Es ist schon ärgerlich, wenn man den schon sicher geglaubten Sieg kurz vor Ultimo noch aus der Hand geben muss. Aber der Fußball rollt nun mal 90 Minuten und da ist Konzentration bis zum Schluss notwendig. Gerade hatte der im ganzen Spiel gute Reaktionen zeigende Tomas Barta eine Flanke sicher weggefangen, da kam die nächste Eingabe von links außen. Diesmal schaffte es die Abwehr um Libero Maglica, der neben zwei, drei, teils gefährlichen Fehlabspielen auch einige Male Retter in letzter Not war, nicht den Ball aus der Gefahrenzone zu bringen. Prompt konnte VfB-Torschützenbester Schwesinger (8 Tore!) zum Kopfball kommen und den Ball platziert knapp neben den rechten Pfosten in die Maschen setzen. Barta flog in die richtige Ecke, war aber gegen diesen Ball aus 8 m machtlos.
Bei stürmischen Windböen und ebensolchen VfB-Angriffen machte der FC Oberlausitz in der vom Schiedsrichterkollektiv gut geleiteten Begegnung im Bruno-Plache-Stadion einen selbstbewussten, sicheren Eindruck. Man spielte aus einer verstärkten Abwehr und versuchte, mit langen Pässen (Haasler, Maglica, Thomas) und auch gutem Kombinationsspiel über mehrere Stationen (Krause, Miltzow) den Gegner zu beeindrucken. Und das gelang auch. Die Leipziger wurden, insbesondere nach dem Rückstandstor, zunehmend nervöser. In den letzten zehn Minuten gingen sie dann unfair und hektisch zur Sache, zwei gelbe Karten und eine rote sprechen da ihre eigene Sprache. Höhepunkt war natürlich der Platzverweis für Hannemann, der in der 90. Minute Sebastian Hecht völlig überflüssig niederstreckte, manche sahen dabei einen Ellenbogencheck, manche einen Faustschlag.
Dass die 1316 Leipziger und die fünf Neugersdorfer Zuschauer nur zwei reguläre Tore (zwei Abseitstreffer - für jede Seite einer - wurden nicht anerkannt) sahen, lag zum einen an den sicheren Abwehrreihen, aber auch am Chancenversieben auf beiden Seiten. Hervorzuheben sind dabei ein Schuss von Hannemann neben den linken Pfosten (6.), der Kopfball von Räbsch (21. - Barta klärt), der Querlattenschuss wieder von Hannemann (54.) oder der Drehschuss von Civan knapp übers Tor (79.) auf Leipziger Seite. Die dickeren Möglichkeiten hatte aber der FC Oberlausitz. Kubis' (28.) und Miltzows (41.) Großchancen wurden in letzter Sekunde durch Kracht bzw. TW Becker zu Ecken abgewehrt. Auch in der zweiten Hälfte gab es für den FCO weitere zwingende Chancen durch Haasler (53.), Kubis (69.) und Michael (83.). Der Führungstreffer durch die Oberlausitzer, ein gefühlvoller Heber von Haasler über den Tormann (66.), führte dann sofort zu noch mehr Sicherheit in den FCO-Reihen. Nun liefen einige gute Spielzüge im Mittelfeld (Haasler, Krause, Israel), die aber leider wie auch das von Trainer Matthias Schulz wieder stark bemängelte schlechte Ausspielen von Überzahlsituationen nichts einbrachten. An der Einsatzbereitschaft aller Neugersdorfer Spieler gab es keine Abstriche und so sollte man das Unentschieden schon als Erfolg für den FCO und Leipziger Enttäuschung werten.
Einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt leider die Wurfattacke auf die Wechselbank des FC Oberlausitz, bei der Mannschaftsleiter Berndt durch einen mit Steinen gefüllten Plastebecher eine Platzwunde mitten auf dem Kopf davontrug.
Michael Schubert