Die Parole war eindeutig: Drei Punkte mussten her. Und die sollte Tabellennachbar Grimma liefern. Nachdem man im Hinspiel trotz drückender Überlegenheit wieder mal in der 90. Minute den Ausgleich schluckte, wollten es die Oberländer diesmal besser machen. Volle Konzentration von der ersten bis zur allerletzten Sekunde war angesagt. Mit guten und schnellen Ballkombinationen sollte wie in den ersten zwanzig Minuten von Dresden Druck erzeugt werden, ein schnelles Tor fallen und Ruhe ins Spiel kommen. Von diesem guten Vorsatz sahen die 165 (!) Zuschauer in der ersten Hälfte aber gar nichts. Im Gegenteil. Mit dem spritzigerem Spiel glänzten nämlich die Gäste und konnten durch Müller schon in der siebenten Minute nach krassem Deckungsfehler in Führung gehen. Nun war natürlich der FCO verunsichert. Alle Spieler bemühten sich um schnelle Zuspiele, aber entweder verfingen sich die Bälle in der gegnerischen Abwehr, wurde zu ungenau und zu steil abgespielt oder die Anspielpunkte fehlten total. Da es auch an der Raumaufteilung mangelte, brachten auch öftere Vorstöße von Maglica und Winkler nichts ein. Eine gute Kopfballmöglichkeit vergab Krause nach Freistoß (27.) und ein weiterer Haasler-Freistoß rasierte nur die Querlatte (40.). Zur Pause waren die zwölf lautstarken Grimmafans in Feierlaune, denn der Rückstand des FCO hätte noch höher sein können. Ein Müllerschuss strich knapp am Kasten vorbei (15.) und den Fallrückzieher von Schober konnte Branis zur Ecke klären. Die Neugersdorfer Zuschauer blickten der zweiten Hälfte hingegen skeptisch entgegen.
Doch nun geschah wieder so ein Fußballwunder, das auch die Trainer nach dem Spiel nicht richtig erklären konnten. Hatte die Kabinenpredigt beim FCO solche Wirkung oder trauerten die Grimmaer ihren verschenkten Möglichkeiten nach? Jedenfalls bewirkte der tolle Uhlig-Treffer aus der Drehung genau in den oberen Torwinkel (48.), dass nun die Oberlausitzer wie aus einem Guss spielten. Binnen vier Minuten war der FCO auf der Siegerstraße. Kubis machte das 2:1 (52.) nach einem schönen Spielzug über Havel und Miltzow. Dann verhalf der Grimmaer Birnbaum mit seinem Eigentor (62.) nach einer gefährlichen Eingabe von Havel den Einheimischen zum dritten Tor. Sieben Minuten später hätte Miltzows Geschoss aus 16 m den nächsten Torjubel verdient, aber die Querlatte verhinderte ihn noch. Den Abpraller konnte dann Kubis zum 4:1 (69.) einschieben. Die Gäste waren um Resultatsverbesserung bemüht, scheiterten aber mehrfach am guten Branis (57., 85., 88.). Auch die Neugersdorfer wollten für ihre Fans weitere Tore erzielen, aber das gelang nun weder dem eingewechselten Kästner noch Haasler nach Superpass von Krause. Für Trainer Matthias Schulz hatte "Uhligs Tor aus dem Nichts" die notwendigen Kräfte für den verdienten Sieg der Neugersdorfer freigesetzt.
Erich Scherbarth/Michael Schubert