hatten bei den Latten- und Pfostentreffern von Salhab richtig Glück. Daß dies auf Dauer nicht immer gutgehen kann, ist klar. „Wir müssen das Niveau von der ersten bis zur letzten Minute halten können.“ forderte Vragel da Silva nach der Begegnung mit Blick auf den kommenden Mittwoch. Wenn dies gelingt, könnte der FCO seien niederlagenlose Serie weiter ausbauen.
Jens Kölz

 

4. Spieltag - Sonntag, 23.08.2015 - 13.00 Uhr
FC Oberlausitz Neugersdorf - FSV 63 Luckenwalde  1:0 (1:0)
Als Aufsteiger acht Punkte nach vier Spielen, in der Tabelle Platz vier – der FC Oberlausitz kann mit dem Start in die Regionalliga richtig zufrieden sein. Betrachtet man das Spiel gegen Luckenwalde, das vor 405 Zuschauern in der Sparkassen-Arena mit 1:0 gewonnen wurde, erkennt man allerdings auch, daß es bei den Neugersdorfern noch einiges zu verbessern gibt. Denn, wie Trainer Vragel da Silva erkannte, hatte „der Gegner am Ende richtig Druck gemacht. Wir hatten Glück, die drei Punkte zu behalten.“ So richtig begann das Spiel erst nach 15 Minuten. Bis dahin spielten beide Mannschaften auf Augenhöhe. Die Gäste stellten sich nicht hinten rein, spielten mit. Neugersdorf, das seine Angriffe meist über die rechte Seite aufzog, versuchte viel über die Außen und baute auf Jiři Šislers Flanken. Die erste Möglichkeit entsprang jedoch aus einem Freistoß. Jan Nezmar, der vor der Partie von Präsident Ernst Lieb und Vorstandsmitglied Hartmut Müller aufgrund seiner 33 Tore in der Vorsaison geehrt wurde, verfehlte per Kopf das Tor von Sven Roggentin (14.). Als der Druck des FCO immer mehr zunahm, schien die Mannschaft den Lohn zu ernten. Schiedsrichter Wessels machte dem Torjubel jedoch abrupt ein Ende, erkannte Nezmars Treffer (29.) nicht an, weil er ein Foul gesehen hatte.  Vier Minute später bewies der Stürmer ein gutes Auge, flankte zu Josef Němec, der, von Tobias Francisco alleingelassen, aus elf Metern unhaltbar zur 1:0-Führung traf. Das 1:0 war zur Pause verdient, weil die Oberlausitzer zielstrebiger agierten und sich die klareren Chancen erspielten. „Wir haben uns durch die Robustheit von Neugersdorf den Schneid in der ersten Halbzeit abkaufen lassen. Das konnte man beim Tor sehen, da war Wucht zu spüren, das war ein Kopfball wie ein Schuss.“ anerkannte FSV-Trainer Jörg Heinrich. Trotzdem hatten die Luckenwalder auch ihre Möglichkeiten, gerade vor dem Neugersdorfer Treffer. So musste Franco Flückiger bei Denys Repetylos Kopfball auf der Hut sein (31.), zudem ging Tiago Sprengers Schuss von der Strafraumgrenze über das Tor (32.).
Im zweiten Durchgang verschärften die Gäste das Tempo. Der  FCO näherte sich zwar durch Šisler zuerst dem gegnerischen Kasten (48.), aber die Chancen der Luckenwalder wurden besser. So konnte man Aaron Bogdans Kopfball aus sechs Metern, der knapp das Gehäuse verfehlte, durchaus als Warnschuß verstehen (52.). Zwischenzeitlich hatten Nezmar, der Roggentin zu einer starken Parade zwang (63.) und Jan Penc (64.) das 2:0 auf ihren Köpfen, doch Luckenwalde drängte mit Macht auf den Ausgleich. Hassan Salhab hatte dabei zweimal richtig Pech. Erst traf er nach Christoper Balzynskis Freistoß aus sechs Metern nur die Lattenunterkante (65.), dann technisch elegant – nach Florian Schmidts Ecke konnte er im Strafraum den Ball mit der Brust annehmen, bevor er schoß – den Pfosten (76.). In beiden Szenen sah die Neugersdorfer Abwehr nicht gut aus, doch es waren nicht die einzigen Patzer. Filip Kusič rettete nach Flückigers Fehlgriff auf der Linie (71.). Auch Penc mußte in höchster Not klären, als André Leimbachs Kopfball einzuschlagen drohte (84.). „Wir haben unsere  Chancen wieder nicht genutzt. Das ist das, was am Ende dasteht.“ war Heinrich mit seiner Mannschaft unzufrieden. Neugersdorf versuchte dem Luckenwalder Druck mit Kontern zu begegnen, doch Jaroslav Dittrichs Solo (78.), Němec‘ Drehschuss (83.) sowie Ozan Pekdemirs und Oliver Merkels Sturmlauf über den ganzen Platz (85.) waren am Ende nicht von Erfolg gekrönt.
So zitterten sich die Neugersdorfer Richtung Schlusspfiff. Auffällig, wie schon in der Vorwoche in Rathenow, war, daß der FCO trotz großgewachsener Spieler Probleme bei Standards des Gegners offenbarte. „Luckenwalde hatte da zu viele Möglichkeiten bekommen. Zudem offenbarten wir auch in diesem Spiel Probleme in der Endphase der Begegnung, daran müssen wir arbeiten. Wir müssen das Niveau von erster bis zur letzten Minute halten können.“ resümierte Trainer Vragel da Silva.
Jens Kölz
Tore: 1:0 Nemec (33.)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger – Kunze, Penc, Kusič , Merkel – Petrick , Loučka – Šisler (61. Pekdemir), Dittrich (80. Huth), Němec (86. Wolf), Nezmar

