Fußball-Feiertag in Neugersdorf. Der FCO hat sich für das Sachsen-Pokalfinale qualifiziert. Mit einer famosen Leistung setzten sich die Oberlausitzer gegen Titelverteidiger RB Leipzig verdient mit 1:0 durch.
Der Drittligist hatte einige Spieler für den Aufstiegskampf zur zweiten Bundesliga geschont. So fehlten Frahn, Poulsen und Kaiser. Trotzdem war der zwei Klassen höher angesiedelte Gast klarer Favorit, zumal er seit 10 Ligaspielen nicht mehr verlor. So hatten die Gäste von Anfang an auch mehr Ballbesitz, doch in Gefahr brachten sie die Abwehr der Neugersdorfer nicht. Diese präsentierte sich sehr aufmerksam und motiviert, stand kompakt und gab keinen Ball preis. Der FCO lauerte auf Konter, konnte mit seinen Gegenzügen aber auch keine Gefahr ausstrahlen. So spielte sich die Begegnung hauptsächlich im Mittelfeld ab, Torraumszenen gab es kaum. In den ersten 30 Minuten näherten sich beide nur einmal dem gegnerischen Gehäuse. Nezmar Schuss verfehlte das Tor klar (6.) und Thomalla Versuch konnte Samoel problemlos entschärfen (9.). Erst in den letzten fünf Minuten der ersten Halbzeit boten sich die Höhepunkte und dafür war zur Überraschung und Freude der 2013 Zuschauer der Gastgeber verantwortlich. Liška trifft nach Zusammenspiel mit Nezmar aus spitzem Winkel das leere Tor nicht (40.) und vergibt damit die beste Möglichkeit. Dann verfehlt Heineccius in aussichtsreicher Position den Kasten (42.) und schließlich kann Nezmar eine herrliche Kombination über Šisler, Heineccius und Flachbart nicht verwerten (44.). In dieser Phase war der FCO ganz nah an der Führung.
Mit dem Rückenwind der letzten fünf Minuten des ersten Durchgangs kamen die Neugersdorfer aus der Kabine. Nun hatten sie ihren Respekt abgelegt und wurden frecher. Erst lauert Nezar auf Šislers Flanke, trifft aber das Tor nicht (47.). Dann kommt Kunzes großer Auftritt. Heineccius nutzt eine Unsicherheit der RB-Abwehr, flankt den Ball zum Rechtsverteidiger, der Röttger überspielt und unhaltbar hoch ins lange Eck zur umjubelten Führung einschießt. Zwar erhöhte der Gast nun die Schlagzahl, doch ist der FCO zwingender, erspielt sich weiter die klareren Möglichkeiten. So auch, als sich Petrick, Kunze und Heineccius zum Direktspiel finden, Franke in höchster Not vor Šisler klärt (61.). Neugersdorf hielt weiter voll dagegen, ließ keinen geordneten Spielaufbau der Messestädter zu. Lediglich in der 75. Minute tauchten die Gäste durch Palacios-Martinez einmal gefährlich vor Samoel auf, doch der war auf dem Posten. Die Leipziger verstärkten nun ihre Bemühungen. Spielanteile und Druck nahmen deutlich zu, doch sie fanden keine Mittel, um die starke Neugersdorfer Defensive, die sich zunehmend mit weiten Bällen nach vorn befreite, zu überlisten. Im Gegenteil, fast wäre Nezmar nach Freistoß Šislers gar noch das 2:0 gelungen (85.).
Die Leistung des FCO nötig höchsten Respekt ab und zeigt, wozu die Truppe fähig ist. "Die Spieler sind bis an die Grenzen gegangen, haben Gras gefressen. Der Sieg war hochverdient, wir haben Leipzig nicht zum Spiel kommen lassen und hatten deutlich mehr Chancen" freute sie Trainer Weidner.
Es sollte das Spiel des Jahres werden. Dass es das nicht wurde, hat sich der FCO selbst zuzuschreiben. Das Spiel des Jahres findet nun Anfang Mai statt. Dann kommt der Chemnitzer FC zum Finale des Sachsenpokals in die Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportanlage.
jk / Erich Scherbarth
Die Sächsische Zeitung schreibt:
Die letzten Minuten hielt es FCO-Präsident Ernst Lieb nicht mehr auf seinem Platz aus. Erst lief er nervös die Seitenlinie auf und ab, dann verschwand er ganz im Kabinentrakt der Jahnturnhalle. Zu dem Zeitpunkt führte seine Mannschaft mit 1:0 gegen das nominell zwei Klassen bessere Profiteam aus Leipzig, und die Sensation des diesjährigen Sachsenpokals lag in der Luft. Aber Lieb hatte eigentlich keinen Grund zu übertriebener Aufgeregtheit, denn warum sollten die Gäste in der Schlussphase besser machen, was ihnen im gesamten Spiel nicht gelang? Diesem FC Oberlausitz war an diesem Abend nicht beizukommen. Sinnbildlich dafür war Timo Röttgers Freistoß in der Nachspielzeit. An Freund und Feind vorbei segelte die Kugel ins Toraus.
