Der FC Oberlausitz scheint wieder in die Spur zu kommen. Nach dem mühevollen Sieg gegen Dresden kehrten die Neugersdorfer nun auch aus Jena mit drei Punkten im Gepäck zurück. Der 2:0-Erfolg war am Ende mehr als gerecht.
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. (Noch-)Drittligist RB Leipzig hatte keine Kosten und Mühen gescheut, seinen Sachsenpokal-Halbfinalkonkurrenten mit einer überdimensionalen Teleskopkamera genauer unter die Lupe zu nehmen. Er sah einen stürmisch beginnenden Gast, der sofort das Zepter übernahm und mit Macht auf die frühe Führung drängte. Chancen erspielte sich der FCO zuhauf. Jenas Torwart Gheorghiu musste sich schon in der Anfangsphase mehrfach auszeichnen, um seine junge Truppe im Spiel zu halten. Reaktionsschnell kratzte er Nezmars Schuss aus dem rechten unteren Eck (6.), ebenso prächtig war seine Parade bei Heineccius' Versuch auch 20 Metern (11.). Dazwischen hatte er mächtig Glück, als Petricks Schuss das lange Eck nur knapp verfehlte (9.). Nach einer Viertelstunde musste der Schlussmann dann aber doch der Kugel hinterher schauen. Petricks Eingabe legte Nezmar auf Marrack ab, aus 13 Metern versenkte der den Ball volley im Tor. Das 1:0 verlieh den Oberlausitzern Sicherheit, sie nahmen das Tempo jetzt etwas heraus, ohne jedoch in Gefahr zu geraten, den Vorsprung zu verspielen. Die Feldüberlegenheit des Gastes blieb ungebrochen, er war weiterhin die gefährlichere Mannschaft. Ein weiter Freistoß Flachbarts, der diesmal als Kapitän auflief, erreichte den durchlaufenden Dittrich, der seinerseits per Kopf im glänzend aufgelegten Gheorghiu seinen Meister fand (26.). Es folgten weitere sehenswerte Möglichkeiten von Penc (30.) und Marrack (33.). Die beste davon erarbeitete sich Heineccius. Güttich und Carl konnten seinen Sturmlauf nicht bremsen, erst der Außenpfosten war Endstation für den immer besser in Form kommenden Mittelfeldakteur (35.). Die Vorentscheidung ließ weiter auf sich warten. "Wir trauerten der einen oder anderen Chance nach" stapelte Trainer Weidner tief, denn die 1:0-Führung war zur Pause, sieht man die Spiel- und Chancenverhältnisse, viel zu knapp. Schott, das zuvor in fünf Spielen ungeschlagen blieb, sah sich bis dahin immer mehr in die Defensive gedrängt, versuchte mit weiten und hohen Bällen die Abwehr der Neugersdorfer zu überraschen. Die Verteidigung stand allerdings ganz sicher, lediglich einmal musste Torwart Samoel eingreifen, Bahners Kopfball stellte ihn jedoch vor kein sonderliches Problem (28.).
Auch nach dem Wechsel verlagerte der FCO das Spiel in die gegnerische Hälfte, erspielt sich Möglichkeiten, schien aber weiter zu vergessen, das Spiel zu entscheiden. Penc raffte sich, wie schon im Dresden-Spiel, zu einem Sololauf auf, schüttelte drei Gegenspieler ab, fand über Nezmar Heineccius, dessen Schuss in aussichtsreicher Position den Kasten verfehlte (55.). Nezmar trifft, stark bedrängt, aus fünf Metern auch nicht das Tor, nachdem Liška Raffel den Ball abgeluchst hatte (62.), Heineccius, der sich mit Liškas Unterstützung durch die Schott-Abwehr wühlt, kann ebenfalls nicht vollenden (64.). Beste Chancen in Hülle und Fülle - doch kein Tor. "Alles in allem waren wir heute mindestens eine Klasse schlechter als der Gast. Aber es stand lange nur 0:1, so wir hatten Hoffnung, zu Hause einen glücklichen Punkt zu holen." erklärte Jenas Trainer Geisendorf seinen Dreifachwechsel, mit dem er seine Mannschaft aufrütteln wollte. Die straffte sich jetzt auch nochmal, drängte nun ihrerseits, doch Neugersdorfs Abwehr hielt dem Druck stand und stets den Kopf oben. Lediglich Enkelmanns Freistoß aus 30 Metern flog in Richtung Samoels Gehäuse, gefährden konnte er es nicht (70.). In der nun aufkommenden Schlusshektik versuchten die Gastgeber alles, kämpften, auch mit nicht ganz astreinen Mitteln. So forderte Bahner einen Elfmeter, wurde dafür vom gut leitenden Schiedsrichter Jessen mit einer Gelben Karte bedacht (80.). Doch all das hätten sich die Oberlausitzer mit etwas mehr Effektivität und Cleverness ersparen können. So gelingt auch Heineccius, völlig frei und mit viel Zeit zum Abschluss kommend, nicht die Entscheidung (83.). Erst als wiederum Heineccius auf Nezmar flankt und der gegen die Laufrichtung des Torwarts zur Entscheidung einköpft, ist den wackeren Jenaern der Zahn gezogen.
Neugersdorf hatte ein starkes Spiel gezeigt, die herausgespielten Gelegenheiten hätten für mehrere Partien gereicht, der Erfolg war hochverdient. "Man konnte die individuelle Klasse der Mannschaft sehen, mit ihrer Vielzahl an Möglichkeiten hat sie das Spiel im Endeffekt völlig zurecht gewonnen." anerkannte Schotts Trainer Geisendorf. Neugersdorfs Weidner freute sich am Ende " … daß wir das Spiel zu jeder Zeit im Griff gehabt haben. Es war knapp, trotzdem waren wir mit großen Chancenvorteilen überlegen. Wir haben Moral gezeigt. Der Sieg ist wichtig für uns und unsere kommende Aufgaben." Und so geisterte RB Leipzig nicht nur am Rande des Platzes, sondern auch schon in den Hinterköpfen des FCOs herum. Am 09.April treffen sich beide, wie schon im Vorjahr, zum Sachsenpokal-Halbfinale in Neugersdorf.
jk / Erich Scherbarth |
Tore: 0:1 Marrack (15.), 0:2 Nezmar (87.)
SV SCHOTT Jena Gheorghiu - Kretzer (64. Fonfara), Raffel, Carl, Güttich - Reuther, Dietzsch, Lelle (64. Kohlmann), Bismark (64. Schmolke) - Enkelmann, Bahner
FC Oberlausitz Neugersdorf Samoel - Ney, Lukáš, Penc , Flachbart - Petrick - Dittrich (88. Stratmann), Heineccius, Liška - Marrack (70. Berg), Nezmar (88. Hädrich)
Zuschauer: 110 SR: Rasmus Jessen (Berlin) SRA: Maximilian Stern, Pascal Wien |