FSV 63 Luckenwalde
Roggentin - Leimbach, Francisco , Hadel, Koplin – Repetylo, Balzynski, Bogdan, F. Schmidt - Salhab, Sprenger (61. Stober )

Zuschauer: 404   SR: Robert Wessel (Berlin) SRA: Christoph Beblik, Sebastian Schmickartz
Vorbericht
Nach dem Regenspiel in Rathenow trifft der FC Oberlausitz nun auf den nächsten Mitaufsteiger. Am kommenden Sonntag stellt sich ab 13:00 der FSV 63 Luckenwalde in der Sparkassen-Arena vor.
Vor fast genau zwei Monaten hing der Himmel der Brandenburger voller Geigen. Nachdem der FSV in der Nordstaffel der Oberliga den dritten Platz belegte, stand die Relegation gegen den Süddritten SSV Markranstädt an. Nach der ersten Begegnung schien alles verloren, zu Hause stand es am Ende 0:1. Doch mit einer starken Leistung im Rückspiel konnte der Spieß noch umgedreht werden. Mit 1:4 mußten sich die Randleipziger im eigenen Stadion geschlagen geben, Luckenwalde stieg in die Regionalliga auf.
Der Star bei den Gästen wird nicht auf dem Spielfeld stehen, er sitzt auf der Bank - Trainer Jörg Heinrich. Mit ihm kommt internationales Flair in die Oberlausitz, seine Karriere liest sich wie ein Bilderbuch. In Rathenow geboren, spielte er 37mal für die Deutsche Nationalmannschaft, erzielte dort zwei Tore. Höhepunkt war für ihn sicher die Fußball-Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich, bei der er unter Berti Vogts alle fünf Spiele bis zum Ausscheiden gegen Kroatien absolvierte. Aber auch auf Klubebene hatte er eine große Karriere, die übrigens beim letzten Gegner Optik Rathenow begann. Stationen waren u.a. der SC Freiburg, Borussia Dortmund, der AC Florenz sowie der 1.FC Köln. Neben seinen 205 Spielen in der Bundesliga und den 57 Einsätzen in der Serie A stand er noch bei 36 Champions-League-Spielen auf dem Platz und wurde mit Dortmund 1997 durch ein 3:1 gegen Juventus Turin Sieger dieses Wettbewerbes. Zudem gewann er 1996 mit Dortmund die Deutsche Meisterschaft.
Diesen Glanz versprüht seine Mannschaft, die sich den Klassenerhalt auf die Fahnen geschrieben hat, derzeit nicht. So richtig aus den Startlöchern sind die Brandenburger nämlich noch nicht gekommen. Gemeinsam mit dem ZFC Meuselwitz „zieren“ sie nach drei Spieltagen punktlos das Tabellenende. Allerdings waren die Gegner Hertha II., Berliner AK und RB Leipzig II., bei weitem also nicht das schlechteste, das die Liga zu bieten hat. „In so einem frühen Stadium der Saison ist die Tabelle noch nicht aussagekräftig, der vorletzte Platz entspricht nicht dem wahren Leistungsvermögen“ warnt Vragel da Silva. Er hat die Luckenwalder gegen RB Leipzig II. am vergangenen Wochenende beobachtet und sah „eine spielstarke Mannschaft, die kompakt in der Abwehr steht und sich in diesem Spiel viele Chancen erarbeitet hat.“ Allerdings zeigte sich auch in dieser Begegnung, daß besonders im Sturm die Säge klemmt, erst ein Treffer gelang den Luckenwaldern bisher. Anders ist das bei den Gastgebern, die bereits sechsmal erfolgreich waren, wobei Josef Němec schon dreimal jubeln durfte. So gesehen steht der FCO vielleicht erstmals in dieser Saison als leichter Favorit auf dem Platz. „Trotzdem dürfen wir die Luckenwalder auf keinen Fall unterschätzen, ich erwarte einen harten Kampf.“ Sollte das Spiel gewonnen werden, wäre der Start mit acht Punkten aus vier Spielen äußerst gelungen.
Jens Kölz

 