Röttger war einer der vielen Spieler, die sonst unter dem Leipziger Trainer Alexander Zorniger meist nur Ersatz sind, im Pokalspiel aber ihre Chance erhielten. Obwohl er gelegentlich seine Dynamik aufblitzen ließ, enttäuschte er insgesamt genauso wie die Nachwuchs-Nationalstürmer Denis Thomalla oder Federico Palacios-Martinez. Entsprechend bedient war Alex Zorniger nach dem Abpfiff, der die Niederlage bei dem Oberligisten auf seine Kappe nahm: „Ich habe die Mannschaft komplett ausgetauscht. Das war zu viel." Und frustriert warf er seinen jungen Drittligaspielen vor, dass sie es nicht geschafft hatten, einer über 120 Jahre alten Abwehrkette davonzulaufen.
Einer aus der Abwehrkette hatte die passende Antwort auf diese Bemerkung gegeben, schon bevor Zorniger sie den Journalisten in den Block diktierte. In der 51. Minute startete Rechtsverteidiger Sepp Kunze durch, als das FCO-Mittelfeld einmal mehr den Ball erobert hatte. Tatsächlich erreichte ihn der hohe Flugball aus dem Zentrum, und Kunze nahm ihn derart geschickt und sehenswert mir der Brust an, dass er mit einer Bewegung seinen hinzugeeilten Bewacher Röttger stehen ließ und allein vor Fabio Coltorti auftauchte. Sein Schuss aus 14 Metern schlug unhaltbar im Dreieck ein.
Die Führung kam keineswegs überraschend. Schon die Minuten vor der Halbzeit hatten die Oberlausitzer dominiert, drei gute Gelegenheiten verpasst - allesamt gefährlicher als das, was die Gäste zustande brachten. Erst war es ein langer Ball, den Fabian Schößler, Sohn des prominenten Verteidigers Detlef, zu seinem Torwart köpfen wollte. Der Versuch geriet zu kurz, Jan Nezmar spurtete dazwischen und sah sich aus spitzem Winkel Torwart Coltorti gegenüber. Der Tscheche legte zurück auf seinen Landsmann Liska. Zentimeter strich dessen Schuss am langen Pfosten vorbei.
Kurz darauf bekam Leipzig nach einem Freistoß den Ball nicht fort. Philip Heinecci-us schnappte ihn sich und zog aus 13 Metern ab. Diesmal strich der Ball recht deutlich über den Kasten von Coitorti, der nach seiner Knieverletzung im Dezember das erste Pflichtspiel bestritt. Und Sekunden vor dem Schlusspfiff geriet Flachbart eine Flanke etwas zu hoch. Nezmar wäre zur Stelle gewesen.
Wo waren die Roten Bullen? Schon in der Anfangsphase wurde deutlich, dass Leipzigs zweiter Anzug an diesem Abend nicht die Klasse haben würde, um den Oberligisten mal eben zu überrennen. Im Gegenteil, die Roten Bullen wirkten ideen-und mittellos, versuchten es mit langen Bällen und 35-Meter-Schüssen. Nichts, was den aufmerksamen Abwehrchef Jan Penc oder Torwart Miroslav Samoel wirklich vor Probleme stellen konnte. Bereits vor der Abwehr räumte Karl Petrick alles ab und läutete die schnellen Neugersdorfer Gegenangriffe ein. Darin sieht auch der nach dem Spiel überglückliche Neugersdorfer Trainer Manfred Weidner den Schlüssel zum Erfolg: „dass wir uns nicht versteckt haben. Wir haben auf dem Platz gezeigt, dass wir wollten. Dass es dann noch relativ ungefährdet gelang, ist eine sensationelle Leistung."
Natürlich hatte RasenBallsport nach dem Rückstand mehr vom Spiel, wirkte an dem nasskalten Abend im Oberland abereher verzweifelt. Thomallas Schuss nach 55 Minuten war eine sichere Beute für Samoel, dann spielte sich das Geschehen weitgehend im Mittelfeld ab. Richtig knapp wurde es nur einmal, als eine Viertelstunde vor Schluss Palacios-Martinez aus 25 Metern abzog. Um Haaresbreite strich die Kugel über das Tor.
