Landespokal 2018/19 - 1. Mannschaft

 
   

Wernesgrüner Sachsenpokal - Saison 2018/19



 
3. Hauptrunde - Sa, 13.10.2018 13:00
FC Oberlausitz Neugersdorf - FSV Zwickau  1:2 (1:2)
"Holt den Pokal, dann sind wir wenigstens gegen den Pokalsieger ausgeschieden. So könnten wir leichter mit dieser Niederlage leben." Karsten Hutwelker hatte die Lacher in der Pressekonferenz auf seiner Seite - Galgenhumor. Denn eigentlich war ihm ganz anders zumute: "Für mich ist das leider das komplett falsche Ergebnis. Die Mannschaft hat einen Riesen-Aufwand betrieben und vor allem in der ersten Halbzeit ein tolles Spiel gezeigt. Einen Klassenunterschied hat man heute zu keiner Zeit gesehen." Trotzdem gingen die Zwickauer als Sieger vom Platz, wie schon beim letzten Pokal-Heimauftritt der Neugersdorfer vor etwas mehr als dreieinhalb Jahren. Damals gewann der FSV mit 1:0, diesmal behielt er mit 2:1 die Oberhand.
Es war ein munterer Beginn, den beide hinlegten und über-raschenderweise waren es die Neugersdorfer, die die erste Druckphase aufbauten. "Wir waren am Anfang nicht so gut ins Spiel gekommen und hatten gleich mehrere Eckbälle gegen uns." Joe Enochs, der Zwickauer Trainer, sah seine Mannschaft zunächst in der Defensive, doch dann kam auch sie besser in die Partie. Beide Kontrahenten versuchten zum Torerfolg zu kommen, konnten sich aber nicht durchsetzen, weil die gegnerischen Abwehrspieler im entscheidenden Moment immer wieder dazwischen waren. Ronny König (12., 13.), Julius Reinhardt (23.) sowie Bocar Djumo (18.) blieb so der Torjubel verwehrt. Beide kämpften um jeden Ball, es war eine ansehnliche Begegnung, und nach reichlich einer halben Stunde fielen dann auch Tore. Die Gastgeber legten durch Jaroslav Dittrich vor. Das 1:0 war nahezu eine Kopie des Führungs-treffers der Neugersdorfer in Auerbach. Wieder flankte Antonin Rosa, wieder setzte sich Dittrich im Luftkampf energisch gegen seinen Gegenspieler durch. Diesmal war Alexandros Kartalis der Leidtragende. Enochs, dessen Mannschaft in den letzten sieben Ligaspielen nur einmal gewann, ahnte zunächst nichts Gutes: "Eigentlich ist es das Schlimmste, das passieren konnte, wenn man gegen einen unterklassigen Gegner in Rückstand gerät. Umso glücklicher waren wir, dass wir sofort ausgeglichen haben und vor der Halbzeit noch in Führung gegangen sind." Seine Mannschaft schlug zurück. Doch das Wie der Gegentreffer sorgte auf der Gegenseite für Unmut. Hutwelker: "Es begleitet uns eben leider seit Wochen, dass wir Gegentore zu einfach bekommen und dabei zu naiv verteidigen. Der Elfmeter war eine 50-50-Entscheidung. Beide halten, Dittrich etwas länger. Das zweite Tor darf nicht fallen. Rosa hätte sich da anders verhalten müssen." Beim ersten Treffer der Zwickauer war eher der Freistoß im Mittelfeld strittig, der letztendlich zum Strafstoß führte. Schiedsrichter Stefan Herde pfiff hier einen Oberkörpereinsatz von Jan Šisler ab. Letztendlich verwandelte Toni Wachsmuth, der von Dittrich im Strafraum gehalten wurde, souverän. "Den Elfmeter haben wir gebraucht, um in das Spiel erstmal wieder hineinzufinden", war sich der Zwickauer Kapitän um die Bedeutung seines Treffers bewusst. Beim 1:2 konnte Maik Könnecke völlig unbedrängt flanken, Ronny König schob den Ball aus Nahdistanz ein, es war sein erster Treffer für den FSV in diesem Jahr - und das kurz vor dem Pausenpfiff. "So waren wir in der Halbzeit 1:2 hinten und wussten überhaupt nicht warum" ,war Hutwelkers bitteres Fazit nach dem ersten Durchgang, während Enochs die "überragende Reaktion" seiner Mannschaft auf den Rückstand lobte.
Nach dem Wechsel wollten die Zwickauer das Spiel schnell abhaken, freuten sich zwei Minuten nach Wiederanpfiff über das 3:1. Doch König stand bei seinem Kopfball im Abseits. Der Stürmer, der in den vergangenen zwei Spieljahren 26mal für Zwickau erfolgreich war, zeigte, warum ihm bisher in der Liga noch nichts Zählbares gelungen ist. Er scheiterte am einsatzstarken Karl Petrick (48.), dann verlor er das Duell gegen Torhüter Jan Kone?ný (49.) und schließlich köpfte er eine Flanke Kartalis' unbedrängt am Neugersdorfer Kasten vorbei (50.). So blieben die Oberlausitzer im Spiel. Sie rappelten sich wieder auf, hielten dagegen, kämpften um den Ausgleich. Moravec' Freistoß aus 25 Metern war eine Augenweide, ebenso die Reaktion von Matti Kamenz im Zwickauer Tor, der den Ball aus dem rechten Dreiangel kratzte (60.). Dittrich (63.), Lukas Knechtel (69.) und Robert Koch (74.) hätten den leistungsgerechten Ausgleich machen und dem Spiel so noch einmal eine Wende geben können. Doch die Zeit rann dahin und die Gäste brachten die Partie routiniert über die Runden.
Trotz des Ausscheidens konnte die Hutwelkers Mannschaft den Platz erhobenen Hauptes verlassen. "Die Jungs haben ein tolles Spiel gezeigt und auf Augenhöhe agiert. Zum Ende der Partie fehlten dann aber auch die Alternativen auf der Bank." Zwar verstärkte Dennis Blaser noch einmal den Angriff, aber Josef Marek, der das Spiel in Zivil verfolgte, fehlt den Neugersdorfern. Mit mehr Offensivkraft hätte der FCO die Zwickauer an diesem Tag in größere Schwierigkeiten bringen können.
Jens Kölz
Tore: 1:0 Dittrich (32.), 1:1 Wachsmuth (36./FE), 1:2 König (45.)