3. Spieltag - Sonnabend, 15.08.2015 - 13.30 Uhr
FSV Optik Rathenow – FC Oberlausitz Neugersdorf    2:2 (1:1)
Mit gemischten Gefühlen verließen die Spieler des FC Oberlausitz das Vogelgesang-Stadion in Rathenow. "Einerseits freue ich mich über dieses Unentschieden, denn am Ende hatten wir auch etwas Glück. Andererseits ist es uns zweimal nicht gelungen, eine Führung zu verteidigen", ließ sich FCO-Trainer Vragel da Silva nach dem Abpfiff zitieren. Im Aufsteigerduell hatten die Oberlausitzer ein 2:2 bei Optik Rathenow geholt und bleiben damit weiter ungeschlagen.
Mit dem Anpfiff öffneten sich im Brandenburgischen die Schleusen. Optik kam mit diesen Bedingungen zunächst besser zurecht, wirkte in der Anfangsphase etwas zielstrebiger, was sich in einem Chancenplus niederschlug. Shelby Printemps (6.) und Tunay Deniz (9.) prüften Franco Flückiger, Emre Turan köpfte am Tor vorbei (11.). Nach und nach kamen die Gäste aber besser in Tritt, spielten im Mittelfeld flüssiger, was nicht nur am Regen lag. Jiří Šisler setzte ein erstes Achtungszeichen (20.). Richtig brenzlig wurde es dann für die Rathenower, als Bjarne Rogall einen Freistoß Josef Němec prallen ließ und Jan Nezmar statt zu schießen den Pass auf Ozan Pekdemir vorzog, was Rogall durchschaute (25.). Als das spielerische Übergewicht der Gäste immer deutlicher wurde, gingen sie in Führung. Němec hatte nach Karl Petricks abgeblocktem Schuss leichtes Spiel und köpfte zum 0:1 ein, bereits sein dritter Treffer in dieser Saison. Eigentlich sollte das den Neugersdorfern Sicherheit geben, doch Rathenow verstärkte nach dem Rückstand seine Bemühungen. So tauchte Printemps allein vor dem FCO-Torhüter auf, der reagierte pächtig (38.). Obwohl mit Penc, Kusič, Němec oder Nezmar kopfballstarke Recken auf dem Feld standen, wurde es dann vor allem bei Standards richtig gefährlich für das Tor der Neugersdorfer. Ecke Deniz, Kopfball Cakmakci - diese einstudierte Variante brachte den FCO mehrfach in Bedrängnis (Klasse- Reaktion von Flückiger (33.), Latte mit anschließender Schussmöglichkeit für Marcus Stachnik (34.)). Die Abwehr wackelte in diesen Szenen, fünf Minuten vor dem Wechsel fiel sie dann - Cakmakcis Kopfball schlug zum 1:1 ein. Als hätte er es geahnt, hatte der Trainer vor dem Spiel noch gewarnt: "Rathenow hat einige große Spieler im Kader, da müssen wir aufmerksam sein."
Es regnete weiter und auch das Spiel plätscherte nach dem Wiederanpfiff zunächst dahin. Der FCO hatte zwar leichte Vorteile, doch gefährliche Aktionen entstanden daraus zunächst nicht. Dann zirkelte Pekdemir einen Freistoß an Rogalls Tor vorbei (58.). Und als Kunze von rechts in den Strafraum eindrang, wurde er von Jerome Leroy von den Beinen geholt. Luboš Loučka verwandelte den Strafstoß in gewohnt souveräner Manier und brachte seine Mannschaft nach einer Stunde erneut in Front - zum Unmut der Zuschauer, was Rathenows Trainer-Legende Ingo Kahlisch an die Nieren ging: "Wir müssen mal sehen, wo wir herkommen. Vor einem Jahr haben wir noch Oberliga gespielt, da kann man von den Fans in solchen Situationen auch Anfeuerungen erwarten." Er reagierte und brachte mit Ucar und Wilcke zwei offensive Spieler. Optik rannte nun zwar an, doch die Abwehr der Oberlausitzer schien die Sache wieder im Griff zu haben. Doch die Sicherheit war trügerisch. Jan Penc unterband einen Konter im Mittelfeld, holte sich dafür die Gelbe Karte ab. Der anschließende Freistoß landete irgendwie bei Said Balde. Dessen Schuss aus 18 Metern sah Flückiger zu spät und musste ihn passieren lassen. Wieder hatten die Neugersdorfer eine Führung aus der Hand gegeben. Und es hätte noch dicker kommen können: Leroy schmetterte den Ball nach einer abgewehrten Ecke an den Pfosten (85.), Flückiger schaute nur verdutzt hinterher. Eine Minute vor dem Ende entschärfte er Said Baldes Geschoss und hielt damit den Punkt für seine Mannschaft fest.
Die Neugersdorfer blieben auch nach dem dritten Punktspieltag ungeschlagen und befinden sich in der oberen Tagellenhälfte - wie auch der Gegner dieses Spiels. Trainer Ingo Kahlisch , bereits 26 Jahre im Verein, konnte jedenfalls mit dem Unentschieden gut leben. Er lobte seine "junge Mannschaft, die gegen einen Gegner mit robusten und gestandenen Spielern gut gespielt und sich nach den Rückständen wieder nach vorn gearbeitet hat."
Jens Kölz
Tore: 0:1 Němec (30.), 1:1 Cakmakci (42.), 1:2 Loučka (60./FE), 2:2 Said Balde (79.)