Inzwischen durfte sich Kunze, der mit Wadenkrämpfen ausgewechselt wurde, seinen Sonderapplaus vor den Neugersdor-fer Zuschauem abholen, für ihn rückte Tom Ney in die Abwehr und fügte sich nahtlos in den kämpferisch starken Verbund. Groß war der Jubel im Rund, als nach 82 Minuten mit Sebastian Berg auch ein Spieler aus der eigenen Jugend auf den Platz durfte.
Aber das war kein Vergleich zu den Bildern. die sich nach dem Schlusspfiff abspielten. als sich die Spieler feiernd in den Armen lagen. Und natürlich kehrte Präsident Ernst Lieb aus den Katakomben zurück und lud Manfred Weidner zum Tänzchen. „Sicher wollen wir auch im Finale alles versuchen, um zu gewinnen", sagte der FCO-Trainer noch. „Wann kommt so eine Mannschaft wie wir, die in der Oberliga spielt, noch mal im Sachsenpokal so weit?" Dort wartet mit dem Chemnitzer FC eine weitere Profimannschaft aus der Dritten Liga. Bis dahin wird die Abwehrkette des FCO noch ein wenig älter sein. Aber sicher nicht schlechter.
Frank Thümmler/Marcel Pochanke
Und das war der MDR Sachsen-Live-Ticker
Abpfiff / Endstand 1:0
Vorbei! Neugersdorf schafft die Überraschung gegen Top-Favorit RB Leipzig. Der FCO steht im Finale. • Vor einem Jahr war der FCO schon knapp an der Überraschung dran. Heute kann die Oberlausitz feiern. • RB heute ohne echten Siegeswillen und ohne Biss. Neugersdorf nicht unverdient weiter, hatte bessere Chancen.
90. + 1. Minute / Spielstand 1:0
Noch ein Wechsel bei Neugersdorf. Nun kommt noch Angreifer Marrack.
90. Minute / Spielstand 1:0
Zwei Minuten Nachspielzeit. Es sieht aber derzeit nicht nach dem Ausgleich aus. Die FCO-Fans feiern.
86. Minute / Spielstand 1:0
Im Gegenzug kommt Röttger zu einer Chance. Doch sein Schuss zu unplatziert, genau in die Arme von Samoel.
86. Minute / Spielstand 1:0
Und nun fast das 2:0. Konter über Nezmar, der im RB-Strafraum in den Ball rutscht. Knapp daneben.
85. Minute / Spielstand 1:0
Es geht weiter nur in eine Richtung, in Richtung FCO-Tor. Der Gastgeber verteidigt aber weiter tapfer.
83. Minute / Spielstand 1:0
Jetzt mal eine RB-Chance nach einer Ecke von Röttger. Doch Nattermann köpft neben das Tor.
82. Minute / Spielstand 1:0
Zweiter Wechsel bei den Gastgebern. Der außenseiter führt weiter überraschend gegen Favorit Leipzig.
78. Minute / Spielstand 1:0
Jetzt scheint RB Leipzig tatsächlich so etwas wie die Schlussoffensive einzuläuten. Neugersdorf unter Druck.
76. Minute / Spielstand 1:0
RB zieht jetzt das Tempo etwas an. Doppelchance. Sumusalo aus 20 m drüber, Willers köpft Samoel in die Arme.
75. Minute / Spielstand 1:0
Nun auch der erste Wechsel beim Gastgeber. Für Abwehrspieler Kunze kommt Abwherspieler Ney.
71. Minute / Spielstand 1:0
Neugersdorf macht das geschickt, steht sicher in der Abwehr und wartet auf Konter.
70. Minute / Spielstand 1:0
Wenn RB sich nicht langsam etwas einfallen lässt, kommt es heute zur großen Überraschung. Bisher der FCO clever
64. Minute / Spielstand 1:0
Nattermann rückt in die Spitze, bildet mit Palacios-Martinez das Sturmduo. Luge nun hinter den Spitzen.
64. Minute / Spielstand 1:0
Der erste Wechsel im Spiel. Für den Sohn von Detlef Schößler ist nun U23-Spieler Nattermann in der Partie.
64. Minute / Spielstand 1:0
Offiziell übrigens 2.013 Zuschauer in der Oberlausitz-Arena. Darunter etwa 200 Fans aus Leipzig.
62. Minute / Spielstand 1:0
Neugersdorf macht das bisher wirklich gut, lässt wenig zu. RB aber auch nicht mit letztem Einsatz.
58. Minute / Spielstand 1:0
Die Gastgeber stehen tief und warten auf Konter. Drittligist RB Leipzig immer noch abwartend im Spielaufbau.