FC Oberlausitz Neugersdorf
Konečný - von Brezinski (58. Fagan), Petrick, Träger, Rosa (88. Wolf) - Šisler - Dittrich, Moravec, Djumo, Knechtel - Koch (73. Blaser)

FSV Zwickau
Kamenz - Barylla, Wachsmuth, Antonitsch , Kartalis (90. Lauberbach) - Reinhardt, Frick - Bickel (90+ 3 Sorge), Könnecke (69. Bonga), Miatke - König

Zuschauer: 906       SR: Stefan Herde (Dresden) SRA: Richard Hempel, Gunnar Stary

Vorbericht
Da die Nationalmannschaft in der Nations-League antritt, ruht der Spielbetrieb in den oberen Ligen an diesem Wochenende. In unseren Breiten ist deshalb die dritte Runde des Sachsen-Pokals angesetzt. Erstmals greifen die Dritt- und Regionalligisten in diesen Wettbewerb ein. In Neugersdorf kommt es zur Spitzenpartie dieser Runde, denn der FC Oberlausitz empfängt den einzigen Drittligisten Sachsens, den FSV Zwickau.
Im Vorjahr hatten die Oberlausitzer viel Losglück. Mit dem SV Naunhof, SV Olbernhau (beide Landesklasse), Inter Leipzig (Oberliga) und dem Radebeuler BC (Landesliga) säumten jeweils unterklassige Mannschaften den Weg der Neugersdorfer ins Finale, das bei Chemie Leipzig mit 0:1 verlorenging. Die Leipziger packten ihre Chance beim Schopfe, stehen derzeit in der 2. Runde des DFB-Pokals und kassierten somit bereits jetzt über 400.000 Euro Antrittsgeld. Bei einem Sieg über den Zweitligisten Paderborn kämen nochmals mehr als 600.000 Euro hinzu. Zahlen, die zeigen, welch große Chance beim Finale in Leipzig verspielt wurde, sich nicht nur national zu präsentieren, sondern auch der Vereinskasse viel Gutes zu tun. Nun hat sich die Losfee gerächt und dem FCO den dicksten Brocken, der im Topf war, vor die Nase gesetzt. Karsten Hutwelker sieht in diesem Los aber keine Last sondern eher die Herausforderung: "Klar, es ist der stärkste Gegner, den wir ziehen konnten. Aber es ist auch eine Chance. In so einem Spiel können wir als junge Truppe wachsen. Wir sind nicht Favorit und können völlig unverkrampft in diese Partie gehen. Wir haben keinen Druck, wir können nur gewinnen." Mut machen dem Trainer die letzten Auftritte seiner Mannschaft. Nimmt man einmal die ersten drei Partien aus, ist eine Leistungssteigerung der Neugersdorfer unverkennbar. Von den letzten fünf Heimspielen wurden drei gewonnen, und bei den Unentschieden gegen Babelsberg und Erfurt war für den FCO deutlich mehr drin als jeweils nur ein Punkt. Auch auswärts konnte die Mannschaft zuletzt überzeugen, gewann in Fürstenwalde und Auerbach ohne Gegentor und war bei den Niederlagen in Berlin (Viktoria und BFC) zumindest gleichwertig. "Wir können durchaus für eine Überraschung sorgen", glaubt Hutwelker an seine Mannschaft.
Die hat mit dem kommenden Gegner allerdings auch unliebsame Erfahrungen gemacht. Im Sachsenpokal standen sich beide Kontrahenten bisher viermal gegenüber. Dreimal unterlag der FCO, 1998 in der 1. Hauptrunde mit 0:1, im November 2015 im Viertelfinale gab es ein 0:2 und im Halbfinale der Saison 14/15 gewann der FSV in Neugersdorf durch ein Tor von Marc-Philipp Zimmermann. Diese Partie war übrigens das letzte Heimspiel, das die Neugersdorfer im Sachsenpokal austragen durften. Das ist nun schon etwas mehr als dreieinhalb Jahre her. Das einzige Erfolgserlebnis gab es übrigens im Februar 2008, der FCO siegte im Elfmeterschießen. Bei den Zwickauern läuft die Saison bisher durchwachsen. Die Mannschaft von Joe Enochs, der vor dieser Saison das Traineramt bei den Westsachsen antrat, steht derzeit zwar vier Plätze über dem Strich, ist aber punktgleich mit Jena, das momentan auf dem ersten Abstiegsrang liegt. Nach einem guten Saisonstart mit acht Punkten aus den ersten vier Partien kamen in den restlichen sieben Begegnungen nur noch vier Zähler hinzu. Drei davon wurden allerdings vor zweieinhalb Wochen beim damaligen Spitzenreiter KFC Uerdingen entführt. Der FSV gewann mit 2:1 und hat in dieser Saison in jedem seiner fünf Auswärtsspiele getroffen.
Alles in allem dürfen sich die Zuschauer auf eine sehr interessante Partie freuen. Vielleicht pilgern wieder so viele in die Sparkassen-Arena wie vor drei Jahren. Damals sahen 2108 eine gutklassige und spannende Partie.
Jens Kölz