FSV Optik Rathenow
Rogall - Bahr, Cakmakci, Turan , Stachnik (69. Wilcke) - Leroy, Duljevcic (69. Ucar)- Said Balde , Deniz, Printemps - Boachie

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Kunze, Penc , Kusič , Merkel - Loučka, Petrick - Pekdemir, Šisler (76. Banaskewicz) - Nezmar (63. Dittrich), Němec (68. Wolf)

Zuschauer: 400   SR: Florian Lechner (Neuburg) SRA: Andreas Becker,Jan Scheller
Vorbericht
Nachdem am vergangenen Wochenende der Ball in der Regionalliga ruhte, steht am Sonnabend der dritte Punktspieltag an. Der FC Oberlausitz Neugersdorf reist dabei zum Mitaufsteiger Optik Rathenow. Die Brandenburger haben eine bewegte Geschichte. Die Ursprünge lassen sich bis ins Jahr 1906 zurückverfolgen, damals wurde die "Spielvereinigung 06" gegründet. Zu DDR-Zeiten hieß der Verein zunächst "BSG Mechanik" und trat ab 1953 als "BSG Motor" an. Nach der Wiedervereinigung gründete sich der "SV Optik Rathenow", seine Fußballabteilung machte sich dann 1991 als "FSV Optik Rathenow" selbstständig. Zu dieser Zeit war Ingo Kahlisch bereits Trainer der Rathenower. Der 59-Jährige (er feierte am Mittwoch vor einer Woche Geburtstag - herzlichen Glückwunsch!) ist seit 1989 im Verein und seit Anfang 1990 Trainer - bis heute. Ihm gelang auch 1994 mit seinen Mannen der Aufstieg in die damalige Regionalliga Nordost, was zu dieser Zeit die dritthöchste Liga Deutschlands war. Ein Jahr konnten sich die Rathenower dort erfolgreich halten, in der nächsten Saison neigte sich das Abenteuer aber dann dem Ende zu, man stieg wieder ab. Es folgten schwerere Zeiten, die bis in die Verbandsliga führten. Bei der Einführung der neuen Regionalliga 2008 waren die Brandenburger dann wieder mit von der Partie, mußten diese erst 2014 als Tabellenletzter wieder verlassen. In der vergangenen Saison schaffe Optik als Staffelsieger der Oberliga Nord den sofortigen Wiederaufstieg. So einfach war das allerdings nicht. Vor dem vorletzten Spieltag waren die Kahlisch-Schützlinge noch Dritter hinter den punktgleichen Mannschaften aus Schönberg und Luckenwalde. Gegen beide Konkurrenten war jedoch noch zu spielen. Mit einem 1:0 gegen Schönberg und einem 3:0 in Luckenwalde wurden diese Aufgaben mit Bravour erledigt, der Staffelsieg war der Lohn. Bundesweit machten die Rathenower ebenfalls auf sich aufmerksam. Durch die Landespokalsiege 2013 und 2014 waren sie im DFB-Pokal spielberechtigt. Das Stadion Vogelgesang war zweimal proppenvoll. 4000 Zuschauer sahen 2013 das Spiel gegen den FSV Frankfurt, das Rathenow bis weit in die Verlängerung ausgeglichen gestalten konnte. Erst in den letzten sieben Minuten mussten sich die Brandenburger mit 1:3 geschlagen geben. Im Vorjahr war in der ersten Runde der FC St. Pauli der Gegner, auch ihm unterlag Optik mit 1:3.
Vragel da Silva hat seinen Blick aber mehr auf die Gegenwart gerichtet. Neugersdorfs Trainer respektiert die Leistung Rathenows, das in den ersten zwei Spielen ohne Niederlage und Gegentor geblieben und wie seine Mannschaft auch mit vier Punkten gut aus den Startlöchern gekommen ist. Doch er konzentriert sich mehr auf seine Truppe. "Als Aufsteiger müssen wir erst mal auf uns selbst sehen. Die Mannschaft ist, gerade nach dem unglücklichen Gegentor in der letzten Minute gegen Bautzen, sehr motiviert." Er ließ sich zwar in Sachen Aufstellung noch nicht in die Karten gucken, doch im Großen und Ganzen sind fast alle Spieler an Deck. Einer wird allerdings mit Sicherheit fehlen: Robin Huth hat sich im Derby verletzt. Er erlitt eine schmerzhafte Fußverletzung, die ihn wohl noch mindestens zwei Wochen außer Gefecht setzen wird. Und gerade die Abwehr muss stehen, immerhin hat Rathenows Murat Turhan in der vergangenen Saison 23 Treffer zum Aufstieg beigetragen, kam in den beiden Spielen in dieser Saison allerdings über die Joker-Rolle nicht hinaus. Trotzdem - "wir müssen die Konzentration hoch halten und an uns glauben." Wenn das gelingt, dürften sich die mitreisenden Fans über einen Punktezuwachs freuen.
Jens Kölz