55. Minute / Spielstand 1:0
Nun auch mal RB mit einer Chance. Thomalla zieht aus der Distanz ab, aber kein Problem für FCO-Keeper Samoel.
51. Minute / Spielstand 1:0
Ein sehenswertes Tor zur FCO-Führung: Kunze von rechts in den Strafraum trifft ins linke obere Eck.
51. Minute / Spielstand 1:0
Und da führt der Außenseiter. Rötter unterläuft einen langen Ball, Kunze lässt Coltorti keine Chance.
49. Minute / Spielstand 0:0
Neugersdorf mit Selbstvertrauen aus der Pause. Die Gastgeber maschen gleich ordentlich Dampf.
46. Minute / Spielstand 0:0
Weiter geht's. Beide Trainer vertrauen weiter ihrer Startelf.
Halbzeit / Spielstand 0:0
Pause in Neugersdorf. Leipzig in der ersten Hälfte klar Spiel bestimmend. Großchancen hatte aber Neugersdorf.
43. Minute / Spielstand 0:0
Ohne Frage, die Schlussphase der ersten Halbzeit gehört den Gastgebern. RB zu harmlos.
41. Minute / Spielstand 0:0
Und gleich nochmal der Oberligist: Heineccius fast unbedrängt im RB- Strafraum, aber weit drüber.
40. Minute / Spielstand 0:0
Liska hatte eben das leere Tor vor sich, traf aber nicht. Glück für Favorit Leipzig.
40. Minute / Spielstand 0:0
Das wär's fast gewesen. Großchance für FCO. Nach Abwehrpatzer bei RB legt Nezmar auf Liska ab, knapp daneben.
34. Minute / Spielstand 0:0
Die erste Chance im Spiel, RB-Mittelfeldspieler Sebastian mit einem Volleyschuss, knapp daneben.
32. Minute / Spielstand 0:0
Der Gastgeber hält mit viel Kampf und Einsatz dagegen. Nach vorn geht aber ebenfalls wenig.
30. Minute / Spielstand 0:0
Viele Ungenauigkeiten im Mittelfeld, auch RB verpringen die Bälle. Der Rasen ist aber auch sehr nass.
26. Minute / Spielstand 0:0
Neugersdorf, wo u.a. der international erfahrene Angreifer Nezmar spielt, zumeist mit langen Bällen.
20. Minute / Spielstand 0:0
Favorit Leipzig dominiert, bleibt aber im Spiel nach vorn zu ungefährlich. Der FCO wartet auf Konter.
17. Minute / Spielstand 0:0
Nichts passiert. RB Leipzig lässt sich im Spielaufbau Zeit, die Gastgeber halten dagegen.
12. Minute / Spielstand 0:0
Bisher noch ein Spiel auf Augenhöhe. Jetzt auch RB mit der ersten Ecke. Bringt aber nichts ein.
10. Minute / Spielstand 0:0
Hat zu regnen angefangen, mittlerweile schüttet es aus Eimern. Der Rasen rutschig, könnte ein Pokalfight werden
5. Minute / Spielstand 0:0
Die ersten Aktionen gehören dem Gastgeber. Gleich zwei Ecken. Die verpuffen aber.
3. Minute / Spielstand 0:0
Bei RB u.a. U23-Spieler Schößler im Team. Außerdem Röttger in Startelf, er ist sonst etatmäßiger Einwechsler.
3. Minute / Spielstand 0:0
Neugersdorf, die nach ihrem Aufstieg in die Oberliga vorn mitspielen, in Bestbesetzung.
3. Minute / Spielstand 0:0
Die Leipziger mit einer zum Ligaalltag ordentlich durchgewirbelten Mannschaft. Sebastian die einzige Stammkraft
1. Minute / Spielstand 0:0
Die Partie hat begonnen. Der Gastgeber hatte vor rund 2.000 Zuschauern Anstoß.
Vor dem Spiel
Coltorti hatte sich im Dezember eine Knieverletzung zugezogen. Seither stand ersatzkeeper Bellot im RB-Tor. • Die Personalie schlechthin beim Gast aus Leipzig ist Keeper Coltorti. Der steht erstmals seit 4 Monaten im Tor. • Für Neugersdorf ist die Partie das spiel des Jahres. DFB-Pokal gab es lange nicht in der Lausitz. • RB Leipzig könnte das Spiel eigentlich entspannt angehen. RB ist bereits sicher für den DFB- Pokal qualifiziert. • Beide Klubs standen sich bereits vor einem Jahr im Sachsenpokal gegenüber. Damals siegte Leipzig knapp 6:5 n.E. • Oberligist Neugersdorf empfängt heute in der Oberlausitz Drittligist RB Leipzig zum Sachsenpokal-Halbfinale.
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