 

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2. Spieltag - Sonntag, 02.08.2015 - 13.00 Uhr
FC Oberlausitz Neugersdorf – FSV Budissa Bautzen    2:2 (2:1)
"Wenn man so ein Spiel in den letzten Sekunden verliert, dann ist man natürlich enttäuscht." Mit diesen Worten begann Vragel da Silva seine Spielzusammenfassung auf der Pressekonferenz. Das zeigt, wie groß die Niedergeschlagenheit des Trainers über den Spielausgang war - denn verloren hatte seine Mannschaft nicht. Doch das Traumtor Rehers in der vierten Nachspielminute sorgte dafür, dass sich dieses Unentschieden für alle Neugersdorfer wie eine Niederlage anfühlt.
Die Partie begann eher gemächlich. 1440 Zuschauer wollten das Oberlausitzderby in der Sparkassen-Arena sehen, 280 davon kamen aus Bautzen. Man merkte beiden Mannschaften den Respekt voreinander an. Budissa hatte zwar mehr Ballbesitz, doch Konstruktives kam dabei nicht heraus. Im Gegenteil, der erste vernünftige Angriff der Neugersdorfer brachte gleich das 1:0. Josef Němec hatte nach herrlicher Vorarbeit von Jiří Šisler wenig Mühe, den Ball aus Nahdistanz im leeren Tor unterzubringen. Danach waren die taktischen Rollen verteilt. Der FCO ließ die Gäste kommen und baute auf seine stabile Abwehr, Budissa bemühte sich, war dabei aber viel zu ideenlos. Von den Außen kam kaum etwas, was es der FCO-Verteidigung leichtmachte. "Wir haben in den ersten 20 Minuten Antifußball gespielt, haben Fehler gemacht, die zu Toren geführt haben." Thomas Hentschel, Bautzens Trainer, reagierte zeitig und brachte Paul-Max Walther schon nach 32 Minuten für den schwachen Rosendo. Das Spiel der Gäste wurde nun besser, hatte mehr Zug zum Tor Pflückigers. Maik Salewski traf nach Daniel Rupfs Freistoß aber nur den Pfosten (38.). Doch in der Abwehr war Budissa weiter verwundbar. Josef Němec hatte gegen Christoph Klippel leichtes Spiel und verwandelte aus sechs Metern ins linke obere Eck zum 2:0. Vier Minuten vor dem Halbzeitpfiff eigentlich eine beruhigende Führung, doch auch die FCO-Hintermannschaft leistete sich einen dicken Patzer. Ein Einwurf von Denny Krahl wurde wohl unterschätzt, jedenfalls stand Walther an der Strafraumgrenze ungedeckt und vollendete sehenswert. "Wir sind zum Glück mit dem 1:2 zurückgekommen, ohne dass wir besonderen Fußball gespielt haben. Das hat uns Mut für die zweite Halbzeit gegeben," fand Trainer Hentschel.
Die zweite Hälfte war deutlich niveauvoller als die erste, die zwar drei Tore brachte, dafür aber kaum Torchancen bot. Walther, der das Niveau des Offensivspiels der Gäste merklich anhob, war gleich zweimal im Mittelpunkt, versuchte sich mit einem Fernschuss (48.) und hatte nach Sepp Kunzes Fauxpas den Ausgleich aus elf Metern auf dem Fuß, Franco Flückiger parierte hier glänzend (49.). Zudem zielte Martin Hoßmang aus 12 Metern zu ungenau (52.). Die Begegnung hielt die Zuschauer nun in Atem, denn auch der FCO erarbeitete sich gute Möglichkeiten, die Vorentscheidung zu erzielen. Jakub Jakubov im Bautzener Tor parierte klasse gegen Jiří Šisler (57.) und hatte Glück, dass der gleiche Spieler nach der guten Vorarbeit des eingewechselten Jan Nezmar zu wenig Druck hinter den Ball bekam (65.). Dazwischen forderten die Fans der Neugersdorfer einen Strafstoß, weil Merkel im Gerangel mit Heppner zu Fall gekommen war, doch die Schiedsrichterpfeife blieb stumm (62.). Und in der 80. Minute kommt erneut Šisler nach weitem Ball von Penc zum Schuss, konnte Jakub Jakubov im Bautzener Tor jedoch nicht überwinden. Dessen Bruder Alexander hätte auf der Gegenseite den Ausgleich machen müssen, vergab nach Pavel Cermaks Freistoß aus sieben Metern kläglich (66.). So blieb es spannend bis zum Schluss. Und als der FCO den Sieg schon fast über die Zeit zu bringen schien, kam Budissa nochmals. Zunächst schien das Glück den Gastgebern richtig holt zu sein, als Reher das Lattenkreuz traf (90.), dann brachte sein Volleyschuss ins rechte Dreiangel in der letzten Minute der Nachspielzeit noch den Ausgleich.
Thomas Hentschel lobte am Ende die Moral seiner Mannschaft: "Wir haben bis zur letzen Minute an unsere Chance geglaubt. Aufgrund der zweiten Halbzeit ist der Punkt, der sich wie ein Sieg anfühlt, nicht unverdient. Trotzdem, die spielerische und fußballerische Qualität, die wir geboten haben, war nicht gut."
Vragel da Silva war zwar grundsätzlich mit der Leistung seiner Truppe zufrieden, ärgerte sich jedoch besonders über die fehlende Cleverness in der Endphase der Begegnung: "Wir hätten den Ball am Ende länger halten müssen, um den Vorsprung über die Zeit zu bringen. Wir spielen jetzt in einer anderen Liga und wenn man da solche Fehler macht, wird man dafür sofort bestraft."
Jens Kölz
Tore: 1:0 Němec (15.), 2:0 Němec (40.), 2:1 Walther (43.), 2:2 Reher (90+4)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Kunze, Penc, Kusič, Huth - Loučka, Petrick - Dittrich (55. Pekdemir), Šisler , Merkel (67. Banaskewicz ) - Němec (55. Nezmar )

FSV Budissa Bautzen
J. Jakubov - Heppner, Klippel , Pfanne, Krahl - Hoßmang, Rupf (60. Cermak) - Reher , Rosendo (33. Walther), Salewski (74. Heineccius) - A. Jakubov

Zuschauer: 1.440   SR: Lars Albert (Muldenhammer) SRA: Martin Bärmann, Christopher Gaunitz
Vorbericht
Der FC Oberlausitz kreuzt mit der FSV Budissa Bautzen die Klingen. Ein Spiel, das die Massen elektrisieren wird. 3.800 Zuschauer pilgerten in der vorletzten Saison zu den drei Begegnungen beider Vereine in die Stadien, die Hälfte wird diesmal mindestens erwartet. Damals stieg Budissa am Ende unangefochten in die Regionalliga auf, gewann in einer packenden Partie mit 3:2 in Neugersdorf und hielt sich im Rückspiel den Rivalen durch ein 1:1 vom Leib. Der FCO wurde am Ende Dritter. Dafür machte er aber im Pokal Budissas Hoffnungen auf der Bautzener Müllerwiese zunichte und zog durch einen 1:0-Sieg in die Vorschlussrunde ein, scheiterte am Ende im Finale am CFC. In allen drei Spielen gegen Budissa brachte Jan Nezmar seine Neugersdorfer mit 1:0 in Führung. In diesem Jahr zogen die Oberlausitzer nun nach, stiegen souverän in die 4. Liga auf und starteten dort mit einem 2:0-Sieg in Meuselwitz.
Doch bei aller Rivalität, es menschelt auch zwischen beiden Vereinen. Karl Petrick wechselte vor drei Jahren aus Bautzen zum FCO, ein Jahr später ging Ralf Marrack, der inzwischen für Bischofswerda aufläuft, den gleichen Weg. Max Fröhlich in der vergangenen Saison und Philip Heineccius vor einem Monat nahmen den umgekehrten Weg. Beide standen jedoch am vergangenen Wochenende für die Bautzener beim 1:1 gegen RB Leipzig II nicht auf dem Rasen. Das Trainerteam des FCO hat den Auftritt der Budissen mit einigem Respekt beobachtet: "Die Bautzener waren vor allem in der zweiten Halbzeit richtig stark. Da hat Budissa sehr schnell gespielt, versucht, über die Flügel die RB-Abwehr zu knacken und sich dabei hochkarätige Chancen erarbeitet. Da müssen wir auf jeden Fall gegensteuern, wenn wir gut mitspielen und unsere Fans zufriedenstellen wollen."
Die Freude auf das Oberlausitzduell ist bei Vragel da Silva jedenfalls groß, genau wie die seines Kontrahenten Thomas Hentschel: "Das Derby gegen Neugersdorf ist für die Fans sicher ein Highlight." stellte der 50-Jährige kurz vor Saisonstart heraus. Und in diese Begegnung gehen die Budissen mit einigem Selbstbewusstsein, getankt in der Vorbereitung durch ansprechende Leistungen gegen höherklassige Gegner. Die Niederlagen gegen RB Leipzig (1:2) und Cottbus (0:1) waren knapp. Dynamo Dresden hatten sie am Rande einer Niederlage, Budissa führte bereits mit 2:0, verlor am Ende noch 2:3. Auch die zweite Halbzeit des vergangenen Wochenendes deutet darauf hin, daß die Vorgaben des Trainers, mindestens Platz 15 zu erreichen, eher tiefgestapelt sind. Und dass mit Heppner, Klippel und Pfanne drei der vier Verteidiger, die gegen Leipzig in der Startformation standen, Neuzugänge sind, ist ebenfalls ein Indiz dafür, daß sich die Mannschaft richtig verstärkt hat. Am Sonntag wird allerdings Mannschaftskapitän Kolan fehlen, er brummt noch eine Sperre aus der vergangenen Saison ab.
Vielleicht ist auch FCO-Innenverteidiger Kusič nicht mit von der Partie. Er zog sich in Meuselwitz einen mehrfachen Nasenbruch zu. "Ob er spielen kann, wissen wir noch nicht. Wenn doch, dann auf jeden Fall mit einer Spezialmaske," so Vragel da Silva, der froh ist, dass alle Positionen seines Teams doppelt und gut besetzt sind. Wie seine Startformation aussehen wird? "Ich kann auf allen Positionen etwas ändern - muss es aber nicht." meint er augenzwinkernd.
Jens Kölz

1. Spieltag - Sonntag, 26.07.2015 - 13.30 Uhr
ZFC Meuselwitz – FC Oberlausitz Neugersdorf   0:2 (0:0)
Der FCO ist hervorragend in die Regionalligasaison gestartet. In einem Spiel mit zwei völlig verschiedenen Halbzeiten behielt der Aufsteiger beim ZFC Meuselwitz mit 2:0 die Oberhand. Die Meuselwitzer, die in der vergangenen Saison nur im unteren Tabellendrittel ankamen, starteten furios. Bereits nach zwei Minuten tauchte Krieger allein vor Flückiger auf, verlor aber das Duell gegen den Torhüter. Die Gastgeber machten weiter mächtig Druck, drängten die Oberlausitzer in die Defensive. " Wir haben versucht, in der ersten Halbzeit das Tempo hoch zu halten, die Neugersdorfer hatten da auch richtig Probleme gehabt ," erklärte Manuel Starke, Kapitän der Thüringer, die Taktik des ZFC. Die Oberlausitzer waren in den ersten 20 Minuten meist in der Abwehr gebunden. Auf die war aber Verlass, vor allem bei hohen Bällen ließ die Innenverteidigung, in der Kusič einen guten Einstand gab, kaum etwas zu. Zwar hatte Albert noch eine gute Gelegenheit, verzog aber deutlich (18.). Auch weil die Thüringer ihr Anfangstempo nicht mehr halten konnten, kam der FCO nach und nach besser in die Begegnung und durch Merkel erstmals gefährlich vor das von Naumann gehütete Tor des ZFC (17.). Die Neugersdorfer hatten nun Gleichwertigkeit erreicht, das Spiel plätscherte vor sich hin, bis sich Dittrich ein Herz fasste. Der ließ auf der rechten Seite Urban und Starke stehen, brachte Šisler in gute Schussposition, doch der vertändelte den Ball (36.). Kurz vor dem Wechsel hatten die Gäste dann richtig Glück. Boltzes Ecke köpfte Urban an die Latte, den Nachschuss drosch Müller aus Nahdistanz knapp über den Kasten. So blieb es zur Pause beim 0:0.
Trainer da Silva zog aus dem Spielverlauf seine Schlüsse, stärkte mit den Einwechslungen von Nezmar und Pekdemir die Offensive. Die Partie nahm nun einen völlig anderen Verlauf. Meuselwitz war viel zu inaktiv, überließ den Gästen die Initiative. Die hatte nun deutlich mehr Ballbesitz und nutze den auch. Nach weitem Pass von Penc war der kurz zuvor eingewechselte Pekdemir auf der rechten Seite plötzlich durch und schob allein vor Naumann überlegt zur Führung ein. Die Gastgeber schienen geschockt - und konnten froh sein, dass Nezmar die Riesengelegenheit zum 2:0 nach Huths Vorarbeit verstolperte. Die Thüringer erwachten nun etwas aus ihrer Lethargie, wurden wieder aktiver, wirkten aber etwas ratlos gegen die gut gestaffelte Abwehr des FCO. Urban (58.) und Le Beau (69.) visierten zwar das Tor von Flückiger an, gefährlich war das aber nicht. Lediglich als Penc einen Schuss von Kamm Al-Azzawe abfälschte, kam richtige Torgefahr auf (72.). Die Schlussphase hatte es dann nochmal in sich. Flückiger musste weit vor seinem Strafraum gegen den durchlaufenden Krieger retten (80.), zwei Minuten später klärte er nochmals gegen den Meuselwitzer Stürmer. Der ZFC blies zur Schlussoffensive, der FCO konterte und vergab beste Möglichkeiten. Huth brachte nach mustergültigem Konter über Banaskiewicz und Pekdemir den Ball nicht im leeren Tor unter (85.), Pekdemir hatte mit seinem Lupfer über dem viel zu weit vor seinem Tor stehenden Naumann keinen Erfolg (86.). Kurz darauf zielte Nezmar aus kurzer Entfernung genau auf den ZFC-Torhüter. Zwei Minuten vor dem Ende fiel dann doch noch das erlösende 2:0. Banaskiewicz war für Kamm Al-Azzawe zu schnell, den fälligen Strafstoß verwandelte Lou?ka mit Wucht und Präzision zum inzwischen längst verdienten Sieg.
"Meuselwitz hatte in der ersten Halbzeit besser gespielt. Wir hatten nicht so viel Mut, waren zu passiv. Das machte den Gegner stark. Deshalb haben wir in der zweiten Halbzeit umgestellt, um auch die Innenverteidigung der Meuselwitzer zu beschäftigen." Mit diesem taktischen Schachzug des Trainers hat sich in der zweiten Halbzeit das Spiel völlig gedreht. Trotzdem zeigte die Begegnung am Ende auch ihre Schattenseite. Neuzugang Kusič, der ein starkes Debüt gab, brach sich Mitte der ersten Halbzeit die Nase. Stark, dass er trotzdem bis zum Ende durchhielt.
Jens Kölz
Tore: 0:1 Pekdemir (52.), 0:2 Loučka (88./FE)

ZFC Meuselwitz
Naumann - Le Beau, Müller, Urban, Lubsch (73. Weiske) - Boltze, Starke (59. Rudolph), Kamm Al-Azzawe, Albert (66. Trübenbach) - Vojta , Krieger

FC Oberlausitz Neugersdorf
Flückiger - Kunze, Penc, Kusič, Huth - Loučka, Petrick - Dittrich (46. Pekdemir), Šisler , Merkel (46. Nezmar) - Němec (76. Banaskewicz)

Zuschauer: 878   SR: Sandra Blumenthal (Pritzwalk) SRA: Andy Stolz, Matthias Alm

Vorbericht
Mittwoch, 26.09.2007 München: Heiko Weber, für einen einzigen Spieltag Interimstrainer beim damaligen Bundesligisten, ließ seine Cottbuser Mannschaft in der Allianz-Arena beim FC Bayern München auflaufen. Mit dabei sein Innenverteidiger Vragel da Silva. Genau 94 Monate später sehen sich beide wieder, diesmal als Kontrahenten.
Beide Trainer sind neu in ihren Vereinen. Vragel da Silva kam von Cottbus nach Neugersdorf, Heiko Weber wechselte nach verpasster Relegation aus Markranstädt zum ZFC Meuselwitz und ersetzte Dietmar Demuth. Dort muss er eine neue Mannschaft aufbauen. Elf Spieler verließen die Thüringer, die im Vorjahr in der Regionalliga Platz 14 belegten, acht neuen stießen hinzu. Dazu plagt, wie OTZ und MDR berichteten, eine Forderung über ca. 500.000 Euro den Verein, die die Rentenversicherung einfordert. Keine guten Voraussetzungen, um in Ruhe zu arbeiten. Trotz aller Widrigkeiten krempelte Heiko Weber die Ärmel hoch und peilt mit seiner Truppe einen Mittelfeldplatz an. In der Vorbereitung lief es sehr gut. Herausragend das 1:1 gegen den Drittligisten CFC. In sieben Spielen blieb der ZFC ungeschlagen, erzielten dabei immerhin 47 Tore, wobei Sebastian Weiske allein 14 Treffer beisteuerte
. Vragel da Silva hat andere Sorgen. Vor sechs Wochen bestritt seine Mannschaft ihr letztes Punktspiel, Bernburg wurde mit 5:0 bezwungen. Abzüglich Urlaub und Aufstiegsfeierlichkeiten blieben nur etwas mehr als drei Wochen des Kennenlernens und der Vorbereitung. Acht Zugänge waren zu integrieren, drei Akteure (Philip Heineccius, Stefan Süß und René Hartleib) haben den Verein verlassen. Die Vorbereitungsspiele wurden allesamt, mit Ausnahme der Niederlage im Trainingslager gegen den österreichischen Drittligisten Anstetten, gewonnen. Fünf Siege, besagte Niederlage und 36:4 Tore stehen zu Buche. Trotz der kurzen Zeit freut sich der Trainer, dass es am Sonntag losgeht. "Wir haben eine gute Truppe mit erfahrenen Spielern und jungen Akteuren, die sich messen wollen. Jede Position ist doppelt besetzt, das ist eine gute Voraussetzung, um in der Regionalliga zu bestehen. Die Jungs sind angespannt und heiß. Wir freuen uns auf die neue Liga und wollen so schnell wie möglich spielen." Da Sebastian Berg wieder ins Training eingestiegen ist, sind fast alle Spieler an Bord. Lediglich der letzte Torschütze der vergangenen Saison, Francisco Menchaca Gonzalez, der eine Einblutung im Knie auskuriert, ist verletzt.
Bemüht man die Statistik, muss man lange kramen, um Vergleiche beider Vereine zu finden. In der Saison 2005/06 verlor der FCO in Meuselwitz mit 0:2, das Rückspiel wurde 2:1 gewonnen (Torschützen waren Falko Thomas und Robert Koch), was den Abstieg aber nicht mehr verhindern konnte. Ein Jahr zuvor hießen die Resultate 2:2 (Dirk Gierich und ein Eigentor) sowie 1:3 (Sven Kubis).
Wie die Partie wohl diesmal ausgeht, wessen Abwehrreihe besser steht? Man darf gespannt sein. Die der Cottbuser hielt vor acht Jahren knapp eine Stunde dicht, dann brach Klose den Bann (59.). Am Ende gewann München noch mit 5:0.
Jens Kölz